0627 - Tanz der Kobra
war.
Aber ganz abgesehen davon - wenn sie zu mehreren über ihn herfielen, war er so oder so verloren.
Deshalb mußte er besonders vorsichtig sein, und deshalb begegnete er Andra Bendhi und auch den anderen trotz Nicoles Versicherung, Andra sei harmlos, mit gesteigerten Mißtrauen, seit er von der Messing-Kobra wußte.
Belani näherte sich. Sie lächelte und nickte den beiden Europäern freundlich zu, dann sagte sie: »Andra, wir wollten doch nach einer neuen Schlange suchen?«
»Warum bist du so ungeduldig?«
Sie hob beide Hände, als wolle sie einen Angriff abwehren.
»Vielleicht erinnerst du dich daran, daß ich ein paar Dinge mehr zu tun habe, als nur herumzusitzen und abzuwarten, was du unternehmen willst. Es ist nicht mehr lange bis zum Mittag. Suchen wir vorher oder hinterher?«
»Vorher«, entschied Andra schnell. Er sah Zamorra und Nicole an. »Sie können uns gern begleiten. Sicher ist es für Sie interessant, zu sehen, wie wir nach Shivas Kindern suchen.«
»Auf diese Weise sind Sie auch an die Messing-Kobra gelangt?« fragte Nicole.
Andra nickte.
»Dann ist es für uns sogar sehr interessant«, betonte Nicole. »Wir begleiten Sie.«
»Aber seien Sie vorsichtig. Wenn wir Schlangen aufstöbern, können sie zunächst sehr aggressiv sein. Vor allem Kobras. Sie sehen sehr schlecht, deshalb sind sie sehr wachsam und greifen alles an, was ihnen zu nahe kommt und was sie nicht auf Anhieb am Geruch erkennen. Wenn sie erst einmal bei uns sind, lernen sie uns kennen und vertrauen uns. Vorher aber sind sie sehr gefährlich.«
»Ich denke, wir werden schon auf uns aufpassen können«, lächelte Nicole.
»Dann bitte ich Sie, uns jetzt zu begleiten«, sagte Andra.
Er setzte sich einfach in Bewegung und vertraute darauf, daß alle anderen ihm folgten.
Die Angehörigen seiner Sippe taten das auch prompt. Sogar die beiden Kinder liefen sofort los.
Zamorra und Nicole folgten ihnen etwas langsamer, hielten aber Kontakt.
»Was hältst du davon?« fragte Zamorra leise.
»Ich sage, wir sind beide völlig verrückt«, erklärte Nicole. »Wir stoßen auf diese Schlangenfänger und folgen gleich ihrer Einladung zur Jagd! Andra Bendhi ist sauber, Chef, aber Belani Bendhis Gedanken kann ich nicht lesen!«
Zamorra zuckte zusammen. Er griff nach Nicoles Arm. »Was heißt das?«
»Nur, was ich sage. Ich komme bei ihr nicht durch.«
»Eine Barriere? Tegore…«
»Es ist nicht ganz so wie bei Tegore«, erwiderte Nicole. »Wenn du meinst, daß Belani eine Ssacah-Dienerin ist, kann ich weder ja noch nein sagen. Aber es kann nicht schaden, vorsichtig zu sein.«
Er nickte.
»Diese Einladung zur Schlangenjagd kommt mir etwas zu spontan«, gestand er. »Vielleicht ist es eine Falle. Dann allerdings keine, für die Andra verantwortlich ist. Ich glaube, ihm können wir trauen.«
»Ja«, bestätigte Nicole. »Aber keinem anderen hier. Trotzdem bin ich jetzt auf diese Schlangenjagd gespannt. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
»Da bist du nicht allein«, schmunzelte der Meister des Übersinnlichen. Er schloß zu Andra auf.
»Gehen Sie einfach nur so drauflos, oder gibt es so etwas wie ein System, nach dem Sie suchen?« erkundigte er sich.
»Schlangen, Skorpione und anderes Ungeziefer gibt es überall in Indien, nicht wahr? Man kann überall von ihnen gebissen werden. Das ist die landläufige Meinung. Stimmt aber so nicht. Man muß schon wissen, wo man suchen soll. Die Kobras legen ihre Nester oft in Rattenlöchern an, weil es dort angenehm kühl ist. Die Ratte, die eigentlich mit ihrer Sippschaft rechtmäßig darin wohnt, wird natürlich vorher gefressen.«
»Nester?« fragte Nicole.
Andra grinste überlegen. »Dadurch unterscheiden Kobras sich von anderen Schlangen. Es ist zwar für diese Kriechtiere sehr ungewöhnlich, aber sie tun es. Sie bauen für ihr Gelege Nester! Das ist für diese Tiere außerordentlich aufwendig, weil sie das Material mit ihrem Körper heranringeln müssen. Fragen Sie mich lieber nicht nach dem Grund dafür, ich kenne ihn bis heute nicht, obgleich ich mich mein ganzes Leben lang mit Schlangen befaßt habe. Wie auch immer, wir brauchen nur in Rattenlöchern nachzustöbern und werden irgendwann fündig.«
Ein paar Dutzend Meter vor ihnen erklang ein Ruf. Die kleine Siha schien als erste fündig geworden zu sein. Die anderen eilten sofort zu ihr, natürlich auch Zamorra und Nicole.
Woraufhin Belani ein wenig auf Abstand ging.
Siha deutete auf ein Loch in einer Böschung. Andra hockte sich
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