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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schönen Vase. Hübsche Gardinen bewegten sich leicht in der Morgenbrise.
    »Es ist ein schönes Haus«, sagte sie und nickte nachdrücklich. »Tiger Trayne vermietete es an Johnny Delboure – Sie wissen selbstverständlich, daß Tiger der Besitzer dieses Hauses ist? – bevor Johnny damals den großen Bankeinbruch verübte. Sie müssen ihn doch sicher in Dartmoor getroffen haben, Mr. Hallowell – er hat dafür zwanzig Jahre bekommen. Ich wundere mich immer, warum Tiger nicht endlich den Mousetrap-Klub aufgibt und seine alten Tage hier draußen beschließt. Aber wahrscheinlich gibt es hier draußen keine Mäuse, die zu fangen sich lohnte.«
    Sie wandte sich nach der Tür um und sah in die verstörten Augen des Gärtners, nickte ihm aber freundlich zu.
    »Mr. Mawsey – nicht wahr? Früher hießen Sie doch Colter, dann wurden Sie Wilson – ich habe Ihre Namen im Moment vergessen, aber ich erinnere mich genau an alle Verbrechen, die Sie verübt haben. Wie geht es denn Ihrer guten Frau?« Sie sah auf seine grüne Schürze und nickte.
    »Gärtnerarbeit, das ist eine alte Beschäftigung. Das ist besser für Mrs. Mawsey oder Wilson oder was immer Sie für einen Namen führen, als Kinder in Pflege nehmen und sie dann verschwinden lassen.«
    Sie richtete ihre lustigen Augen auf Dianas blasses Gesicht. Mawsey schlich sich vollständig vernichtet aus der Tür und verschwand. Mrs. Ollorby wartete auf eine weitere Bemerkung ihrer unwilligen Wirtin. Aber Diana war zu klug, um zu sprechen.
    »Ein wunderbarer Ort hier«, sagte Mrs. Ollorby und ließ ihre anerkennenden Blicke umherschweifen. »Aber wenn ich dieses ganze Gelände hätte, dann würde ich lieber eine Hühnerfarm einrichten. Es geht doch nichts über eine Liebhaberei, wenn man es sich irgend leisten kann. Ich hatte eine Vorliebe für das Sammeln von Zeitungsausschnitten, als ich ein junges Mädchen war. Meine Mutter war ganz erschrocken, als ich alle Nachrichten über Verbrechen aus den Sonntagszeitungen ausschnitt und sie in meine Schulbücher klebte. Ich habe Haufen davon, so hoch« – sie zeigte bis zur Höhe ihrer Schulter. »Ich habe immer gedacht, daß ich einen Polizisten heiraten müßte, aber es ist mir niemals in den Sinn gekommen, daß ich für Scotland Yard arbeiten würde. Hektor – das ist nämlich mein Junge –, der beste Junge, der jemals gelebt hat, obgleich er ein wenig kurzsichtig ist – sagt oft zu mir: >Mutter, warum hebst du denn diese vielen Zeitungsausschnitte auf, wenn du sie doch alle im Kopf hast?< Und das ist Tatsache, wenn ich einmal etwas über ein Verbrechen gelesen habe, dann behalte ich es auch. Ich kann mich noch recht gut daran erinnern, wie ich damals in Old Bailey war und – nun, wie nennt er sich doch gleich? – Mawsey sah, der zu fünf Jahren verurteilt wurde. Er ist ein guter Geldschrankknacker, einer der besten. Man sagt, daß er ein Mittel erfunden hat, um Stahlwände auseinanderzuschneiden, das alle amerikanischen Einbrecher in Verwunderung setzt. Da können Sie stolz sein auf Ihr Vaterland, nicht wahr, Miss Martyn?«
    »Was verschafft uns denn eigentlich das Vergnügen Ihres Besuches heute morgen?« fragte Diana, die endlich ihre Selbstbeherrschung wiedergewonnen hatte.
    »Ich brauche frische Luft«, sagte Mrs. Ollorby. »Ich habe nämlich zwei Tage lang in einem schlechten Haus gewohnt, in einer kleinen, schmutzigen Nebenstraße, und nicht einmal die Gesellschaft des Kapitäns Eli Boß war ein Ausgleich dafür. Ich habe dabei wichtige Dinge erfahren und möchte sie anderen Leuten mitteilen, da ich sonst daran ersticken würde. Ich sagte also zu Hektor, ich will nach Cobham und Miss Martyn oder Mr. Hallowell besuchen, wen ich eben treffe. Vielleicht kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ihr eine große Unannehmlichkeit, für die Zukunft ersparen und ebenso Mr. Hallowell.«
    Sie lächelte sonderbar, als sie Graham anschaute, der blaß geworden war.
    »Was erschreckt Sie so?« – sie schüttelte traurig den Kopf – »Ist es vielleicht, weil Sie nicht wissen, wieviel ich schon weiß? Ich wüßte nichts Beunruhigenderes. Sie können nicht feststellen, wieviel ich nur vermute und wieviel ich in einem Buch gelesen habe, um das alles erzählen zu können.«
    »Wir haben von Ihnen gehört, Mrs. Ollorby«, sagte Graham.
    »Ich fange an berühmt zu werden«, sagte sie fast schmunzelnd. »Das ist merkwürdig, da ich doch sehr selten als Zeuge auftrete. Ich glaube, Sie hätten mich überhaupt nicht kennengelernt,

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