0625 - Die Schrumpfkopf-Königin
ist ein Problem, auf das ich noch zu sprechen kommen wollte. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Diese Dämonin ist eine Künstlerin, was die Verwandlung angeht. Sie läßt sich nicht beschreiben. Sie sieht heute so und morgen so aus, wenn Sie verstehen. Sie ist eine gewaltige Gefahr für alle.«
»Dennoch müssen wir sie stoppen. Geben Sie uns einen Tip, Mr. Ogu. Ich bitte Sie.«
»Halten Sie die Augen offen. Wenn Akido merkt, daß Sie ihr auf der Spur sind, wird sie sich schon bemerkbar machen. Das können Sie mir glauben. Dann möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken.« Er sprach eindringlich weiter. »Denken Sie immer daran, welch eine Kraft sie besitzt, was ich Ihnen gesagt habe. Sie zerreißt nicht nur Tiere. Das gleiche könnte mit Menschen passieren.«
Suko nickte. »Wir haben die Warnung verstanden. Wenn sie Spuren hinterläßt, die keine Menschenleben kosten, um so besser. Nur müßten wir auch wissen, wo wir sie finden können. Die einzige Spur, die wir haben, ist Pete Sagari.«
»Ich kann Ihnen da nicht helfen. Sie können gern im Telefonbuch nachschauen.«
»Danke.«
Der Japaner holte das Buch aus einer Schublade der Wandtäfelung. Auf dem Schreibtisch breitete Suko den Wälzer aus und durchstöberte ihn.
Der Name Sagari war schnell gefunden. Die Adresse fand er ebenfalls heraus.
Sagari wohnte südlich der Themse, an der Grenze zu Belgravia.
Keine billige Gegend.
»Sie sind fündig geworden, Inspektor?«
»Danke.«
»Dann können wir ja zufrieden sein.« Der Mann lächelte knapp.
»Nein und ja. Ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen, um deren Beantwortung ich bitte.«
»Gern.«
»Werden Sie Ihre Aktivitäten in diese Richtung hin verstärken? Das heißt, mischen Sie und Ihre Leute mit?«
Takita Ogu überlegte. »Bisher sehe ich keinen Grund, denn ich bin nicht persönlich betroffen.«
»Wir könnten auf Ihre Hilfe rechnen, falls wir sie benötigen?«
»Das verspreche ich Ihnen. Schließlich bin auch ich daran interessiert, daß alles wieder ins Lot kommt. Wissen Sie, ich liebe Japan, ich liebe die Geschichte meines Landes, ich liebe auch die geheimnisvollen Mythen sowie die Askese der Mönche oder die große Freude vieler Menschen. Das alles ist für mich wichtig, es soll so bleiben, und das Böse soll in der Jigoku verharren.«
»Dann sind wir einer Meinung.«
Ogu persönlich brachte sie bis an die Tür. Dahinter wartete bereits ein korrekt gekleideter Mensch, der sie zum Ausgang geleitete. Neben dem BMW blieben sie für einen Moment stehen und atmeten tief durch. Shao schüttelte den Kopf.
»Weißt du, Suko, ich kann noch immer nicht fassen, daß auch John mit von der Partie ist.«
»Es scheint ihm nicht gutgegangen zu sein.« Der Inspektor schloß den Wagen auf.
»Du willst telefonieren?«
»Richtig.« Seine Stimme klang belegt. »Ogu hat nicht zu Ende gesprochen. Ich befürchte, daß John etwas Schlimmes zugestoßen ist. Diese Schrumpfkopf-Königin muß furchtbar sein.«
»In der Tat.«
»Wie kann sie einen Hund einfach zerreißen?«
Suko gab keine Antwort, weil er schon wählte. Äußerlich ruhig, innerlich jedoch zum Zerreißen gespannt. Er hatte erst Sir James anklingeln wollen, es sich dann überlegt und die Nummer des gemeinsamen Büros gewählt, wo Glenda abhob und sich wunderte, daß sie mit Suko sprechen konnte.
»Wo steckst du denn?«
»Glenda, das spielt keine Rolle. Was ist mit John?«
Sie lachte. »Was soll mit ihm sein? Er ist noch unterwegs, glaube ich.«
»Wohin wollte er?«
Sie merkte, daß es Suko eilig hatte und nannte ihm die Adresse.
»Chiefinspektor Tanner bat um seinen Besuch.«
»Okay, aber passiert ist ihm nichts?«
»Nein.«
»Das ist gut.« Suko atmete auf. Wenn etwas schiefgegangen wäre, hätte Glenda davon erfahren.
»Soll ich ihm Bescheid sagen, daß du angerufen hast, wenn er sich meldet?«
»Das wollte ich gerade sagen. Ich bin bei folgender Adresse zu finden.« Suko buchstabierte den Namen und die Anschrift. »Sag ihm, daß wir der Person auf der Spur sind, die Akido heißt und die er ebenfalls kennen muß.«
»Ist das alles?«
»Ja.« Der Inspektor schickte noch einen Gruß hinterher und legte danach auf.
»Zufrieden?« fragte Shao.
»In etwa. Jedenfalls scheint ihn die Schrumpfkopf-Königin nicht erwischt zu haben.«
»Das ist doch schon etwas.«
»Sicher.« Suko startete den Wagen. Vorbei an zwei Wächtern rollten sie dem offenen Ausgang entgegen.
»Ich habe das Gefühl, daß wir schnell sein müssen«, erklärte Shao,
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