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0623 - Markt der Gehirne

Titel: 0623 - Markt der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entgegengetreten werden, wenn der gesamte Markt nicht an Glaubwürdigkeit verlieren sollte.
    Sonst konnte es eines Tages dazu kommen, daß Yaanzar nicht mehr der Gebende und der Nehmende sein würde.
    Wenn der Markt weiter in dieser Weise korrumpiert wurde, konnte es passieren, daß das GOK in Einverständnis mit den Wissenschaftlern den Markt auf eine andere Welt verlegen würde.
    Doynschto der Sanfte konnte nicht ahnen, daß er in ein paar Tagen selbst an unerlaubten Gehirngeschäften teilnehmen und sich auf diese Weise in den Kreis jener einreihen würde, die er jetzt so sehr verabscheute.
    Ein Geräusch am Eingang ließ ihn aufblicken.
    Percto kam herein. Der junge Bordin brachte die Karaffe mit dem Shamm.
    „Du kannst sie auf den Tisch stellen", sagte Doynschto der Sanfte. „Bevor ich meine Arbeit nicht beendet habe, werde ich das Zeug nicht anrühren. Es vernebelt die Sinne und gaukelt Dinge vor, die nicht wirklich sind."
    Der Bordin lächelte verständnisvoll.
    „Sie werden sich die Augen verderben", prophezeite er seinem Herrn. „Das Licht müßte viel intensiver sein."
    Doynschto lehnte sich zurück. Er war etwa 1,70 Meter groß und zierlich gebaut. Er ging aufrecht wie alle Yaanztroner und besaß zwei Arme und Beine. Sein Körper war mit feinen moosgrünen Haaren bedeckt, die stellenweise bereits die goldgrüne Färbung des Alters annahmen. Nur das Gesicht des Wissenschaftlers war frei davon. Wie alle Yaanztroner besaß Doynschto zwei spitze Fledermausohren mit feinen Haarbüscheln an ihren Enden. Sein Gesicht wurde von zwei großen, abwechselnd rötlich oder goldfarben leuchtenden Augen beherrscht. Die Nase war schwarz und breit.
    Doynschto trug eine Toga mit einer Art Fenster über der Brust, so daß seine ID-Plakette sichtbar blieb.
    „Ich liebe dieses Licht", sagte Doynschto zu seinem Diener.
    „Ein Mann in meinem Alter denkt nicht daran, daß er sich die Augen verderben könnte. Viele Dinge, die mich früher einmal berührten, sind mir längst gleichgültig geworden."
    Percto schwieg. Er stand den philosophischen Betrachtungen seines Herrn mehr oder weniger uninteressiert gegenüber.
    Doynschto wechselte das Thema.
    „Wie lange bist du schon bei mir, Percto?"
    „Zweieinhalb Jahre!"
    „Wie lange läuft der Vertrag, den wir abgeschlossen haben?"
    „Sechs Jahre", sagte der Bordin. Er war offensichtlich erstaunt darüber, daß diese Daten dem Wissenschaftler nicht bekannt waren.
    Doynschto warf die Datenkarten in einen Korb und stand auf.
    Der Arbeitsraum hatte die Form einer ovalen Schale; die von einer stabilisierenden Flüssigkeit getränkten Stoffwände sahen fast wie Felsformationen aus. Der Boden bestand aus polierten Metallplatten, die das Licht reflektierten.
    Auf der dem Tisch gegenüberliegenden Seite stand ein Regal mit zahlreichen Schaltvorrichtungen und Instrumenten. Von diesem Raum aus konnte Doynschto der Sanfte seine gesamte Transplantationsklinik steuern. Er machte von dieser Möglichkeit jedoch nur dann Gebrauch, wenn er krank oder müde war. Im allgemeinen bewegte er sich durch alle Abteilungen der Klinik und überprüfte, ob alle Arbeiten richtig ausgeführt wurden.
    Manchmal fragte er sich in einem Anflug von Selbstironie, ob es bereits beginnender Altersstarrsinn war, der ihn glauben ließ, daß der Erfolg vieler Arbeiten allein von seiner persönlichen Präsenz abhing.
    „Du kannst gehen, Percto!" entließ er den Bordin.
    Der Diener verließ den Raum. Er war trotz seiner Jugend schon über zwei Meter groß. Auf dem mächtigen, schwarzbehaarten Bordin-Körper saß ein Kugelkopf mit hoher Stirn, runden Ohren und sanften braunen Augen. Wie die Yaanztroner besaßen auch die Bordins sechs Finger und sechs Zehen. Für Doynschto waren damit noch keine verwandtschaftlichen Beziehungen hergestellt; als erfahrener Wissenschaftler wußte er, daß sich die Körperformen von Intelligenzen oft ähnelten.
    Doynschto ließ sich wieder am Tisch nieder. Noch vor ein paar Jahren hatte er sich um diese Tageszeit aktiv gefühlt, in letzter Zeit jedoch kam die Müdigkeit früher.
    Er hatte keine andere Wahl, als sich mit dem Problem des Alterns auseinanderzusetzen. Seine Arbeit war zur Routine geworden.
    Ein Ceynach hätte ein bißchen Abwechslung in diese Eintönigkeit bringen können.
     
    3.
     
    Eine Seite der großen Halle war offen. Sonnenlicht fiel herein.
    Mächtige, mit Ornamenten verzierte Säulen bildeten die Grenze zwischen dem Halleninnern und dem sich draußen anschließenden

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