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0623 - Markt der Gehirne

Titel: 0623 - Markt der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des Wächters zu zweifeln.
    Die Nachricht schockierte ihn. Er hatte nie damit gerechnet, daß dem Fremden die Flucht vom Gebiet der Klinik gelingen könnte.
    Das Ceynach-Gehirn hatte jedoch kaltblütig und folgerichtig gehandelt. Es hatte sich nicht auf ein Versteckspiel in der Nähe der Klinik eingelassen, sondern sofort begriffen, daß es nur in der großen Stadt eine Chance hatte.
    „Wir haben es hier mit einem überdurchschnittlich begabten Gehirn zu tun", sagte Doynschto mit widerwilliger Bewunderung zu seinem Assistenten. „Lassen Sie den allgemeinen Alarm aufheben. Wir brauchen nicht länger zu suchen."
    Spercamon zögerte. Er befand sich nach wie vor in der Klinik, denn Doynschto hatte bisher nicht auf einer aktiven Buße bestanden.
    „Werden Sie eine Suchmeldung aufgeben?" erkundigte er sich.
    „Darüber muß ich nachdenken", gab Doynschto zurück.
    „Aber man würde Tecto bald finden."
    „Richtig", gab Doynschto zu. „Die Frage ist nur, wer ihn finden würde, denn nach einer allgemeinen Suchmeldung wäre jeder Einwohner von Nopaloor zur Jagd auf ihn berechtigt. Alle Schwarzmarkthändler würden sich daran beteiligen. Sie wissen ja, daß deren Organisationen besser arbeiten als die offiziellen Stellen."
    „Aber es ist die einzige Chance!"
    „Ja", gab Doynschto nachdenklich zu. Er wußte, daß er eine Suchmeldung unterzeichnen mußte. Jeder in der Stadt würde ahnen, daß ein besonders wertvolles Gehirn aus der Klinik geflohen war. Kriminelle, wie der Rote Anatom, würden es wissen. Sie würden entsprechend reagieren.
    „Es ist ein Problem", sagte Doynschto verdrossen. „Wir waren einfach nicht vorsichtig genug. Wir haben diesen Ceynach unterschätzt. Ich frage mich, was er jetzt unternehmen wird."
    Doynschto wußte auch, daß er Tecto niemals wiedersehen würde, wenn er nichts unternahm. Er entschloß sich, eine eigene Suchtruppe zusammenzustellen und in die Stadt zu schicken. Er selbst würde sich nach Nopaloor begeben, um an bestimmten Plätzen zu suchen. Gleichzeitig würde er alle Freunde und Verbindungsmänner informieren. Ein solches Vorgehen zwang ihn zu einer allgemeinen Suchmeldung. Er konnte nur hoffen, daß seine Gruppe und die offiziellen Stellen schneller sein würden als alle anderen Organisationen.
    Doynschto ging in seinem Arbeitszimmer auf und ab und versuchte dem aufgestauten Ärger Luft zu machen. Sein Zorn auf Spercamon war verraucht - schließlich war er selbst an der Flucht des Fremden nicht unschuldig. Er hätte sich von Anfang an anders verhalten müssen.
    Spercamon beendete über Funk den allgemeinen Alarm und kehrte zu dem Wissenschaftler zurück.
    „Wenn ich nur wüßte, woher dieser Fremde kommt und wer er ist", grübelte Doynschto. „Seine Antwort auf diese wichtigen Fragen könnte uns helfen. Wenn uns seine Mentalität bekannt wäre, könnten wir daraus Rückschlüsse auf seine Handlungsweise ziehen. Es ist zum Verzweifeln. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte. In der Stadt leben ein paar Millionen Bordins. Wie wollen wir ihn finden?"
    „Bei einer allgemeinen Suchmeldung wird seine Identifikationsnummer überall ausgestrahlt. Jeder wird sich die Belohnung verdienen wollen."
    Doynschto sagte verbissen: „Bereiten Sie alles für einen längeren Aufenthalt in der Stadt vor. Inzwischen werde ich mit dem GOK sprechen. Vielleicht können wir die Bordinpolizei einsetzen, ohne daß es eine offizielle Verlautbarung gibt."
    Er wußte, daß das unmöglich war. Auch seinetwegen würde man keine Ausnahme machen. Doynschto der Sanfte mußte sich genauso an die Bestimmungen halten wie alle anderen Einwohner von Nopaloor. Gerade zu einem Zeitpunkt, da sich die Übertritte häuften, mußte die Regierung peinlich darauf achten, daß durch prominente Bürger von Yaanzar keine Präzedenzfälle geschaffen wurden.
    Doynschto stellte die Verbindung zur Zentrale her. Der Verantwortliche, mit dem er sprach, war ihm nicht bekannt. Er fragte nach Pergoygran, den er am besten kannte.
    „Pergoygran ist zu einer privaten Reise unterwegs", wurde ihm erklärt. „Mein Name ist Maschoyn. Ich nehme Ihre Wünsche gern entgegen."
    Der respektvolle Unterton in der Stimme des Mannes machte Doynschto zuversichtlich.
    „Ich bitte um den Einsatz der Bordinpolizei. Aus meiner Klinik ist ein kranker Bordin entkommen. Er heißt Tecto und..."
    „Warten Sie!" wurde er unterbrochen. Für ein paar Augenblicke verschwand das Gesicht vom Bildschirm, der Mann schien irgend etwas zu überprüfen. Als er wieder

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