0622 - Gefangen in den Höllenschlünden
schwachen Schwefeldunst wahr. Zugleich machte sich sein Amulett bemerkbar. Merlins Stern reagierte auf den Fremden. Von ihm ging eine Aura Schwarzer Magie aus.
Vor dem Gast stand ein Glas Calvados auf dem Tisch.
Zamorra und Nicole blieben auf halbem Weg zum Tisch stehen. »Es ist verflixt kalt hier. Kälter als draußen! - Wo steckt denn Mostache?« fragte Nicole.
»Wenn du den Wirt meinst, der ist sehr unhöflich und hat sich geweigert, mich zu bedienen«, sagte der Mann am Tisch.
Zamorra öffnete sein Hemd und löste das Amulett von der Silberkette. »Ich wüßte nicht, seit wann wir alle verbrüdert sind, Monsieur«, sagte er und schleuderte Merlins Stern aus dem Handgelenk wie einen Diskus auf den Mann am Tisch zu.
Der riß die Augen weit auf und duckte sich zur Seite. Gerade noch rechtzeitig; das Amulett zischte um Haaresbreite an ihm vorbei. Ehe es hinter ihm die Fensterscheibe zerschmettern konnte, rief Zamorra es mit einem Gedankenbefehl in seine Hand zurück.
Er jonglierte lässig damit.
Der Fremde war blaß geworden. »Sie hätten mich umbringen können«, stieß er hervor.
»Sicher«, sagte Zamorra. »Und wenn ich das gewollt hätte, wären Sie jetzt auch tot. Dann hätte Ihr Abducken Ihnen auch nichts genutzt. Sie haben mich angerufen?«
»Ja. Sie sind Professor Zamorra?«
Der Dämonenjäger nickte. Während Nicole sich vorsichtig am Tisch niederließ, begab Zamorra sich hinter die Theke und beschaffte für seine Gefährtin und sich Getränke. »Mostache?« rief er durch die Verbindungstür nach hinten in den Küchen-und Wohnbereich. »Wo steckst du? Du könntest mal die Heizung einschalten! Oder sollen wir hier erfrieren?«
Aus einem entfernten Raum kam undeutliches Gebrumme und dann:
»Wenn du deinen komischen Freund rauswirfst, wird's bestimmt gleich wieder wärmer…«
»Warum hast du ihn nicht rausgeworfen?«
»Mit so was wie dem gebe ich mich nicht ab! Sieh zu, daß er bezahlt, oder ich schreibe seine Zeche auf deinen Deckel!«
»Vergiß es«, knurrte Zamorra. »Ich bin kein Wohlfahrtsinstitut.« Er nahm die Gläser und ging zum Tisch hinüber, setzte sich so, daß er mit dem Fremden und Nicole die Eckpunkte eines Dreiecks bildete. So konnten sie den anderen beim Gespräch gewissermaßen in die Zange nehmen und ihn zwingen, ständig zwischen ihnen hin und her zu sehen, den Kopf zu drehen… ein bewährter Trick, um andere zu irritieren, sie aus dem Konzept zu bringen.
Normalerweise wandte Zamorra diese Bosheit nicht an. Das hier aber war kein Normalfall.
Sein Gesprächspartner war ein Dämon!
Er zeigte menschliche Gestalt - mit einem kleinen Schönheitsfehler: An jeder Hand besaß er zwei Daumen.
Nach wie vor sprach das Amulett auf ihn an. Es vibrierte stark und war regelrecht heiß geworden, nur war diese Hitze nicht in der Lage, Zamorras Haut zu verbrennen.
»Wer sind Sie?« fragte er.
Der Dämon runzelte die Stirn. »Spielt das eine Rolle?«
»Sicher«, sagte Zamorra. »Es sichert Ihr Überleben, Freundchen. Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
»Das wissen Sie doch sehr genau.« Es bereitete dem Dämon offenbar Mühe, sich zu beherrschen und distanzierte Höflichkeit vorzuspielen, wie Zamorra sie verlangte. Daß er darauf einging, verriet dem Parapsychologen, daß dem Dämon sehr daran gelegen war, daß er, Zamorra, sich engagierte.
Die Kälte im Schankraum ging von ihm aus, wie Zamorra feststellte. Der Dämon verbreitete eine frostige Atmosphäre, die es drinnen tatsächlich kälter sein ließ als draußen. Wahrscheinlich lief die Heizung durchaus, kam aber nicht gegen die Aura des Dämons an.
»Natürlich weiß ich es. Sie sind ein Schwarzblütiger. Dennoch werden Sie mir Ihren Namen nennen. Hier und jetzt. Ihren wahren Namen.«
»Dann haben Sie Macht über mich und können mich jederzeit beschwören und auch Vernichten«, protestierte der Dämon.
Zamorra grinste.
»Vernichten kann ich Sie so oder so jederzeit«, sagte er und legte das Amulett vor sich auf den Tisch.
Sein Gegenüber starrte es an.
»Sie können uns nicht hereinlegen«, sagte Nicole. Der Dämon fuhr herum, sah sie überrascht an.
»Nur wenn wir wissen, wer Sie sind, können wir sicher sein, daß wir Ihnen glauben können«, fuhr sie fort.
»Ich könnte einen falschen Namen nennen.«
»Das würde ich sofort merken«, zog Zamorra seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Halten Sie mich nicht für dumm, Freundchen.«
»Ich werde jetzt gehen«, sagte der Dämon und erhob sich. »Unter
Weitere Kostenlose Bücher