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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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man noch nicht wußte, welchen Namen der neue König annehmen würde.«
    Ihr Herz schlug wild, als sie das Schatzhaus passierten. Es stand ein Posten dort, ein anderer war vor dem Verrätertor postiert, weiter unten am Festungsgraben sah sie einen dritten und am äußeren Tor noch einen. Ihre Knie zitterten, als sie nach Tower Hill kamen und der Bursche des Obersten nach einem Auto geschickt wurde.
    Ein Zeitungsjunge kam heran. Bevor der Oberst ihn wegjagen konnte, sagte sie schnell:
    »Ja, bitte«, und ließ die Münze mit dem Papier in seine Hand gleiten.
    Sie hätte vergessen, die Zeitung an sich zu nehmen, aber er reichte sie ihr.
    »Ich liebe die Kreuzworträtsel so sehr«, sagte sie atemlos, als der Oberst sie sanft wegen ihrer Neugier nach sensationellen Nachrichten tadelte.
    Sie war am Ende ihrer Kräfte, als der Wagen anfuhr.
     
     
    17
    Die Uhren der Stadt hatten eins geschlagen. Da löste sich heimlich ein Motorboot aus dem Dunkel des Surrey-Ufers. Es fuhr östlich zur Londonbrücke, vorbei an Billingsgate und nahm dann langsam seinen Kurs nach dem Nordufer. Mit abgestelltem Motor näherte es sich dem steinernen Kai des Tower. Die vier Mann der Besatzung griffen mit der Hand nach der Kante der Kaimauer und zogen das Boot daran entlang, bis sie am St.- Thomas-Turm vorüber waren und sich beinahe gegenüber dem Schilderhaus befanden, das an der Anlegestelle stand. Als der Führer der Gruppe scharf über den Rand des Kais ausspähte, sah er, wie der Posten eben heraustrat, das Gewehr schulterte und mit schnellen Schritten zu dem östlichen Ende seines Bereichs ging. Es hatte im Augenblick aufgehört zu regnen. Einer der Leute sprang ans Ufer, kletterte über das Geländer, beugte sich vor, lief dann geräuschlos nach dem Schilderhaus und verschwand im Dunkeln. Bald darauf kam der Posten wieder. Er hielt vor dem Wachhaus und nahm das Gewehr ab, der Kolben stieß auf dem steinigen Boden auf. Es schien ihnen eine Ewigkeit zu dauern – dann hörten sie einen erstickten Schrei, das Geräusch eines fallenden Gewehres…. dann war es wieder ruhig…
    Ein anderer Mann hob eine leichte Leiter vom Deck des Bootes, schob sie über das Geländer und sprang hinüber. Die beiden anderen folgten ihm. Der letzte, der das Boot verließ, war Graham Hallowell in der Uniform eines Offiziers der Berwick-Garde. Er hielt seinen Säbel, damit er nicht auf dem Pflaster klappern konnte. Schnell eilte er über den Platz, der die Anlegestelle von dem Verrätertor trennte. Er schaute sich nicht um, was aus dem Posten geworden war, es blieb keine Zeit, auch nur einen Gedanken an den unglücklichen Mann zu verschwenden, der bewußtlos am Boden lag. Eine Sekunde später kletterte er hastig die Leiter hinab, die in die Vertiefung hinuntergelassen war. Er hörte jemand an dem großen, mit eisernen Nägeln beschlagenen Tor arbeiten, das sich so oft geöffnet hatte, um Verräter und Unschuldige einzulassen. Er konnte nicht sehen, was sie machten, aber plötzlich hörte er eine Stimme neben sich: »Kommen Sie!« Dann schlüpfte er durch das offene Tor und stand den Stufen gegenüber, die zu dem Blutturm führten.
    Äußerste Vorsicht war hier geboten. Sie hörten die Schritte eines Postens, der auf und ab ging. Aber im Dunkeln konnte man ihn nicht sehen.
    Wieder glitt der Führer geräuschlos voraus. Er trug einen kleinen Stahlzylinder in der Hand, an dem ein platter, trichterförmiger Apparat befestigt war, aber Graham hatte weder Zeit noch Lust, sich darum zu kümmern. Er vermutete, daß er irgendein betäubendes Gas enthielt, denn er hatte vorher gesehen, daß der Mann eine Gasmaske aufsetzte, ehe er das Boot verließ.
    Die Uhr eines Kirchturms in der Stadt schlug Viertel nach eins. Kein Laut kam von vorn, als sie an den Stufen vorbeischlichen.
    »Halt! Wer da?«
    Graham hielt den Atem an. Ihr Mann war von dem Posten gesehen worden.
    »Gut Freund.«
    »Tritt näher. Gib die Parole.«
    Leise kam das Wort zurück.
    »Boston.«
    »Passieren! Alles in Ordnung.«
    Sie hörten nichts mehr. Nach einer Weile kehrte der Führer zurück, und sie gingen östlich weiter, der Mauer entlang.
    Als sie an dem Schilderhaus vorbeikamen, sah Graham eine zusammengekauerte Gestalt.
    »Ich habe eine Flasche Whisky hineingestellt«, sagte Mawsey – Graham erkannte jetzt den Mann mit der Maske –, »Sie müssen vorgeben, daß er betrunken ist.«
    Er öffnete die Tür eines kleinen runden Turmes, offensichtlich eines Vorwerks, das als Wohnraum für einen Beamten

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