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0628 - Die Geister vom Leichenbaum

0628 - Die Geister vom Leichenbaum

Titel: 0628 - Die Geister vom Leichenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Chaos aus Ästen und Zweigen bestand. Für ihn hatte sich der Wald zu einer gewaltigen, monströsen Landschaft entwickelt, die einfach alles in sich hineinschluckte, egal, ob es nur ein Mensch war, ein Tier oder ein Baum.
    Der Boden war an verschiedenen Stellen glatt wie Seife. Moos und plattgewalztes Gras hatten diese Schlitterbahn gebildet, auf der er mehr als einmal ausrutschte und sich nur mühsam halten konnte, wobei er mit beiden Armen das Gleichgewicht suchte.
    Er kämpfte sich vor.
    Kroch und kletterte über die dicken Stämme, achtete nicht auf Geäst, das plötzlich zahlreiche Hände zu haben schien, die ihn festhalten wollten.
    Er wollte ins Freie, um dort richtig durchatmen zu können. Nur nicht länger bleiben.
    Wann endlich war dieser verfluchte Wald zu Ende? Wann hatte er die Straße erreicht, die wirklich nicht soweit entfernt lag? Wann konnte er es schaffen?
    Oder hatte sich der Wald verändert, ausgebreitet, war er größer geworden?
    Halifax hatte keine Ahnung, aber er wußte plötzlich, daß etwas nicht stimmte.
    Hatte sich der Wald verändert? War er innerhalb kurzer Zeit ein anderer geworden?
    Halifax wußte es nicht. Jedenfalls blieb er schwer atmend stehen und schaute sich um.
    Die Bäume standen noch da. Aber sahen sie nicht anders aus? Hingen nicht lange, grüne Zöpfe von ihren Ästen herab, und waren nicht andere mit den Zweigen verwoben?
    Dieser Wald hatte sich verändert. Innerhalb weniger Minuten war er noch stärker zugewachsen.
    Halifax spürte es kalt seinen Rücken hinabrinnen. Sein Gesicht war zu einer mit einer Gänsehaut gezeichneten Maske erstarrt. Plötzlich spürte er auch die Gefahr. Sie kroch auf ihn zu, sie verdichtete sich und war nicht zu sehen.
    Er bekam kaum mit, daß er es war, der einige Schritte ging und von einem mächtigen Stamm gestoppt wurde, über dem eine grüne Haut aus Moos und Blättern lag.
    Mit einer fahrigen Bewegung wischte er durch sein Gesicht. Die Angst verdichtete sich. Vorwürfe krochen in ihm hoch. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, an Sinclairs Seite zu bleiben, als hier die Furcht zu erleben.
    »Du bist der erste!«
    Eine flüsternde Stimme erreichte ihn. Er wußte nicht, wer gesprochen hatte. Es war nicht einmal zu unterscheiden gewesen, ob Mann oder Frau. Halifax war sich nur sicher, keiner Täuschung zum Opfer gefallen zu sein, und er gab sogar Antwort.
    »Wieso der erste?«
    »Du hast die Stelle entweiht. Du hast den Totenbaum entweiht. Du hast sie befreit.«
    »Wen denn?«
    »Die Geister!«
    Halifax wäre sogar freiwillig in die Klinik zurückgegangen, nur um diesem Horror zu entgehen.
    Aber das Schicksal war gegen ihn. Es führte ihn auf ein anderes Gleis, direkt ins Verderben.
    Das begann hinter dem Baumstamm.
    Die Stimme hatte er gehört. Jetzt sah er die Gestalt. Und er wollte es nicht glauben.
    Dann schrie er.
    Furchtbar, grell und voller Todesangst. Sie endete erst, als ihn die Klinge eines Schwertes durchbohrte…
    ***
    Warum hatte Halifax geschrieen?
    Diese Frage quälte mich, als ich in einer sprungbereiten Haltung auf der Stelle verharrte und noch dem Echo lauschte, weil ich wissen wollte, aus welch einer Richtung der schreckliche Schrei aufgeklungen war.
    Er wiederholte sich nicht.
    Das traf mich schlimm. Diese für mich verfluchte Stille hielt mich umfangen wie ein Cape. Es war die Stille danach, die Ruhe des Todes, und ich hörte mich selbst tief atmen.
    Ohne Halifax gesehen zu haben, wußte ich Bescheid. Mir war klar, daß es für den jungen Mann besser gewesen wäre, an meiner Seite zu bleiben. Das hatte er nicht getan oder nicht gewollt, und er hatte dafür zahlen müssen.
    Ich warf einen Blick auf die Schädel! Hatten sie sich bewegt, als der Schrei ausgeklungen war?
    Es kam mir beinahe so vor, jetzt aber standen sie wieder an ihren alten Plätzen, ohne sich zu regen.
    Es war Blödsinn, ich tat es doch und rief den Namen des Mannes. Meine Stimme verhallte zwischen den Bäumen, ohne daß ich eine Antwort bekommen hätte.
    Mit der Zungenspitze leckte ich über meine trocken und rissig gewordenen Lippen. Noch lief ich einer Theorie nach, aber ich wollte den Beweis.
    Die Lage des Schädelbaums hatte ich mir eingeprägt. Ich würde ihn immer wiederfinden, falls nötig.
    Dumpfer und dunkler kam mir meine Umgebung vor. Die Sonne hatte sich auch hinter dem Wolkenvorhang zurückgezogen und überließ der anbrechenden Dämmerung ihren Platz, was sich auch im Wald bemerkbar machte.
    Er hatte sich verändert. Zwar waren die

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