0625 - Die Schrumpfkopf-Königin
Schrumpfköpfe morden.
Wir mußten ihr das Handwerk legen.
Ich beugte mich vor und gleichzeitig etwas zur Seite, um den Hörer abzunehmen.
Meine Hand lag bereits auf ihm, als es geschah!
Etwas wischte von oben herab nach unten. Ein langgezogener Schatten, der mit einer immensen Wucht auf die Kühlerschnauze meines Rover schlug und sie dann durchbrach, als bestünde sie aus Papier.
Wie eine Steinsäule war der Körper hineingerammt, hatte dort die Elektrik, Kontakte und was weiß ich nicht alles zerstört. In der Mitte hatte sich das Blech zur Seite gebeult wie dünne Flügel.
Das interessierte mich nicht.
Wichtig war allein die Person, die mich durch die Scheibe hinweg angrinste.
Vor mir stand Akido!
***
Zweimal hätte es beinahe gekracht, und Pete Sagari wäre Schuld an beiden Unfällen gewesen. Er konnte es der Geistesgegenwart der anderen Fahrer verdanken, daß alles glimpflich ablief und er seinen Weg fortsetzte. So durcheinander war er noch nie gewesen. Der schreckliche Mord und die anschließende Begegnung mit Akido hatten sein gesamtes Weltbild kippen lassen.
Sagari wußte, daß er in eine Mühle hineingeraten war, aus der er sich nicht mehr befreien konnte. Nicht aus eigener Kraft jedenfalls.
Er benötigte Hilfe.
An wen konnte er sich wenden?
Seit seiner Scheidung vor zwei Jahren lebte er allein. Er kannte zwar eine Menge Leute, nur keinen, den er als vertrauensvollen Freund eingestuft hätte. Also mußte er sich allein durchschlagen und entweder kooperativ sein oder sich gegen die Frau stellen.
Das wiederum wäre einem Todesurteil gleichgekommen. Und wenn er mitmischte?
Sie hatte ihm genau erklärt, was sie von ihm wollte. Er sollte etwas tun, für das er sich verachten würde. Er sollte seine Firma verraten, ein Hacker werden, die Computer umprogrammieren und sie mit Informationen füttern, die nichts mit den normalen zu tun hatten und aus einer anderen Welt stammten.
Magische Formeln…
Alte Zaubersprüche, unheimliche Worte, die ein Mensch kaum auszusprechen wagte.
Als er sie gehört hatte, war ihm bereits ein Schauer über den Rücken gefahren. Er hatte die Formeln noch nie ausgesprochen, aber er konnte sich sehr gut vorstellen, daß er damit eine Lawine ins Rollen brachte, die kaum aufzuhalten war.
Wenn Nippon Electronics magisch manipuliert war, konnten diese mächtigen Kräfte einen Einfluß gewinnen, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht überschaubar war.
Sagari war fertig. Beim Gasgeben zitterte das Bein. Über jeden Ampelstop freute er sich, und er wußte, daß noch drei Ampeln vor ihm lagen, bis er sein Zuhause erreicht hatte.
So rollte er wieder an.
Das Haus hatte früher einem sehr reichen Industriellen gehört.
Nach dessen Pleite war es renoviert und im Innern umgebaut worden. Acht Luxuswohnungen beherbergte es jetzt, zumeist bewohnt von Yuppies und deren Freundinnen.
Sagari besaß die kleinste Wohnung. Sie lag im ersten Stock mit Blick auf den Vorgarten und die Straße. Ein Gittertor schirmte den Vorgarten ab. Tagsüber stand es offen, und Sagari ließ seinen Honda hindurch auf das Grundstück rollen.
Die Garagen waren auf dem hinteren Teil gebaut worden. Sie lagen relativ versteckt. Vom Äußeren her paßten sie einfach nicht zu dem alten Hausstil.
Sagari fuhr gar nicht erst in die Garage hinein. Vor der verschlossenen Tür ließ er den Wagen stehen und war froh darüber, sein Ziel glücklich erreicht zu haben.
Er blieb noch sitzen. Mit einem griffbereit liegenden Taschentuch wischte er sich den Schweiß aus der Stirn. Im Nacken spürte er das Ziehen, als wäre dort jemand dabei, seine Haut straffer zu zerren. Er fühlte sich beobachtet, immer wieder erschien das Gesicht dieser gefährlichen Frau vor ihm.
Er konnte es nicht aus seinem Gedächtnis herausstreichen, sosehr er sich auch bemühte.
Pete dachte darüber nach, was ihn in der Wohnung erwartete. Er mußte mit allem rechnen, auch mit einem ungebetenen Besuch dieser schrecklichen Person.
Im Innenspiegel betrachtete er sein Gesicht.
Es sah schlimm aus. Sehr deutlich hatte das Erlebte seine Spuren hinterlassen. Als dunkle Halbmonde lagen die Ränder unter seinen Augen, die Wangen zeigten ein Muster aus kleinen Schweißtropfen, die wie Perlen auf der blassen Haut lagen.
Es hatte keinen Sinn, noch länger im Fahrzeug hocken zu bleiben.
Er mußte in die Wohnung.
Akido hatte ihm geraten, die weiteren Informationen abzuwarten.
Jetzt war er fast gespannt darauf, wie sie es anfangen würde, sich mit ihm in
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