0624 - Der Schädel des Riesen
aus, daß Nadine in eine Lage geraten ist, die dies ändert?«
»Keine Ahnung. Es war nur ein Gedankenspiel.«
Bill schlug sich gegen die Stirn. »Verflixt, daran habe selbst ich noch nicht gedacht.«
»Wäre es verkehrt?«
»Nein, im Prinzip nicht. Aber ich kann mir das einfach nicht vorstellen.«
»Du mußt versuchen, umzudenken, Bill.«
»Ach wo. Wenn so etwas auf sie zugekommen wäre, hätten wir es längst gemerkt. Auch eine Wölfin wie Nadine kann sich nicht derartig verstellen. Das ist nicht möglich. Sie lebt bei uns, sie ist Johnnys Beschützer. Er und sie sind ein Herz und eine Seele. Die beiden stehen förmlich in einem geistigen Kontakt zueinander. Es ist manchmal, als könnte sie die Gedanken meines Sohnes lesen. Wenn etwas in der Richtung im Gange gewesen wäre, was du angedeutet hast, Suko, hätte Johnny das bemerkt und uns Bescheid gegeben.«
»Bist du sicher?«
»Hundertprozentig!«
Suko nickte. »All right. Es war bei mir der Versuch einer Erklärung. Behalte sie im Gedächtnis.«
»Werde ich machen.«
»Laß uns weitergehen!«
»Wohin?«
Da fiel Suko auch keine Antwort ein. Er rückte mit einem anderen Vorschlag heraus. »Wäre es sinnvoll, wenn wir uns trennen würden?«
»Möglich, aber auch gefährlich.«
»Wegen der Ratten?«
»Bestimmt. Keiner weiß, was uns außer ihnen noch erwarten wird. Ich meine, daß wir schon zusammenbleiben sollten.«
»Okay, gehen wir gemeinsam und…«
Da fielen die Schüsse!
Zwar relativ weit entfernt, deshalb auch dumpf klingend, wie durch einen Filter gedämpft, aber so gut hörbar, daß beide Männer anhand des Klangs heraushörten, um welche Waffe es sich handelte.
»Das war eine Beretta!« flüsterte Bill, dessen Gesicht sichtbar bleich wurde.
»Ja, du hast recht.« Suko war sehr nachdenklich geworden. »Es gibt nicht viele Personen, die mit einer derartigen Waffe ausgerüstet sind. Jedenfalls kenne ich kaum jemand außer uns.«
»Bis auf John.«
»Eben!«
Bill holte tief Luft. »Meinst du, daß wir uns in seiner Nähe befinden?«
»Ich glaube schon. Nur müssen wir ihn finden.«
»Genau«, flüsterte der Reporter. »Wir müssen ihn eben nur finden…«
***
Meiner inneren Aufregung wegen hatte ich meine Schußhand durch die andere abgestützt. Ich konnte mir keine Fehlschüsse erlauben.
Die Ratten mußten sofort merken, mit wem sie es hier zu tun hatten, denn mit mir konnten sie nicht machen, was sie wollten.
Treffer!
Das Tier schluckte die Kugel, und ich schwankte die Beretta zur Seite, um auch das zweite Geschoß abzufeuern.
Ich selbst kam mir dabei vor wie jemand, der alles sehr langsam erlebt.
Dennoch ging es schnell, und auch das zweite Geschoß fuhr dicht unter der Kehle in den Rattenkörper.
Eine dritte hatte schon zum Sprung angesetzt, überlegte es sich anders und drehte ab.
Ich setzte ihr ein Geschoß in den Rücken!
Die Ratten vergingen. Noch lagen sie strampelnd und zuckend am Boden, doch ihr Fell veränderte sich bereits. Es verlor seinen Glanz und sah aus wie mit Staub gepudert.
Dann brachen die Tiere zusammen, begleitet von einem leisen Knirschen und Knacken.
Ich ließ die Beretta sinken und fühlte mich plötzlich erschöpft.
Klar, ich war nicht mehr der alte John Sinclair. Mir war dieses Erlebnis verdammt an die Nerven gegangen.
Auch die anderen Tiere blieben nicht mehr still hocken. Sie brachen durch das Unterholz und verkrochen sich an anderen Stellen.
Wahrscheinlich wollten sie dort auf mich lauern.
Brân »sprach« wieder zu mir. »Das erste Hindernis hast du überwunden, John Sinclair.«
Bei meiner Antwort drehte ich mich nicht um. »Es war einfach. Nur glaube ich daran, daß es mir die Ratten so leicht nicht mehr machen werden. Sie sind gewarnt.«
»Das stimmt.«
»Ich habe über deinen Vorschlag nachgedacht. Ich werde versuchen, jemand zu finden, der bereit ist, für mich nach Avalon zu gehen und das schwere Opfer auf sich zu nehmen. Bist du nun zufrieden?«
»Es freut mich, daß du so denkst.«
»Was bleibt mir denn? Aber ich kann keinen Menschen zwingen, dies für mich zu tun.«
»Du hast Freunde.«
»Das stimmt. Sie werden in dieser Welt mehr gebraucht als auf der Nebelinsel.«
Der Riese widersprach. »John Sinclair, du solltest dein menschliches oder zu menschliches Denken etwas beiseite lassen. Manchmal gibt es Dinge, die sind einfach zu groß, die muß man hervorlocken, und man wird sich darüber wundern, wie glatt alles läuft.«
»Mal sehen.«
Ich wollte nicht mehr reden und
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