0629 - Attacke der Werwölfe
glaube, sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert. - Und komm jetzt bloß nicht auf die Idee, sie mitzunehmen! Vermutlich wird sie uns mit ihrer Para-Begabung eher gefährden als uns helfen.«
»Ich hatte nicht die Absicht«, brummte Zamorra. »Du und ich, sonst niemand, d'accord ?«
Nicole erhob sich. »Ich mache mich reisefertig«, sagte sie. »Sollen wir jemanden von unserer Aktion unterrichten?«
»Sicherheitsbedenken?« fragte Zamorra stirnrunzelnd. »Ach, was soll's? Mit den Werwölfen kommen wir schon klar. Es reicht, wenn Raffael und William informiert sind. Falls wir zu großen Ärger bekommen, können die immer noch Hilfe organisieren.«
Nur eine halbe Stunde später waren sie schon wieder unterwegs.
***
Dank der Regenbogenblumen dauerte der Weg vom Château Montagne im Loire-Tal bis nach Lyon nur ein paar Minuten - nicht länger, als man brauchte, den Kuppelraum im Château-Keller zu erreichen, in dem diese Blumen unter einer rätselhaften künstlichen Sonne ständig blühten. In einem Park in Lyon gab es ebenfalls Regenbogenblumen. Trat man zwischen die mannsgroßen Kelche und wünschte sich an den jeweils anderen Ort, befand man sich im nächsten Augenblick bereits dort…
Am längsten dauerte es dann, per Taxi aus Lyons Innenstadt zum Flughafen hinaus zu gelangen, wo Cosima Cordona tatsächlich immer noch wartete.
Sie hatte sich mit Zeitschriften eingedeckt, in denen sie blätterte und las.
Zamorra war froh, daß sie ihm tatsächlich vertraute und gewartet hatte. Er hielt die Werwolfjagd und die damit einhergehenden Nachforschungen für wichtig, auch wenn er Nicoles Bedenken wegen Eva nicht einfach von der Hand weisen konnte.
Das Para-Mädchen besaß eine bemerkenswerte Eigenschaft: Eva war in der Lage, die magischen Kräfte anderer in sich aufzusaugen und selbst zu nutzen. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um Weiße oder Schwarze Magie handelte! Damit wurde sie allerdings auch für die Zamorra-Crew zur Gefahr, weil es nicht nur einmal vorgekommen war, daß sie nicht nur einem Dämon oder Schwarzmagier im entscheidenden Moment seine Kräfte entzog, sondern auch Zamorra oder seinen Mitstreitern!
Ein weiteres Rätsel war ihre Herkunft.
Sie war plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und besaß keine Erinnerung an ihre Vergangenheit. Sie beherrschte zwar mehrere Sprachen, aber sie wußte weder, woher sie kam, noch wie sie hieß.
Vor ein paar Wochen war sie in Lyon ermordet worden.
Um vor ein paar Tagen in Italien quicklebendig wieder aufzutauchen! [1]
Aber auch diesmal konnte sie sich an nichts erinnern, weder an ihren Namen noch an ihre Herkunft, und erst recht nicht daran, daß sie kurz zuvor noch für ein paar Wochen im Château Montagne Unterschlupf gefunden hatte!
Es gab für dieses Phänomen keine Erklärung.
Allerdings gab es inzwischen Hinweise auf ihre Herkunft, doch konnte niemand sie überprüfen. Eva schien eine Tochter des Zauberers Merlin zu sein!
Aber sie selbst wußte nichts davon, und Merlin selbst war unerreichbar! Obgleich es in seiner unsichtbaren Burg in Wales Regenbogenblumen gab, konnte diese Burg nicht betreten werden, weil Merlin sie abgeschirmt hatte.
Eva selbst war mit dieser Lösung nicht gerade glücklich. Sie wollte nicht glauben, die Tochter eines Zauberers zu sein. Sie wollte überhaupt nichts mit Magie zu tun haben und wäre heilfroh gewesen, ihre seltsame Para-Fähigkeit nicht zu besitzen. Aber sie davon zu befreien, war unmöglich.
Zamorra hatte sie erst einmal wieder in seinem Loire-Schloß aufgenommen und ihr versprochen, sich um die Aufklärung ihrer rätselhaften Herkunft zu bemühen. Ihrer Selbstzweifel und Ängste wegen wollte Nicole sie nicht allein lassen.
Gut, allein war sie auf keinen Fall. Es gab genug andere Menschen im Château, die sich um sie kümmerten. Aber irgendwie waren Zamorra und seine Gefährtin doch engere Vertrauenspersonen für das Para-Mädchen.
Zamorra hoffte, die Werwolf-Angelegenheit würde nicht zu viel Zeit und Aufwand in Anspruch nehmen. Doch je länger er darüber nachdachte, desto interessanter wurde dieser Fall für ihn.
»Wir können aufbrechen«, sagte Zamorra.
Cosima Cordona faltete ihre Zeitschrift zusammen. »Und wie stellen Sie sich das nun vor?«
»Sie begleiten mich einfach.«
Sie verzog skeptisch das Gesicht, ließ den Stapel Zeitungen liegen und hakte sich wie selbstverständlich bei Zamorra ein. »Na los, Fremdenführer«, sagte sie spöttisch. »Ich bin gespannt, wie Sie das ohne Flugzeug
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