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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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selbst hatte seinen roten Uniformrock ausgezogen und es sich in Pyjama und seidenem Hausrock bequem gemacht. Er saß über seinen Kompanie-Abrechnungen. Bobby wählte erst mit Umständlichkeit eine Zigarette, bevor er antwortete.
    »Ich war heute zur Abfütterung beim Alten«, sagte er, »und bei der Alten«, fügte er hinzu. »Weißt du, sie ist wirklich eine schreckliche Kanone. Sie erzählt immer, daß alle Dinge schlechter geworden sind, seitdem sie ein Mädchen war, und ich habe den Eindruck, daß ich auch zu diesen Dingen gehöre.«
    Dick mußte lachen. »Armer Bobby!« sagte er mitleidig. »Ich habe meine offizielle Einladung schon einen Monat hinter mir.«
    »Der Oberst ist nicht so schlimm.« Bobby ließ sich in einen tiefen Sessel sinken und suchte nach einem zweiten Ruheplatz für seine langen Beine. »Und – weißt du, daß er mit Diana befreundet ist?«
    Dick lächelte.
    »Diana hat viele Freunde – ich glaube mich zu besinnen, daß sie früher gut miteinander bekannt waren. Hat er sie gestrichen?«
    »Er hat mir nichts erzählt, bevor sich die Gnädigste zurückzog«, sagte Bobby leichthin. »Aber er sprach mit mir, als wir allein waren – «
    »Seine Führung ist die beste im ganzen Regiment«, widersprach Dick.
    »Das ist möglich«, erwiderte Bobby. »Ich kann schweren Rotwein nicht leiden, ich kann nachher nicht so gut denken.«
    »Hat der Oberst denn etwas über Diana gesagt?«
    »Er äußerte nur, daß sie ein sehr liebenswürdiges und schönes Mädchen sei«, gab Bobby zu. »Er bedauerte sehr, daß seine Frau sie von ihrer Besuchs- und Einladungsliste gestrichen hat. >Wir alle waren sehr entzückt von ihr< – du kennst doch die Art, wie er redet, wenn er gemütlich oder gefühlvoll wird.«
    Eine lange Pause entstand. Dick wandte sich wieder seinen Abrechnungen zu und versuchte, sich auf die lange Zahlenreihe zu konzentrieren.
    »Sie erwähnte auch Miss Joyner«, warf Bobby plötzlich hin.
    Dick drehte sich sofort um. »Wer? Lady Cynthia?«
    Bobby nickte nur.
    »Was hatte sie denn über Hope zu sagen?«
    »Nicht viel.« Der junge Mann fühlte sich ungemütlich. Aber diese Stimmung teilte sich Dick nicht mit, da er selbst wohl wußte, daß Lady Cynthia Ruislip wenig Gutes über andere Frauen zu erzählen wußte.
    »Sie wollte gern wissen, wer Miss Joyner sei«, erzählte Bobby, »und es war nicht gut, daß der Alte in die Bresche sprang und erklärte, daß sie eines der schönsten Mädchen sei, die er jemals gesehen habe. Auch ließ er eine Andeutung fallen, daß er ihre Familie kenne.«
    Dick lachte leise.
    »Nun bin ich aber gespannt, was Lady Cynthia darauf erwiderte.«
    »Du kennst doch ihre Art. Was sie nicht sagte und nur ahnen ließ, machte mich furchtbar ärgerlich. Wie sie die Augenbrauen hoch und die Mundwinkel nach unten zog! Ich hätte laut losbrüllen mögen. Natürlich hatte sie den Alten bald schachmatt gesetzt. Sie stellte gleich fest, daß er nichts von Hope Joyner und ihrer Familie wußte, und war wirklich sehr aufgebracht über ihn.«
    Dick wandte sich langsam wieder seiner Abrechnung zu, aber obgleich er die Feder in der Hand hielt, schrieb er nicht.
    »Ich vermute – «, begann Bobby und hielt wieder inne.
    »Was vermutest du?« Dick sah sich nicht um.
    »Ich vermute, daß schon alles in Ordnung ist… Ich meine – «
    »Du meinst zwischen mir und Hope Joyner? Es ist noch nichts zwischen uns, aber ich hoffe zuversichtlich, daß ich ihr gut genug bin. Warum fragst du denn? Ein Mann mit soviel Verstand wie du könnte das doch längst wissen!«
    Bobby stand langsam auf und reckte seine langen Glieder.
    »Ich weiß nicht«, sagte er vorsichtig, »aber ich habe den Eindruck, daß die alte Cynthia auf deiner Dame herumhackt. Warum sie das tut, weiß ich nicht im mindesten. Wahrscheinlich zieht sie alle herunter, die ihre Vorfahren nicht bis zu den blutigen Plantagenets zurückführen können. Nebenbei bemerkt, erzählte mir der Oberst privatim, daß er von dem Fürsten zum Essen geladen ist.«
    »Kishlastan?« fragte Dick erstaunt. »Ich wußte nicht, daß er mit ihm befreundet ist.«
    »Der Oberst hat seine Bekanntschaft anscheinend in Indien gemacht«, erklärte Bobby. »Auf alle Fälle nimmt er morgen abend an dem großen Diner des Fürsten teil. Er erwähnte auch, daß Diana Martyn dort sein würde – aber er hütete sich wohl, dies in Gegenwart seiner Frau zu erzählen.«
    »Er ist ein ganz verrückter Teufel – natürlich meine ich Kishlastan.« Dick Hallowell runzelte

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