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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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kleinen Besen am Feuerrost.
    »Ich kenne die Schenken hier in der Gegend nicht«, sagte er. Er hatte eine zögernde Art zu sprechen, als ob seine Worte kostbar wären und er sie nur widerwillig von sich gäbe.
    »Als ich noch ein Junge war, kannte ich ein Haus, das >Drei Lustige Matrosen< genannt wurde. Es lag in der Victoria Dock Road.«
    Danach ging er aus dem Zimmer. Graham sah ihn planlos im Garten arbeiten. Was für eine Rolle Mawsey auch spielen mochte, er hatte jedenfalls eine große Liebe zu Blumen. Als der neue Besitzer des Landhauses zu ihm hinausging, war der Mann beinahe menschlich in seiner Begeisterung für eine seltene Asternart, die er mit Erfolg gezüchtet hatte.
    Mrs. Mawsey servierte das Abendessen, und man ließ ihn allein bis zehn Uhr. Nach einem Klopfen trat der Gärtner in das Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Er langte in seine innere Rocktasche und zog wieder einen versiegelten Umschlag hervor. Er war an G. Hallowell adressiert. Als er den dicken Umschlag öffnete, fand er das Heft darin, das er in Tiger Traynes Händen gesehen hatte.
    Zwischen dem Deckel und der ersten Seite lag ein Blatt Papier.
    Bevor Sie dieses Buch Mawsey zurückgeben, muß es in einen der Umschläge gesteckt und versiegelt werden, die Sie in dem dritten Fach des Pultes finden. Das müssen Sie in jeder Nacht in gleicher Weise wiederholen. Verbrennen Sie diese Instruktion.
    Wieder führte Graham Hallowell die Anweisung unter den Augen des Gärtners aus.
    »Es ist gut, Mawsey«, sagte er, als er begann, in dem Buch zu blättern. »Ich werde Sie rufen, wenn ich fertig bin.«
    Der Gärtner schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir sehr leid, Sir«, sagte er barsch, »aber ich muß hierbleiben, solange Sie lesen. Er sagt, Sie dürfen sich keine Notizen oder eine Kopie machen.«
    »Wer ist >er    »Ich weiß seinen Namen nicht«, war die kurze Antwort.
    Von zehn bis eins richtete Graham seine Gedanken auf das Manuskript. Er las es zuerst ganz durch, um einen Überblick zu bekommen. Nicht einmal, sondern oft hielt er an und war überwältigt von der Kühnheit dieses Planes. Als er zu Ende war, begann er von vorn und las nun langsam Seite für Seite, indem er sich alle Besonderheiten einprägte. Um ein Uhr, als ihm die Buchstaben vor den Augen tanzten, schloß er das Heft, suchte nach einem Umschlag und versiegelte es darin. Mawsey hatte während der drei Stunden steif dagesessen, die Hände auf den Knien, anscheinend gar nicht ermüdet. Einmal hatte Graham die Lektüre unterbrochen und den Mann gefragt, ob er nicht rauchen wolle.
    »Ich rauche nicht und trinke nicht«, sagte er ablehnend. Dann hatte Hallowell die Gegenwart des Mannes oder die Möglichkeit, daß er sich unbehaglich fühlen könnte, vergessen.
    Der Gärtner nahm das versiegelte Paket, steckte es wieder sorgfältig in seine innere Tasche und wandte sich mit einem kurzen gute Nacht, um zu gehen.
    »Ich werde morgen abend nicht hier sein«, sagte Graham.
    »Ich weiß es.«
    Graham blickte ihn neugierig an.
    »Unser Freund vertraut Ihnen sehr«, sagte er.
    »Er vertraut Ihnen, Sir. Daß er mir vertrauen kann, weiß er bereits«, war die geheimnisvolle Antwort.
    Am nächsten Morgen ging Hallowell in das Dorf, um Bücher und Zeitungen zu kaufen, denn die Zeit wurde ihm lang.
    Er fand die Kronengarage und mietete einen kleinen Wagen. Am Abend fuhr er gemächlich zur Stadt, erreichte Greenwich bald nach Sonnenuntergang und ging dann zu Fuß zu den >Drei Lustigen Matrosen<.
    Es lag etwas Sonderbares über diesem Platz. An der Ecke stand ein schmutziges Gasthaus, aus dem Gas- und Küchendünste drangen. Es war ein traditioneller Treffpunkt für die Seeleute, und manch eine Mannschaft war auf dem sandigen Boden der Schenke geheuert worden. Aber es war auch manches unsaubere Projekt in jenem Teil des Hauses erörtert worden, der sich so großartig >Salon< nannte.
    Als Graham Hallowell die Tür öffnete und in dieses Heiligtum trat, konnte er nur zwei Menschen entdecken. Ein Strolch saß in einer Ecke in einem alten Windsorstuhl. Seine Hände waren über dem Bauch gefaltet, den Hut hatte er über die Augen gezogen. Er nickte und schwankte schläfrig hin und her. Vorm Schenktisch lehnte ein Riese, der eine rauhe Seejacke über einem blauen Wollrock trug. Eine schmierige Kappe saß hinten auf seinem grauhaarigen Kopf. Sein Schnurrbart war graumeliert, und

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