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0623 - Odyssee des Grauens

0623 - Odyssee des Grauens

Titel: 0623 - Odyssee des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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oder eine Frau gewesen war. Faulige Fleischreste hingen am Gerippe. Nach einem kurzen Blick auf das, was vom Gesicht noch übriggeblieben war, sprang er wieder auf und suchte Abstand.
    Der Gestank blieb ihm in der Nase.
    Zamorra hatte in seinem Leben schon viele Tote gesehen, aber noch nicht in diesem Stadium des Zerfalls.
    Chefinspektor Pierre Robin, sein Freund von der Mordkommission Lyon, hatte ihm einmal von einem Leichenfund erzählt - der Tote hatte mehr als einen Monat in einer abgeschlossenen Wohnung gelegen, und irgendwann war dann einem Nachbarn doch mal etwas aufgefallen. »Die ganze Wohnung stank bestialisch, und meine Klamotten konnte ich komplett wegschmeißen, weil der Gestank einfach nicht mehr 'rauszukriegen war«, hatte Robin erzählt. »Und diesen Gestank habe ich dann auch noch tagelang in der Nase gehabt…«
    Jetzt wußte Zamorra, was sein Freund damals gemeint hatte.
    Das hier war furchtbar.
    Kein Wunder, daß das ganze Unterdeck stank…!
    Nichts wie weg hier, dachte Zamorra, ehe sich dieser Gestank auch in meiner Nase festsetzt und ich ihn nicht mehr los werde…
    Aber dann kam er doch nicht mehr so schnell weg.
    Er sah weitere Tote.
    Sie befanden sich in verschiedenen Stadien der Verwesung. Von einigen gab es nur noch die nackten Knochen.
    Was war hier geschehen? Was für ein Drama hatte sich abgespielt?
    Hatte nicht der Araber behauptet, niemand an Bord könne sterben, des Fluches wegen? Wieso lagen dann Tote im Schiffsbauch?
    Zamorra wollte den Raum wieder verlassen, als ihm jemand entgegentrat.
    Er sah nur dessen Schatten.
    Aber jener, der unsichtbar war, dabei aber den Schatten warf, zeigte sich als erstaunlich materiestabil. Er stieß Zamorra einfach zurück. Der stürzte und konnte gerade noch verhindern, auf einen der Leichname zu fallen. Er drehte sich zur Seite, wollte sich wieder erheben und wunderte sich noch, daß das Amulett nichts gegen den Unsichtbaren unternahm und es nicht mal fertigbrachte, das grünlich flirrende Schutzfeld um seinen Körper zu errichten, als ihn ein Schlag traf und ihm die Besinnung raubte.
    ***
    Der Dämon fand das Schiff ohne Wiederkehr.
    Widersprüchliche Gefühle durchzogen ihn. Er bedauerte, daß er fündig geworden war, und er begrüßte es auch, weil er jetzt endlich in Aktion treten konnte - mußte!
    Er verwandelte sich und nahm die Gestalt eines Schwertfischs an; dabei aber gleich zehnmal größer, als Mütterchen Natur es für diese Gattung vorgesehen hatte. Die lang gezogene, harte Verlängerung des Fischmauls verhärtete er, um dann das Schiff zu rammen.
    Er wollte ein Leck in den Rumpf stoßen, damit das Schiff sank. Wenn er das schaffte, war seine Mission erfüllt; Zamorra würde mit dem Schiff untergehen und ertrinken, weil er es ja nicht verlassen konnte.
    Aber sein Rammstoß zeigte keinen Erfolg.
    Er fühlte, daß das Holz morsch und weich war. Aber er drang nicht durch das Material. Prallte einfach davon ab. Der Aufprall war für ihn in seiner Fischgestalt äußerst schmerzhaft.
    Auf einen zweiten Versuch verzichtete er und schwamm davon.
    Er mußte sich etwas anderes einfallen lassen.
    Er sondierte seine Umgebung. Es gab kein Kriegsschiff in seiner Nähe, dessen Kapitän er unter seine Kontrolle bringen konnte, um den Segler versenken zu lassen.
    Es half nichts.
    Er mußte selbst ran.
    Und das gefiel ihm gar nicht. Weil es seinen eigenen Tod bedeutete.
    Er begann sich zu fragen, ob sein Gehorsam wirklich so weit gehen mußte.
    Aber er fürchtete auch die Fürstin der Finsternis.
    ***
    Während Zamorra sich unter Deck herumtrieb, sah sich Nicole noch einmal in den Deck-Kajüten um. Eine nach der anderen öffnete sie, warf einen prüfenden Blick hinein und wandte sich dann wieder ab.
    Sie legte dabei keinen Wert darauf, es unauffällig zu tun. Sie wollte ja dabei gestört werden, um streiten zu können!
    Plötzlich traten ihr Diana, Dschinghis Khan und Admiral Nelson entgegen. »Es ist nicht gut, was du hier tust«, sagte die nackte Amazone.
    »Und was tue ich?«
    »Du willst den Kapitän stören.«
    »Ich will Informationen«, erwiderte Nicole. »Wollt ihr mich etwa davon abhalten?«
    »Ja«, sagte der Admiral. »Der Kapitän darf unter keinen Umständen gestört werden. Wollt ihr Neuen das absolut nicht begreifen?«
    »Nein!« grinste Nicole ihn an.
    Admiral Nelson zog seinen Degen. Der Mongole hielt plötzlich seinen Krummsäbel in der Hand, und die Amazone ihren Dolch.
    »Was soll das?« lachte Nicole sie spöttisch an. »Wollt ihr

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