063 - Das Verrätertor
erschrak sehr. Er hatte ein dunkles Gefühl, daß Hope irgend etwas passiert war. Seine Verwirrung war so groß, daß er wieder auf die Straße trat. Plötzlich besann er sich, daß er ja eine offizielle Mission hatte, und ging zurück. Der Portier fragte ihn, ob er vom Tower käme. Dann brachte ihn der Fahrstuhl zur Wohnung des Unterstaatssekretärs. Bobby verbrachte eine ermüdende Stunde, in der er dem wenig intelligenten Mann immer wieder Dinge erklären mußte, die doch von seinem Standpunkt aus alle ganz selbstverständlich waren.
»Das ist eine sehr ernste Sache«, sagte der Unterstaatssekretär zum zwölftenmal. »Ich weiß wirklich nicht, wie das Kabinett sich dazu stellen wird. Kein Wort davon darf in die Zeitung kommen, haben Sie verstanden?«
»Ich verstehe vollkommen, Sir«, sagte Bobby kalt. (Er hatte die ganze Antipathie eines Militärs gegen einen Zivilisten und Politiker.) »Aber werden mehrere hundert Soldaten und die anderen Leute, die im Tower beschäftigt sind, auch stillschweigen?«
Der Unterstaatssekretär war diesem Sarkasmus unzugänglich.
»Eine Erklärung wird der Presse später zugehen, wenn es soweit ist«, sagte er. »Aber man darf keinem Zeitungsreporter ein Interview gewähren, die Soldaten müssen dementsprechend instruiert werden.«
Es war hell geworden, bevor Bobby gehen konnte. Eine ganze Stunde lang hatte er sich über diesen Zivilisten ärgern müssen.
Kaum hatte er die Wohnung verlassen, so suchte er eiligst Hopes Mädchen auf, um womöglich etwas Neues zu erfahren. Er fand die Zofe in Tränen aufgelöst. Hope war noch immer nicht zurückgekehrt, und es war auch keine Botschaft von ihr da.
Bobby Longfellow kehrte mit schwerem Herzen zum Tower zurück. Nachdem er sich beim Oberst gemeldet hatte, ging er geradewegs zu Dicks Wohnung. Er fand ihn schlafend auf seinem Bett. Aber als er die Türklinke herunterdrückte, öffnete Dick sofort die Augen und sprang auf.
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte er, als Bobby zu Ende war. »Es ist kaum anzunehmen, daß sie die Stadt verlassen hat, sonst hätte sie ihre Zofe benachrichtigt.«
Er ging mit gesenktem Kopf in dem Raum auf und ab. Bobby, der sich traurig in einen tiefen Armsessel gesetzt hatte, nickte und gähnte abwechselnd. Plötzlich blieb Dick stehen.
»Ich möchte wissen, ob die Telefonsperre aufgehoben ist?«
»Ja, natürlich«, sagte Bobby, der plötzlich wieder wach wurde. »Ich dachte, das hätte ich dir gesagt. Offiziere dürfen wieder telefonieren.«
Als die Detektive im Tower ankamen, waren alle Einschränkungen des Telefonverkehrs wieder aufgehoben worden. Drei Spezialisten waren aber in der Zentrale, um alle Gespräche zu überwachen.
»Ich werde Diana anrufen«, sagte Dick und suchte im Telefonbuch nach ihrer Nummer.
»Diana?« Bobby machte große, verwunderte Augen. »Glaubst du denn, daß die etwas weiß?«
»Vielleicht.«
»Aber wenn sie nun über Graham spricht?«
Dick achtete nicht auf seinen Einwand.
»Ich habe der Polizei bereits gesagt, daß der Mann, der in meiner Charge auftrat, meiner Meinung nach mein Bruder war. Ich habe ihnen nichts von Diana erzählt, da ich ihre Beziehungen zu Graham nicht genau kenne. Ich habe einen Gedanken aber es mag sein, daß ich mich irre; es ist nämlich möglich, daß Graham sie damals nach der Auseinandersetzung geheiratet hat. Daß sie sich schon liebten, als sie noch mit mir verlobt war, habe ich zu meinem Bedauern erfahren müssen.«
Er verlangte Dianas Nummer, und es kam ihm verdächtig vor, daß sie sofort antwortete.
»Dick Hallowell ist am Apparat… Diana weißt du, was mit Hope Joyner passiert ist?«
Anscheinend verblüffte sie diese Frage, denn sie antwortete nicht gleich, und als sie es tat, war ihre Überraschung unverkennbar.
»Hope Joyner? Ich weiß nicht – was soll mit ihr sein?«
»Sie verließ ihre Wohnung gestern abend und ist seitdem nicht mehr gesehen worden«, sagte Dick. »Diana, weißt du wirklich nichts?«
»Wie seltsam! – Ich weiß leider gar nichts. Ich sehe sie nie. Warum fragst du eigentlich mich?« – eine Pause. – »Ist irgend etwas los im Tower?«
Sie sprach nicht mehr von Hope, dessen war er sicher.
»Wo ist Graham?« fragte er, und ihre Antwort kam zu schnell.
»Ich habe ihn seit zwei Tagen nicht gesehen. Warum fragst du?« Dann fuhr sie fort: »Was ist geschehen? Warum bist du schon so frühmorgens auf?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Diana. Willst du etwas für mich tun? Willst du so gut
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