063 - Das Monster lebt
wo sich das Frankenstein-Monster in diesem Moment aufhielt.
Yapeth Thaw wollte sich an jenen rächen, die ihn mit Füßen getreten hatten. Mit Lauren Portofino hatte er die Serie eröffnet.
Wen würde er sich als nächsten vornehmen? Diese Frage wollte ich Dennis de Young stellen, deshalb rief ich ihn von Thaws Apparat aus an.
»Haben Sie ihn aufgestöbert, Mr. Ballard?« fragte mein Auftraggeber hoffnungsvoll.
Das Vertrauen, das er in meine Tüchtigkeit setzte, ehrte mich zwar, aber ich konnte es noch nicht rechtfertigen.
»Noch suche ich ihn«, erwiderte ich, und ich konnte mir vorstellen, daß ich den Produzenten damit enttäuschte. Aber ich konnte nicht zaubern.
»Er wird wieder morden. Er ist voller Haß, und der Pakt mit der Hölle ermöglicht ihm eine grausame Rache.«
»Ich weiß inzwischen, wer hinter ihm steht.« Ich sagte es dem Produzenten, aber er begriff die Bedeutung dieses Bündnisses nicht. »Wenn Sie an Yapeth Thaws Stelle wären, Mr. de Young, wie würden Sie die Personen reihen, an denen Sie sich rächen wollten?«
Stille am anderen Ende. Dennis de Young überlegte kurz. Dann sagte er: »Nach Lauren Portofino vielleicht… Ben Coltrane, den Regisseur. Und anschließend Gregory Waterman, den Manager. Er soll die Absicht geäußert haben, Thaw fallenzulassen. Angeblich hatte er mit Thaw einen Streit in dessen Garderobe. Ich glaube, Coltrane und Waterman stehen ganz oben auf Yapeth Thaws Totenliste.«
Ich erkundigte mich nach den Adressen, bedankte mich für die Hilfe und legte auf. Mein Gefühl sagte mir, daß Dennis de Young recht gehabt hatte. Thaw würde sich zuerst den Regisseur vornehmen, denn der war ständig mit ihm unzufrieden gewesen und hatte andauernd auf ihm herumgehackt, wie jedermann wußte.
»Wir sollten uns trennen«, schlug ich Mr. Silver vor. »Einer kümmert sich um Ben Coltrane, der andere um Gregory Waterman. Was hältst du von diesem Vorschlag?«
Der Ex-Dämon reagierte nicht. Er starrte grimmig zum Fenster hinaus. Bestimmt dachte er an Cuca. Seit er wußte, daß sie in London war, ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Ich schnippte mit dem Finger, um Mr. Silver auf mich aufmerksam zu machen. Er wandte sich mir zu und entschuldigte sich.
Ich wiederholte meinen Vorschlag, stieß damit aber überraschenderweise bei meinem Freund auf keine Gegenliebe.
Er sprach von diesem Spukhaus, in dem ich Cuca begegnet war, und er nahm an, daß sich sämtliche schwarze Wesen bald wieder dort einfinden würden.
Yapeth Thaw, Cuca und Atax!
Der Ex-Dämon meinte, daß er sich die Chance, Atax zu erwischen, nicht entgehen lassen dürfe. »Mit einem einzigen Schlag könnten wir sämtliche Probleme lösen, die dieser Fall aufgeworfen hat«, sagte der Hüne mit den Silberhaaren. »Und noch weitere dazu. Wenn ich mir das Höllenschwert hole und mich damit in diesem Haus auf die Lauer lege, kann ich Yapeth Thaw und Atax vernichten. Und Cuca würde mir schutzlos in die Hände fallen.«
»Und wenn die schwarzen Wesen sich dort nicht mehr blicken lassen?«
»Wir müssen es wenigstens versuchen, Tony«, sagte der Ex-Dämon eindringlich.
Atax war ein verflucht ambitionierter Gegner, der angeblich die Absicht hatte, sich mit der Hilfe zahlreicher Verbündeter zu einer Art schwarzem Gott zu machen.
Er durfte dieses Ziel nicht erreichen. Deshalb mußten wir jede Gelegenheit nützen, ihn vorzeitig zu Fall zu bringen.
Er war jetzt schon stark. Wenn er erst einmal mächtig war, würden wir ihm kaum noch etwas anhaben können. Mr. Silver hatte recht. Wir mußten versuchen, der Seele des Teufels jetzt schon den Garaus zu machen.
Mit dem Höllenschwert stand dem Ex-Dämon eine Waffe zur Verfügung, der Atax nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte.
Wir verließen das Apartment des Filmschauspielers. Mr. Silver hielt ein Taxi an und fuhr nach Hause, und ich stieg in meinen Rover, um zu Ben Coltrane zu fahren.
***
Vicky Bonney hatte zwar keine große Lust zum Arbeiten, aber sie sagte sich, daß sie die Zeit nützen mußte. Deshalb saß sie an ihrer elektronischen Schreibmaschine und verfaßte den Klappentext für ihr neuestes Buch.
Sie hatte vorgehabt, nur noch zwei bis drei Bücher im Jahr zu schreiben, um öfter mit Tony Ballard zusammen sein zu können.
Hart und verbissen hatte sie trainiert, damit sie für Tony keine Last war, wenn er sie an die vorderste Front mitnahm.
Doch dann war sie von so vielen Leuten bestürmt worden, mehr als nur maximal drei Bücher zu schreiben, daß sie
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