0627 - Tanz der Kobra
früher begonnen, als es Tegore lieb war. Ihre Vorbereitungen waren noch nicht abgeschlossen. So, wie sie Zamorra hatte überraschen wollen, überraschte dieser jetzt sie!
Und da war noch jemand am Werk.
Einer, dessen bloße Existenz an diesem Ort sie erschauern ließ.
In ihr vibrierte etwas unangenehm, und sie spürte, daß sie ihre Form zu verlieren drohte.
Auf eine Weise, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.
Sie konnte die Erscheinungsformen ihres Daseins nicht mehr exakt kontrollieren! Sie konnte sich weder als Kobra noch als Mensch dauerhaft stabilisieren!
Das machte ihr Angst.
Und es war die Schuld dessen, den sie sich weit, weit fort wünschte…
Aber sie mußte akzeptieren, daß er hier war.
Und - er bot ihr eine willkommene Möglichkeit, die Schuld abzuwälzen, wenn ihr Plan nicht funktionierte. Wer mochte schon gegen einen solchen Gegner zu bestehen?
Vermutlich rechnete nicht einmal Ssacah selbst mit seinem Eingreifen.
Der Hohepriester konnte sie jedenfalls nicht dafür verdammen, wenn sie unterlag!
Das war der einzige positive Aspekt der ganzen Sache.
Da gab sie den mentalen Befehl, zuzuschlagen.
Jetzt, sofort, und mit aller Macht und Kraft.
Noch ehe die Lage sich für Ssacah weiter verschlechterte!
Ssacah würde sie verstehen.
Denn über den Keim war er ja auch in ihr.
***
Zamorra stand entgeistert da. Warum hatte der Turbanträger den alten Mann in einen Haufen Staub zerfallen lassen?
»Ssacah…«, murmelte er. »Es geht gegen Ssacah.«
Und der Alte war ein Ssacah-Diener gewesen!
So mußte es sein.
Verdammt, das Dorf war eine Falle!
Und da kamen sie schon aus den Häusern.
Zehn, zwölf, dreizehn Männer und Frauen. Sie alle waren alt, aber das bedeutete nicht, daß Zamorra sie unterschätzen durfte. Ssacah verlieh ihnen Kraft.
Und sie waren nicht allein. Es gab auch noch die Messing-Kobras!
Zamorra mußte vorsichtshalber mit mehr Messing-Kobras als Ssacah-Dienern rechnen! Wenn das Schneeball-System hier folgerichtig funktioniert hatte, mit dem Ssacah seine Sklaven rekrutierte, dann gab es im Extremfall doppelt so viele Ssacah-Ableger, wie es Diener gab!
Von ihnen sah Zamorra nicht einmal ein schwaches Blinken im Sonnenlicht.
Von dem Turbanträger sah er auch nichts mehr.
Sah der darin, daß er einen Ssacah-Diener in Staub verwandelt hatte, seine Aufgabe erfüllt und wollte alles andere Zamorra und seiner Gefährtin überlassen? Reichte es ihm, durch seine Aktion Zamorra auf die Falle aufmerksam zu machen, die Ssacah gestellt hatte?
Der Hinweis, Rabindra Tegore habe Informationen über neue Aktivitäten des Kobra-Dämons, dessen angebliches Fortgehen zusammen mit dem falschen ›Zamorra‹, das kurze Zusammentreffen mit Tegore am Fluß, die Verfolgung…
Das alles hatte sie der Falle immer näher gebracht.
Wenn der Turbanträger sie nicht gleich zu Anfang mißtrauisch gemacht hätte, hätte es sogar funktioniert!
Und wenn Tegore und der Einbeinige sich nicht durch Reden und Handeln widersprochen hätten! Wenn Tegore tatsächlich mit dem als Zamorra getarnten Bishop gegangen wäre, wäre Tegore ihnen sicher nicht am Fluß wieder begegnet. Zumindest nicht auf diese Weise.
Da schien die rechte Hand des Dämons nicht zu wissen, was die linke tat…
Die alten Leute kamen näher.
Jetzt sah Zamorra die Ssacah-Ableger.
Sie bildeten einen weiten Kreis um ihn und die menschlichen Diener.
Zamorra schluckte.
Dreizehn Menschen. Dreizehn, die tot waren. Von Ssacah ermordet, um ihre Lebensenergie in sich aufzunehmen und sie als Untote zu seinen willenlosen Sklaven zu machen!
Menschen, von denen er ohnehin nicht mehr sehr viel zu erwarten gehabt hatte. Sie waren alt und schwach, ihre Lebensenergie war eine nur geringe Ausbeute. Jüngere Menschen hätten Ssacah viel, viel mehr geben können.
Aber er hatte die gewählt, die hier im Dorf waren.
Die anderen, die Jüngeren, waren nicht hier. Sie arbeiteten auf den Feldern. Und sie waren mit Sicherheit nicht infiziert. Denn sonst wären sie jetzt ebenfalls hier.
Das hieß, die Falle in dieser konkreten Form war erst vor ganz kurzer Zeit entstanden. Vielleicht, weil die Fallensteller bis dahin noch nicht hundertprozentig sicher gewesen waren, wo sie Zamorra erwischen konnten?
Denn sonst hätten sie bestimmt alle Dorfbewohner zu Ssacah-Dienern gemacht!
Wieder ein Indiz dafür, daß die Gegner sich nicht untereinander abgesprochen hatten.
Hier wurden verschiedene Süppchen gekocht…
Aber diese Erkenntnis half Zamorra jetzt
Weitere Kostenlose Bücher