0629 - Attacke der Werwölfe
hinbekommen wollen.«
Und dann, abermals etwas mehr als eine halbe Stunde später, standen sie im Park vor den Regenbogenblumen. Das Taxi war fort; der Fahrer interessierte sich nicht sonderlich für das, was sie hier wollten.
Die seltsamen Blumen mit den großen Blütenkelchen, die je nach Position des Betrachters in allen Farben des Regenbogenspektrums schillerten, lagen ziemlich versteckt im Hintergrund. Kaum jemand hatte sie bisher hier entdeckt.
Zwischen den Blumen lag Zamorras ›Einsatzkoffer‹, ein Aluminiumbehälter mit allerlei magischen Hilfsmitteln. Er hatte ihn hier zurückgelassen. Gepäck brauchten sie nicht. Das Beaminster Cottage war erstklassig ausgestattet.
Angesichts der unglaublichen Blumen war Cosima sprachlos. »Das ist doch völlig unmöglich!« stieß sie hervor. »Solche riesigen Blüten kann es überhaupt nicht geben, die sind… Überbleibsel aus der Saurier-Zeit? Damals hat's ja solchen Riesenwuchs auch bei Pflanzen gegeben…«
Zamorra und Nicole sahen sich an. Das war eine Möglichkeit, die sie noch nie in Betracht gezogen hatten. Aber die Wahrscheinlichkeit sprach dagegen. Die Blumen waren eher außerirdisch, waren irgendwann von den rätselhaften Unsichtbaren zur Erde gebracht worden. Auch in der Gegenwart betätigten sich die Unsichtbaren noch als Gärtner…
»Was sollen wir hier?« fragte die Spanierin.
»Halten Sie meine Hand fest und versuchen Sie, an gar nichts zu denken.«
»Das klingt nach 'ner Prüfung für Beamte«, murmelte Cosima wenig überzeugt. »Und dann?«
»Lassen Sie einfach nicht los, ganz gleich, was passiert.«
Zamorra hatte inzwischen den Alu-Koffer aufgenommen und trat zwischen die Blumen. Nicole folgte ihm und zog Cosima hinter sich her.
Zamorra konzentrierte sich auf das Beaminster Cottage, in dessen Garten es ebenfalls Regenbogenblumen gab.
Und zwischen denen traten sie wieder hervor.
***
»Ich glaub's nicht«, murmelte Cosima. »Ich träume. Oder etwa nicht?«
Zamorra schmunzelte.
»Wo sind wir hier?« wollte die Spanierin wissen. »Doch nicht etwa schon in England?«
»Beaminster Cottage, Grafschaft Dorset«, sagte Zamorra. »Ziemlich in der Nähe Ihres Ziels. Nach Exeter sind es vielleicht fünfzig Meilen. Das Cottage gehört mir.«
Er hatte das Landhaus schon vor vielen Jahren gekauft und zu einem zweiten Stützpunkt neben Château Montagne gemacht. Einem selten benutzten Stützpunkt allerdings; die Zeit, in der Leonardo deMontagne ihn hetzte und er sich versteckt halten mußte, lag lange zurück. Trotzdem kam er immer wieder gern in diese Gegend, die er schätzen und lieben gelernt hatte.
»Professor müßte man sein«, sagte Cosima. »Recht hübsches Anwesen. In Frankreich bewohnen Sie ein Schloß, nicht wahr? Sie scheinen einen finanziell recht einträglichen Beruf zu haben.«
»Das weniger«, sagte Zamorra. »Das Château habe ich ererbt, und um das karge Vermögen zusammenzuhalten, bedarf es schon einiger Mühe. Wie kommt Ihr Partner von London in diese Gegend?«
»Exeter hat einen Regionalflughafen. Dort sollte Antony uns ursprünglich abholen. Aber ich glaube, das wird jetzt wohl nicht mehr möglich sein.«
Zamorra nickte.
»Wann kommt die Maschine Ihres Partners?«
»Er ist mein Freund, nicht mein Partner. Wir leben nicht zusammen, falls Sie das meinen. Julio und ich sind nur Freunde. Ebenso wie Antony ein Freund ist.«
Zamorra winkte ab. »So genau will ich das gar nicht wissen, weil es mich gar nichts angeht. Wann also?«
Sie sah auf die Uhr. »In etwa einer halben Stunde müßte das Flugzeug landen, wenn es nicht Verspätung hat.«
»Das wird ein bißchen knapp«, stellte Zamorra fest.
»Er wartet auf mich. Er weiß ja, daß ich erst später komme, und er weiß nicht genau, wann. Ich könnte versuchen, ihn am Flughafen anzurufen.«
»Tun Sie das«, sagte Zamorra. »Wir gießen derweil die Blumen. Mal sehen, ob wir seit unserem letzten Aufenthalt Besuch hatten.«
»Besuch?«
»Wenn wir nicht hier sind, steht das Haus einem Freund zur Verfügung, der hier Mitarbeiterschulungen abhält. Als Gegenleistung kümmern seine Leute sich darum, daß der Staub nicht meterhoch liegt.«
Sie gingen zum Haus hinüber. Zamorra stellte ein paar Erfrischungen bereit, während die Spanierin telefonierte und Nicole das Auto aus der Garage holte. Schließlich kam Cosima wieder zu ihnen zurück.
»Julio wird benachrichtigt, sobald sein Flugzeug eintrifft. Was machen wir jetzt?«
»Ich denke mal, daß wir nach Exeter fahren«, sagte
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