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0623 - Odyssee des Grauens

0623 - Odyssee des Grauens

Titel: 0623 - Odyssee des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Streitkolben, trug er bei sich. Hinter die Lederschnur gesteckt, die auch seinen Schurz hielt. Zamorra sah, daß eine Stelle des Kolbens dunkelrot verfärbt war. Blut?
    Zamorras Blut?
    Hatte Bob ihn in der Nacht niedergeschlagen?
    Immerhin hatte der Massai Ruderwache gehabt, und möglicherweise hatte er Zamorra gesehen, wie er über das dunkle Deck geschlichen war.
    Der Dämonenjäger beschloß, den stummen Massai danach zu fragen!
    Jetzt aber turnte er erst einmal zur Brücke hinauf. Dort stand Tap am Ruder. Eigentlich hatte Zamorra gehofft, hier jetzt auch den unsichtbaren Kapitän vorzufinden. Aber er konnte nicht einmal den Schatten des Unsichtbaren erkennen; er hörte auch kein Röcheln und Schnaufen.
    »Was werden wir tun?« fragte er. »Bob teilte mit, daß wir vor Anker gehen werden. Wo sind wir hier? Gibt es eine Möglichkeit, an Land zu gehen und Vorräte zu bunkern?«
    »Du hast überhaupt nichts von dem verstanden, was ich dir gestern abend erzählt habe«, sagte Tap bedauernd. »Wir können nicht an Land gehen.«
    »Warum sollen wir dann ankern?«
    »Ich weiß es nicht. Da mußt du den Kapitän fragen. Es ist seine Entscheidung.«
    »Gern«, sagte Zamorra. »Hat er gerade mal Sprechstunde?«
    Tap sah ihn finster an.
    »Es ist eine Grundsatzentscheidung, die der Kapitän schon vor langer Zeit getroffen hat«, sagte er. »Jedes Mal, wenn wir Land sehen, ankern wir. Prinzip Hoffnung, verstehst du? Es könnte ja sein, daß sich etwas Entscheidendes geändert hat. Es könnte auch sein, daß es einen Magier gibt, der den Fluch von uns nehmen kann.«
    Zamorra holte Luft, um eine Frage zu stellen - verzichtete dann aber darauf. Er würde ohnehin keine Antwort erhalten.
    Der Kapitän war und blieb tabu…
    Zamorra sah in die Fahrtrichtung. Tatsächlich gab es weit voraus einen schmalen, grauen Strich am Horizont, der auf Land hinwies. Zamorra versuchte die Entfernung abzuschätzen und damit auch die verbleibende Fahrzeit. Wahrscheinlich würden sie noch etwa zwei Stunden benötigen, um nahe genug heranzukommen.
    Dann war es an der Zeit, einen gewaltigen Streit vom Zaun zu brechen und sich von Bord werfen zu lassen…
    »Wenn es dort einen Hafen gibt«, fragte er Tap, »werden wir dann dort ankern? Oder bleibt das Schiff draußen im freien Gewässer?«
    »Das wird der Kapitän entscheiden.«
    »Ja, der Kapitän…«, murmelte Zamorra. »Ein wirklich verantwortungsbewußter Mann, der sich um alles kümmert.« Er wandte sich ab und stieg wieder nach unten aufs Deck.
    »Was hast du erfahren?« fragte Nicole.
    Er erzählte es ihr. »Hast du eigentlich in letzter Zeit unseren Freund, den Irrwisch, gesehen?« fügte er hinzu. »Der scheint sich heute in Luft aufgelöst zu haben. Schon seltsam, daß er sich überhaupt nicht zeigt.«
    »Vielleicht muß auch so ein Wesen einmal schlafen und sich erholen. So, wie er vorher herumtobte… das muß doch ganz schön anstrengend sein. Weißt du was, Zamorra? Es ist mir eigentlich auch völlig egal, was er tut oder läßt. Ich hoffe, daß er bald seine eigenen Wege geht - oder auch fliegt.«
    »Trotzdem frage ich mich, ob ihm vielleicht etwas zugestoßen ist. Gestern war er so anhänglich…«
    »Wir sollten uns um andere Dinge Gedanken machen«, sagte Nicole. »Wenn ich mich nicht irre, wollen wir für Streit sorgen, nicht wahr? Vielleicht sollte ich noch einmal auf Roana herumhacken. Das wäre doch ein Ansatzpunkt für Ärger und Streit. Wenn wir das in den nächsten zwei Stunden ausweiten und auch die anderen Schiffsleute mit in die Sache hineinziehen - du hast doch beispielsweise deinen noch unbekannten nächtlichen Gegner, und du könntest jeden einzelnen verdächtigen und nach einem Alibi fragen, nichts glauben, herumpoltern… Über kurz oder lang bringen wir sie so weit, daß sie ausrasten.«
    »Wir müßten Don Cristofero hier haben«, schmunzelte Zamorra. »Dann wäre es kein Problem, Ärger zu bekommen.«
    »Haben wir aber nicht. Und ich sehne mich auch nicht nach seiner Nähe…«
    »Ich werde die Suche nach dem Kapitän forcieren«, sagte Zamorra. »Das gibt garantiert jede Menge Ärger. Und darauf solltest du dich vielleicht auch stürzen. Dich noch einmal mit Roana wegen der paar Kleidungsstücke zu kabbeln, halte ich für wenig erfolgversprechend. Es wäre auch unter deinem Niveau.«
    »Wie du meinst«, seufzte sie. »Forschen wir also nach dem unsichtbaren Kapitän… aber ich fürchte, den werden wir vor unserem Landgang nicht mehr kennenlernen…«
    Zamorra

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