0625 - Die Schrumpfkopf-Königin
Sonnengöttin Amaterasu selbst gern gegen Akido angegangen wäre.«
»So ist es.«
»Sie wissen, wer Akido ist?« Der Japaner stellte die Frage nach einem langen Atemzug.
»Man nennt sie die Schrumpfkopf-Königin.«
»Ja, das stimmt. Sie besitzt Macht über Schrumpfköpfe und stammt aus einem Seitenreich der Jigoku, der Hölle. Dort hat sie ihren Platz gehabt. Sie kam über die Menschheit wie eine Plage. Ihre Opfer waren junge Männer, die sie durch ihre körperlichen Reize lockte. Sie war nämlich gleichzeitig eine große Hure und eine Gespielin mächtiger Dämonen. Sie muß ihre Sache sehr gut gemacht haben, denn man gab ihr ein eigenes Reich und eine unwahrscheinliche Kraft, der kaum etwas standhielt. Sie konnte diese Kraft erneuern, wenn sie ihre Diener tötete und deren Köpfe einem gewissen Prozeß unterwarf, die sie schrumpfen ließen. Von ihr selbst wurde den Köpfen magisches Leben eingehaucht. Wenn sie erscheint, sind die Köpfe zumeist nicht weit entfernt, denn sie gehören zu denen, die Akido bewachen.«
»Das waren interessante Ausführungen, Mr. Ogu«, bedankte sich Suko. »Nur stellen wir uns die Frage, was eine Person wie Akido hier in London sucht?«
Der Japaner nickte. »Das ist wirklich schwer zu beantworten. Ich kann Ihnen kaum helfen.«
»Kaum?«
Ogu rückte seine Brille zurecht. »Ich möchte Sie etwas anderes fragen. Ist diese Person Ihnen bereits erschienen? Hat sie Spuren hinterlassen?«
»Wir wissen es nicht.«
Takita Ogu nickte. »Dann möchte ich Sie aufklären. Ich will mich damit nicht herausstellen, aber Sie selbst haben mich ja nicht ohne Grund aufgesucht, nehme ich an. Sie wissen also, daß ich über gewisse Dinge gut informiert bin. Sollte etwas in London passieren, was mit meinen Landsleuten zu tun hat und außerhalb der Norm steht, erfahre ich es. So hat man mir gesagt, daß es einen Toten gab. Ein alter Mann, der ein Geschäft führte, wurde umgebracht. Man hat ihm die Kehle durchgebissen.«
»War es ein Tier?« fragte Suko.
Ogu hob die Schultern. »Niemand weiß es genau, aber ich kann es mir vorstellen.«
»Was, bitte?«
»Daß es kein Tier gewesen ist, sondern einer der Schrumpfköpfe, die Akido gehorchen.«
Shao und Suko schauten sich an. Beide waren nicht in der Lage, ein Wort zu sprechen. Plötzlich kam ihnen die Luft sehr stickig vor, und beide spürten den dicken Kloß in der Kehle.
»Das habe ich mir gedacht«, flüsterte die Chinesin. »Ich wußte es. Man hat mich nicht grundlos hergeschickt.«
»Es wird schwer sein, sie zu stoppen.«
Shao nickte. »Das glaube ich auch, Mr. Ogu. Aber wenn Sie schon derartig gut informiert sind – wissen Sie vielleicht noch mehr, was uns weiterhelfen könnte?«
»Ich habe mich nicht speziell um diesen Fall gekümmert. Er ist Sache der Polizei.«
»Moment mal«, sagte Suko, der beim Begriff Polizei wieder an sich persönlich dachte. »Wenn Sie vieles wissen und auch Ihre Landsleute kennen, könnten Sie uns auch verraten, wer getötet wurde und ob dieser Tote möglicherweise etwas mit der Schrumpfkopf-Königin zu tun gehabt haben könnte, als ei noch lebte.«
»Nein, das glaube ich nicht. Hatiyama war ein alter Mensch, der seinen kleinen Geschäften nachging. Er war gut angesehen, er tat niemandem etwas zuleide. Das können Sie so nicht sehen.«
»Weshalb starb ei dann?«
Takita Ogu trank einen Schluck Tee. Er hatte die Farbe von bleichem Gras. »Ich habe von einem indirekten Mord gesprochen. Von einer Warnung, die anderen galt.«
»Wem, zum Beispiel?«
Er lächelte. »Bevor Hatiyama getötet wurde, hat ein Kunde seinen Laden betreten. Die Polizei sucht ihn, sie wird ihn nicht finden, weil keiner meiner Landsleute etwas sagen würde…«
»Aber Sie kennen den Kunden?«
»Nicht persönlich. Ich weiß, wer er ist.« Ogu lächelte plötzlich.
»Da fällt mir etwas ein. Selbst Ihr Partner John Sinclair wird ihn kaum finden.«
»Moment, John ist…«
»Man rief ihn, weil die tödliche Verletzung doch sehr ungewöhnlich war.«
»Ach so.«
»Dann ist er schon am Ball«, flüsterte Shao.
Ogu hatte sie gehört. »Sie haben es exakt ausgedrückt. Ja, er beschäftigt sich mit dem Fall. Er wird den Zeugen suchen, dessen Namen er nicht weiß.«
»Aber Sie kennen ihn?«
»Ich erfuhr ihn durch Boten«, erwiderte Ogu und blickte Shao dabei lächelnd an.
»Wie heißt er?«
»Pete Sagari.«
»Nie gehört«, bestätigten Shao und Suko wie aus einem Mund.
»Das kann ich mir denken. Mr. Sagari ist Halbasiate. Sein Vater
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