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0628 - Die Geister vom Leichenbaum

0628 - Die Geister vom Leichenbaum

Titel: 0628 - Die Geister vom Leichenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich an. Ja, es war ein Glotzen und nichts anderes. »Ob ich Sie verstanden habe, Sinclair? O ja, ich habe Sie verstanden. Ich habe Sie sogar verdammt gut verstanden, aber ich habe es nicht begriffen. Verflucht noch mal, was hält Sie denn in diesem irren Wald. Was, zum Henker?«
    »Leben ist nicht gleich Leben.«
    »Das sind Schädel, Knochenköpfe!« brüllte er mir ins Gesicht. »Da lebt nichts mehr!«
    »Das werde ich feststellen«, erwiderte ich ruhig.
    Sein Mund klappte zu, dann wieder auf, und er stellte eine Frage. »Wie denn?«
    Ich lächelte schmal. »Es gibt Methoden, die nur wenigen Menschen bekannt sind. Denken Sie daran, wie ich die Geister aus Ihnen hervorgeholt habe.«
    »Ja, das haben Sie.« Er nickte heftig und sagte dann etwas, das mich nachdenklich machte. »Sie haben die Geister aus mir hervorgeholt, aber Sie haben sie nicht zerstören können. Sie sind nicht vernichtet, sie leben noch, zum Henker.«
    »Möglich«, gab ich zu.
    »Nein, nicht nur möglich, Bulle. Ich weiß es. Ich weiß es genau.«
    »Und woher?«
    »Weil ich es spüre, Sinclair. Ich spüre es einfach, daß darin noch Leben steckt. Solange die Schädel existieren, sind auch die blauen Geister nicht verschwunden.«
    »Das ist möglich!«
    Er ballte die Hand und schlug sich damit auf den linken Oberschenkel. »Und weil das so ist, werde ich von hier verschwinden. Ich bleibe nicht in diesem verfluchten Wald, hast du gehört, Sinclair? Ich werde nicht bleiben.«
    Ich hätte ihn nur mit Gewalt zurückhalten können, das wiederum wollte ich nicht. Er hatte mich an den Ort des unheimlichen Geschehens herangeführt, und damit konnte ich eigentlich zufrieden sein, wenigstens fürs erste. Deshalb tat ich auch nichts, als sich Halifax auf der Stelle herumdrehte und mit langen Schritten losrannte, wobei er kaum noch Rücksicht auf das Durcheinander nahm, das die fallenden Bäume gebildet hatten. Es störte ihn auch nicht, wenn Äste oder Zweige gegen seinen Körper peitschten und er zudem einige Male den Halt verlor und fiel.
    Ich drehte mich wieder um und schaute mir die fünf bleichen Totenschädel genauer an.
    Sie befanden sich in einer Höhe und auch in einer Reihe. Gehalten von den dünnen Armen der Wurzeln, die dennoch auf mich einen kräftigen Eindruck machten.
    Hinter den gelblichen Totenköpfen war der Boden durch das nach oben stoßende Wurzelwerk aufgewühlt worden und hatte dort regelrechte Höhlen gebildet.
    Ich ging noch näher heran, bückte mich und holte dabei die kleine Lampe hervor.
    Durch eine Lücke zwischen den Schädeln und dem Wurzelwerk leuchtete ich in das Dunkel hinein.
    Zu sehen war nichts.
    Eine Höhle, die der dünne Strahl in der Mitte durchschnitt.
    Alles lag ruhig vor mir. Kein Schädel rührte sich. Auch in den Augenhöhlen entdeckte ich kein Leben oder fluoreszierendes Licht, wie ich es schon einmal erlebt hatte, hier war alles tot, hier lag alles still.
    Dennoch konnte ich nicht aufatmen.
    Ich fühlte mich wie jemand, der zu einer Party ins Haifischbecken geladen worden war.
    Etwas stimmte nicht.
    Es kostete mich trotz allem Überwindung, die Schädel anzufassen. Ich hatte Totenköpfe erlebt, deren Gebein eine gewisse Wärme ausgestrahlt hatte, was bei diesen nicht der Fall war. Hart waren die Knochen, und als ich gegen sie klopfte, vernahm ich ein hohl klingendes Geräusch.
    Dann griff ich zu. Mit beiden Händen umfaßte ich einen der Schädel und zog ihn aus dem Netz der Wurzelfinger. Sie kamen mir vor, wie aus Gummi bestehend, als sie wieder zurückschwangen und nachzitterten. Ich kam aus der gebückten Haltung wieder hoch und schaute mir den Schädel aus der Nähe an.
    Sollte ich es mit dem Kreuz versuchen?
    Das wäre es wert gewesen. Falls sich innerhalb des Schädels seine schwarzmagische Kraft konzentrierte, konnte das Kreuz es schaffen, sie zu vernichten.
    So einfach war das.
    Ich hatte den Schädel schon in die linke Hand gewechselt, um mit der anderen das Kreuz aus der Tasche zu holen, als mein Plan radikal über den Haufen geworfen wurde.
    Durch den Wald zitterte ein irrer Schrei!
    Wer ihn ausgestoßen hatte, wußte ich.
    Halifax!
    ***
    Er rannte!
    Er rannte, weil er wußte, daß dieser verdammte Wald nichts barg als nur schreckliche Gefahren.
    Irgendwas in ihm war ausgerastet und hatte ihm gleichzeitig den Rat erteilt, so schnell wie möglich zu verschwinden. Daran mußte er sich halten.
    Es war nicht seine Welt, die aus Hindernissen wie gefallenen Bäumen, aus hervorgeholtem Wurzelwerk, einem

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