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0623 - Markt der Gehirne

Titel: 0623 - Markt der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sichtbar wurde, sah er Doynschto irritiert an.
    „Es liegt noch keine allgemeine Suchmeldung vor."
    „Ich weiß", erwiderte Doynschto verlegen. Dieses Gespräch war ihm peinlich. Er haßte es, wenn er mit Nichtintellektuellen in dieser Weise sprechen und verhandeln mußte. Die Oberflächlichkeit, mit der diese Männer manche Probleme betrachteten, machte ihn nervös.
    „Sie müssen zunächst eine Suchmeldung aufgeben", sagte Maschoyn. „Daraus resultiert automatisch der Einsatz der Bordinpolizei und aller anderen dafür zuständigen offiziellen Stellen."
    „Ich dachte an eine andere Regelung. Die Sache sollte nicht zu einer offiziellen Angelegenheit werden."
    „Suchen Sie einen Bordin oder nicht?"
    „Natürlich!"
    „Dann ist es eine offizielle Angelegenheit. Sie können natürlich auf eine Suchmeldung verzichten, aber dann wird Ihnen niemand helfen."
    Doynschto preßte beide Hände gegen den Kopf. Er hatte das Gefühl, gegen eine Wand anzurennen.
    Trotzdem unternahm er noch einen Versuch.
    „Dieser Bordin trägt ein Ceynach-Gehirn."
    Die Augen des Mannes weiteten sich.
    „Es ist wertvoll und unberechenbar. Ich muß es wiederhaben!"
    Doynschto schrie die letzten Worte fast heraus. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er bereits eine besondere Beziehung zu diesem fremden Gehirn besaß, daß er kaum erwarten konnte, wieder mit ihm in Kontakt zu treten.
    „Ich begreife Ihre Erregung", meinte Maschoyn. „Aber Sie müssen verstehen, daß ich keine andere Wahl habe, als die Bestimmungen zu beachten." Er fügte ironisch hinzu: „Auch Pergoygran könnte Ihnen nicht helfen."
    Doynschto starrte auf den Bildschirm, ohne den Beamten wahrzunehmen. Seine Gedanken waren woanders.
    „Wollen Sie nun eine allgemeine Suchmeldung beantragen oder nicht?" erkundigte sich Maschoyn.
    „Ich beantrage sie", sagte Doynschto matt.
    „Dann geben Sie mir alle Daten. Außerdem brauche ich Ihre Erklärung, daß Sie bei eventuellen Folgen nicht protestieren werden."
    „Ich erkläre, daß ich keinen Protest erheben werde." Diese Aussage wurde in Maschoyns Dienststelle aufgezeichnet.
    „Es war das Klügste, was Sie unter diesen Umständen tun konnten." Maschoyn nickte selbstbewußt. Bisher haben wir jedes Gehirn gefunden."
    Das war eine Übertreibung, fand Doynschto. Er wußte genau, daß allein in Nopaloor jedes Jahr ein paar tausend Gehirne verschwanden und niemals wieder auftauchten...
     
    9.
     
    Obwohl Tecto jahrelang in Nopaloor gelebt hatte, kannte er sich nicht in allen Bezirken der riesigen Stadt aus. Hinzu kam noch, daß den Überresten seines Gehirns die Erinnerung schwerfiel.
    Das Wissen der Gehirnfragmente reichte jedoch aus, um Rhodan die Orientierung zu erleichtern und sich unauffällig zu benehmen.
    Er hatte inzwischen einen älteren Stadtteil erreicht und war durch verwinkelte Gäßchen auf einen freien Platz gelangt. Hier war der Boden nicht mit dem überall üblichen Kunststoffbelag bedeckt, sondern bestand aus festgestampfter Erde. Im Verlauf der Jahrhunderte waren Millionen von Füßen über diesen Platz gegangen, so daß sich allmählich eine Mulde gebildet hatte.
    Inmitten dieses auf diese Weise entstandenen Tales befand sich ein merkwürdiges Bauwerk. Es war eine auf der Spitze stehende Pyramide mit einer dreißig Meter durchmessenden Kugel auf der Oberfläche.
    Rund um dieses Gebäude bewegte sich eine merkwürdige Prozession.
    Auf einer Bahre trugen sechs Yaanztroner eine offenbar tote Frau.
    Unmittelbar hinter der Bahre bewegten sich zwei Männer, die einen Behälter mit einem Gehirn darin trugen. Dieser Gruppe folgten etwa fünfzig Bürger von Nopaloor.
    Das Gebäude, erfuhr Rhodan, war der Tempel einer religiösen Gruppe.
    Rhodan stellte fest, daß er nicht der einzige Zuschauer war. Er wandte sich an einen älteren Bordin.
    „Was geht hier vor?" fragte er.
    „Sie scheinen fremd zu sein", sagte der Alte. „Sonst hätten Sie von dieser Sache gehört."
    „Schon möglich", gab Rhodan gleichmütig zurück. Er bereute seine Unvorsichtigkeit. Ab sofort würde er seine Neugier zügeln, um sich nicht verdächtig zu machen.
    „Sie tragen das Gehirn von Promoysch durch die Straßen", erklärte der Alte. „Er arbeitete als Transplantator. Bei dem Versuch, dieser Yaanztronerin ein neues Gehirn einzupflanzen, unterlief ihm ein schwerer Fehler und die Frau starb. Aus Reue opferte Promoysch sein Gehirn. Es wird jetzt zusammen mit der Frau begraben."
    Fast hätte Rhodan mit einem ungläubigen Ausruf reagiert. Er

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