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0623 - Odyssee des Grauens

0623 - Odyssee des Grauens

Titel: 0623 - Odyssee des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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alten und manchmal nicht mehr ganz so alten Sprachen zurecht, konnte sie zumindest erkennen und zuordnen.
    Das hier aber…
    Als er ein drittes Mal versuchte, mit einem Bannspruch den Dämon zurückzuwerfen, geriet der Hungrige in Zorn. Er bog seinen unwahrscheinlich massigen Körper etwas zurück und holte mit einem seiner Arme aus, um zuzuschlagen und Zamorra mit seiner Pranke den Kopf abzureißen.
    Ein letzter Versuch…
    Merlins Machtspruch!
    » Anal'h natrac'h - ut vas bethat. -doc'h nyell yenn vvé…«
    Der Dämon brüllte!
    Mitten in seiner Schlagbewegung hielt er inne. Schleimtriefende Augen wurden groß und begannen zu glühen.
    Und noch einmal schrie Zamorra den Zauberspruch, den Merlin ihn einst gelehrt hatte, der aber nicht universell anwendbar war: »Anal'h natrac'h - ut vas bethat - doc'h nyell yenn vvé! Anal'h natrac'h - ut vas bethat - doc'h nyell yenn vvé!«
    Noch lauter brüllte der Dämon, als er zurückflog wie von einer unsichtbaren Macht gepackt. Grell leuchtete Zamorras Amulett auf, das am Boden lag, und verstrahlte silbrige Blitze, die wild in den Körper des Dämons hämmerten. Der taumelte immer weiter zurück, riß etliche seiner Hände vors scheußliche Gesicht, und sein Brüllen wurde zum verzweifelten Kreischen und Wimmern.
    Zamorras Handfesseln rissen!
    Blut rann ihm aus den aufgescheuerten Gelenken.
    Er ignorierte den Schmerz, arbeitete weiter daran, auch den Rest der Schnüre zu lösen, doch da man ihn wie ein Paket zusammengebunden hatte, dauerte auch das seine Zeit, nur ging es jetzt wesentlich leichter, die Fesselung zu lockern, weil ein Anfang gemacht war und er jetzt immer mehr Bewegungsspielraum bekam.
    An der Tür sank der Dämon zusammen.
    Er brüllte nicht mehr.
    Das Amulett verstrahlte auch keine silbernen Blitze mehr, sondern lag wieder still auf den modrigen Holzbohlen.
    Aber jetzt nahm Zamorra auch das Rauschen des Wassers wieder deutlich wahr.
    Für ihn war hier unten im Schiffsbauch die Lebensgefahr noch längst nicht vorüber!
    ***
    Nicoles Versuche, den Knebel auszuspucken, blieben erfolglos. Sie zwang sich, Zorn und beginnende Panik unter Kontrolle zu bekommen und ruhiger zu werden. Sie mußte sich darauf konzentrieren, wenigstens eine Hand freizubekommen.
    Plötzlich tauchten die Rothaarige und Diana bei ihr auf. Roana trug immer noch Nicoles Kleidung. Sie schien sich darin sichtlich wohlzufühlen. Wütend funkelte Nicole sie an.
    Roana faßte zu und zog ihr den Knebel aus dem Mund. »Wolltest du mir etwas sagen?«
    »Fahr zur Hölle!« fauchte Nicole und spie aus. Jetzt, da sie endlich wieder freier atmen und auch ihre Zunge bewegen und normal schlucken konnte, bekam sie einen Hustenanfall.
    Das spöttische Lachen, das sie von Roana erwartet hatte, blieb aus.
    »Wir sind doch schon alle in der Hölle«, sagte die Rothaarige. »Und für dich hat der Kapitän den Tod beschlossen.«
    »Na schön, bindet mich los und werft mich über Bord«, schlug Nicole vor.
    Diana zog den Dolch aus der Unterarmscheide und wollte die Klinge an einer der Schnüre ansetzen. Aber Roana stoppte sie mit einer schnellen Handbewegung.
    »Das wird dem Kapitän nicht gefallen«, sagte sie.
    Die Amazone steckte den Dolch wieder ein. »Daran hatte ich nicht gedacht«, gestand sie.
    »Woran?« stieß Nicole hervor.
    »Daran, daß der Kapitän dich selbst töten will. Roana, müßten wir sie nicht unter Deck bringen? Hier oben kann er doch nicht viel mit ihr anfangen. Er hat hier nicht die Ruhe.«
    »Wovon redet ihr?« fragte Nicole unbehaglich. Sie versuchte in den Gedanken der beiden anderen zu lesen, aber es fiel ihr schwer.
    »Du wirst es erfahren«, sagte Roana. »Wirst du ruhig bleiben, oder müssen wir dich wieder knebeln?«
    »Ich werde ruhig bleiben«, sagte Nicole. Wie es aussah, hatte sie von niemandem mehr Hilfe zu erwarten, wozu sollte sie also ihre Stimmkraft vergeuden? Alles war besser, als wieder diesen Knebel in den Mund gestopft zu bekommen!
    Die beiden Frauen wandten sich ab.
    »Wartet!« forderte Nicole. »Ich habe da eine Idee.«
    Roana ging weiter, aber die Amazone blieb stehen. »Was für eine Idee?«
    »Hat Roana wirklich ihre Sachen über Bord werfen können? Und diese Sachen sind nicht zurückgekehrt?«
    »Sieht so aus…«
    Jetzt war auch die Rothaarige stehengeblieben.
    »Ja«, sagte sie. »Ist das noch wichtig für dich?«
    »Es könnte wichtig sein«, sagte Nicole. »Wir haben gestern abend ein wenig mit Tap gezecht. Die Flasche Rum, die er hatte, wurde und wurde

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