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0627 - Tanz der Kobra

0627 - Tanz der Kobra

Titel: 0627 - Tanz der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kobra-Dämon zum ersten Mal tötete. Es hatte sehr lange gedauert, viele Jahre, bis Ssacah wieder neu entstand, weil seine Substanz endlich wieder groß genug geworden war.
    Ssacah selbst stand diesen Expansionsplänen eher skeptisch gegenüber. Er fürchtete den Zorn anderer Dämonen oder Götter, wenn er zu schnell zu stark wurde. Der Kobra-Dämon agierte lieber im Hintergrund.
    Und genau diese Einstellung war seinem Hohepriester zu provinziell. Er wollte Macht, und die bekam er nur, wenn auch der Dämon hinter ihm mächtig war. Also mußte er Ssacah dazu zwingen, stark zu werden, damit er selbst stark sein konnte.
    Tegores Gedankenbefehl forcierte das nun weiter und war durchaus in Bishops Sinn.
    Die Schlangen setzten ihr unheilvolles Werk nach dem Schneeballsystem fort. Denn in nahezu jedem der Häuser gab es einen oder zwei oder mehr alte Leute, die nicht mit den anderen auf die Felder hinausgegangen waren.
    Ssacahs Anhängerschaft vergrößerte sich rasch…
    ***
    Die große Schlange, die in ihrer Menschengestalt nur ein Bein besaß, hatte sich dem Dorf inzwischen ebenfalls genähert. Der Einbeinige hielt sich bereit. Einmal nahm er kurz Menschenform an, um besser nachdenken zu können; in dieser Gestalt arbeitete sein Gehirn einfach entschieden besser. Dafür war er als Schlange stärker und unangreifbarer, außerdem bei seiner Körpergröße wesentlich beweglicher und wendiger als ein einbeiniger Mensch, der seine Gehhilfen hier nicht verfügbar hatte. Die Stöcke hatte er in seinem ›eigenen‹ Dorf zurückgelassen.
    In der Tat, Zamorra war ihm nicht gefolgt, aber er hatte das Dorf dennoch erreicht. Er war nur den einfacheren Weg gegangen, hatte dem Einbeinigen keine Möglichkeit gegeben, ihn aus dem Hinterhalt anzugreifen, wie der das ursprünglich geplant hatte.
    Jetzt lauerte der Kobramann auf seine Chance. Er wollte Tegore zuvorkommen. Er wollte es sein, der den Ruhm erntete und in Ssacahs Glanz erstrahlte. Lange genug hatte er gelebt, davon mehr als die Hälfte der Jahre für Ssacah, um nun endlich auch einmal Anerkennung zu finden. Daß er einst eines seiner Beine für die Freiheit seines Volkes und seines Landes hatte hergeben müssen, hatte ihm niemand gedankt. Bis heute nicht.
    Schlangen waren dankbarere Geschöpfe als Menschen; darauf zählte er. Es war vielleicht seine letzte Möglichkeit, in diesem Leben noch etwas zu bewirken - falls Ssacah ihn durch seinen Keim nicht doch noch viel länger leben ließ, als es den Menschen von den Göttern gewährt wurde.
    Nun wartete er auf die Gelegenheit, etwas zu tun.
    ***
    Zamorra und Nicole fielen hinter den Schlangenfängern etwas zurück, als sie zum Dorf und damit zu den Zelten und dem Auto der Gaukler zurückkehrten.
    »Belani gefällt mir nicht«, sagte Nicole leise. »Sie könnte eine Ssacah-Dienerin sein. Es deutet eine Menge darauf hin. Vielleicht sollte ich sie näher in Augenschein nehmen.«
    »Ob sie Bißmale aufweist? Vergiß es«, seufzte Zamorra. »Falls sie nicht erst heute gebissen wurde, sind die Male längst verschwunden. Und außerdem garantiert nicht am Hals zu finden. Die Messing-Kobras beißen bevorzugt im Brustbereich zu. Warum, mag der Teufel wissen. Auf jeden Fall ist der Keim dann schneller mitten im Leben, auch wenn die Zähne überhaupt nicht so tief reichen, um den Ssacah-Keim unmittelbar ins Herz zu pflanzen.«
    Nicole grinste jungenhaft.
    »Deshalb will ich dir ja auch das Nachschauen abnehmen. Ich glaube nämlich kaum, daß sie dir gegenüber ihr Obergewand ablegt.«
    »Wer weiß…«, murmelte Zamorra versonnen. »Wenn ich meinen französischen Charme ausspiele, wird sie mir rettungslos verfallen sein…«
    »Ja, der Franzose mit spanischen Vorfahren und amerikanischem Zweitpaß«, ächzte Nicole. »Soviel internationaler Charme ist eher erdrückend.«
    »Fühlst du dich etwa von mir erdrückt?«
    Sie hauchte ihm einen flüchtigen Kuß auf die Wange. »Was glaubst du wohl, warum ich immer oben liegen will?« funkelte sie ihn fröhlich an, um dann hurtig die Flucht zu ergreifen.
    »Frauen«, seufzte Zamorra gottergeben.
    Er sah ihr nach, wie sie zu den Gauklern aufschloß - und sah ein paar hundert Meter weiter auf der anderen Seite des Dorfes etwas, das ihn maßlos überraschte.
    Da stand ein Mahindra-Jeep, der vorher noch nicht dagewesen war.
    Zamorra kannte die Farbe des Wagens, er kannte die Schrammen. Das war doch…
    »Unser Auto!« stieß er hervor. »Wie, beim Röchelfuß der Panzerhornschrexe, kommt das

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