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0630 - Das Tengu-Phantom

0630 - Das Tengu-Phantom

Titel: 0630 - Das Tengu-Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein Reich in den Kellerräumen oder den Verliesen des Schlosses hat, dann muss ihm dieser Reddy dermaßen in die Quere gekommen sein, dass der Tengu dies als Motiv für einen verdammten Mord ansah.«
    »Richtig«, sagte ich.
    Crawford hatte feuchte Hände bekommen und wischte die Flächen an seiner teuren Hose ab. »Das wäre ja furchtbar. Dann hätte ich mit dem Tengu unter einem Dach gelebt.«
    »So ist es.« Ich nickte. »Und noch etwas. Es kann hier durchaus jemanden geben, der den Tengu unterstützt. Auf dessen Befehle und Anordnungen er hört. Da fällt mir noch etwas ein. Es gehört beim ersten Hinsehen nicht zum Thema, aber wir sind von einem Vogel angegriffen worden. Er war groß und schwarz, eine Mischung aus Adler und Geier. Ist Ihnen ein solcher Vogel schon einmal begegnet, Mr. Crawford?«
    Seine Lippen zuckten, als wollte er lächeln. »Das ist doch…«, er schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Einen derartigen Vogel habe ich noch nie gesehen.«
    »Wir aber.«
    »Kann er dem Tengu gehören?«
    »Es ist möglicherweise der Tengu, Mr. Crawford.«
    »Aber der hat doch zwei Beine und sieht aus wie ein Mensch. Es kann doch kein Vogel sein.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wie gut kennen Sie sich mit den Tengus aus, Mr. Crawford?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Eben. Deshalb sollten Sie Acht geben, wenn Sie einen derartigen Vogel sehen.«
    »Ja, ich werde darauf achten.« Er räusperte sich. »Und was haben Sie jetzt vor?«
    »Die Zeit kommt uns wie gerufen. Es ist Mittag, die Schüler meditieren, wir könnten uns eigentlich in den Kellerräumen etwas genauer umsehen.«
    »Was wollen Sie denn da sehen?«
    »Alles.«
    »Muss ich mit?«
    »Es wäre besser. Sie kennen sich aus, Sie könnten auch Erklärungen abgeben, falls uns Fremde begegnen.«
    Crawford überlegte noch. Er sah schließlich ein, dass ihm nichts anderes übrig blieb. »Und was ist, wenn uns der Tengu tatsächlich über den Weg laufen sollte?«
    »Dann«, antwortete Suko, »versuchen Sie, noch schneller zu rennen als er…«
    Winston Crawford erwiderte nichts. Er wurde nur um eine Spur bleicher.
    ***
    Das Schloss war tot!
    So jedenfalls kam es Suko und mir vor, als wir die Treppen hinabschritten und außer unseren Schritten so gut wie keine weiteren Geräusche hörten.
    Es war eine Ruhe, die mir nicht gefiel. Sie drückte auf unsere Nerven. Sie schien sich um uns herum zu ballen, und man traute sich nicht, den Mund aufzumachen.
    Auch die Halle war nicht mehr besetzt. Nur der Portier saß in seiner Loge, allerdings in einer sehr entspannten Haltung, die ebenfalls zur Meditation gehörte.
    Irgendwo tropfte Wasser.
    Dieses Geräusch nahm ich zuerst überdeutlich wahr, als ich den Keller betrat. Über eine normale Betontreppe hatten wir die unterirdischen Räume erreicht, die mir vorkamen wie ein gefängnismäßig angelegtes Bunkersystem, mit schmalen Lampen an der Decke, farbigen Hinweisschildern an den Wänden und einer großen Eisentür, die ich spaltbreit aufgezogen hatte.
    Das Geräusch der auf den Boden fallenden Tropfen blieb. Es klang irgendwo vor mir auf.
    Ich hatte die Tür zur Hälfte aufgezogen und schob mich behutsam in den kahlen Raum. Nur die Wände zeigten diese Kahlheit, alles andere stand voll, denn ich hatte die Energiezentrale der Schule betreten, in der nur die Notbeleuchtung brannte.
    Hier unten war das Reich des Hausmeisters gewesen. Für mich ein Verwirrspiel modernster Technik. Öfen, Rohrleitungen, ein Generator und einiges mehr, von dem ich keine Ahnung hatte.
    »Versorgen Sie sich selbst?«, fragte ich über die Schulter gewandt.
    »Ja, wir sind vom öffentlichen Stromnetz unabhängig. Wollen Sie denn die Zentrale durchsuchen?«
    »Nein.« Ich zog mich wieder zurück und fragte Crawford nach dem Weg zu den Ruhe- und Fitnessräumen.
    »Ich kann Ihnen alles zeigen. Nur habe ich selbst die Räume noch nicht betreten.«
    »Dann wird es ja Zeit«, grinste ich.
    Crawford fand das weniger spaßig. »Nein, ich glaube nicht. Ich möchte es auch nicht.«
    Hinter einer breiten Doppeltür, deren rechte Hälfte Suko aufdrückte, sahen wir den Fitnessraum.
    Räder, Gewichte, Hanteln, Expander und chromblanke Foltermaschinen ließen einem Menschen die Wahl, wodurch er abspecken wollte.
    Und alles sah aus wie neu…
    Ich hatte das Gefühl, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zuging, und sprach mit Crawford darüber.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber die Schüler gehen jeden Tag hier in den Keller«, flüsterte Suko. »Wo stecken

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