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0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kasten fallen und drehte sich um. »Sie haben mir noch immer nicht gesagt, was Sie genau wollen. Was ist mit der Constanza los? Weshalb spionieren Sie hinter ihr her? Hat sie sich was zuschulden kommen lassen?«
    »Nicht direkt.«
    »Dann geht es nur um die Eulen?«
    »Im Prinzip ja«, sagte Suko. »Oder auch.« Mit seiner nächsten Erklärung blieb er schwammig. »Wir müssen eben jedem Hinweis nachgehen. Sie verstehen ja, durch die Öffnung der Grenzen sind viele gekommen, die nicht immer eine reine Weste haben. Deshalb sind wir für jeden Hinweis dankbar. Zudem ist Bettina Rumänin. Und was in dem Land geschehen ist, brauchen wir Ihnen ja nicht zu erklären.«
    »Da haben Sie Recht.«
    »Sehen Sie.«
    »Ist sie denn eine Spionin?«
    »Wir wissen es nicht.«
    Inzwischen hatten wir die Bude verlassen. Otto schloss noch ab, dann ging er mit uns durch den langen tristen Gang zur Küche, vorbei an Waschräumen und sanitären Anlagen, vor denen Menschen warteten und nicht eben glücklich aussahen. Die Räume der weiblichen Singles lagen in der ersten Etage. Die Holztreppe war alt, und die Stufen ächzten unter dem Druck unserer Schritte, als wollten sie sich beschweren.
    Aus Platzmangel war die Wäsche im Flur aufgehängt worden. Windeln sahen wir ebenso wie Unterhemden, BHs und Höschen. Die Türen der Räume standen offen, um etwas von der Gefängnisatmosphäre zu nehmen.
    Zwei Frauen fanden wir in dem Zimmer vor, das uns interessierte. Die eine hielt ein kleines Kind fest und wiegte es dabei in den Schlaf. Die zweite, eine schon ältere, hockte am Tisch, rauchte und starrte mit leeren Augen vor sich hin.
    Beide hoben kaum den Blick, als wir über die Schwelle traten und leise grüßten.
    Sechs Betten, jeweils zwei übereinander, so waren die Schlafstätten aufgeteilt. Wir wussten sofort, wo Bettina Constanza schlief, denn an der schmalen Spindtür klebte ein Poster, das haargenau zu ihr passte.
    Es zeigte eine Eule, die auf einem Baum hockte und mit großen Augen in die Welt sah.
    »Da haben wir ja unsere Eule«, sagte ich zu dem Hausmeister. »Toll, nicht?«
    Er lachte. »Das sehe ich zum ersten Mal.« Er wandte sich an die am Tisch sitzende Frau. »Wie lange klebt das da schon?«
    »Was?«
    »Das Poster?«
    »Weiß nicht. Seit vorgestern oder so.«
    »Ja, penn weiter.«
    Da der schmale Spind nicht verschlossen war, öffneten wir die Tür. Hier fanden wir nichts Belastendes. Kleidung, ein paar Erinnerungsstücke, zwei Bücher über Deutschland und eine Straßenkarte von einer bekannten Tankstellenkette.
    »Nichts, wie?«
    »Ja, Herr Otto.« Ich drückte die Tür wieder zu. Es war deprimierend, hier leben zu müssen, ohne zu wissen, wann sich der Zustand endlich änderte.
    Auch das Fenster mit der schmutzig wirkenden Scheibe passte dazu. Dahinter war es dunkel, aber ich sah auch die Bewegung. Schatten nur und war augenblicklich gewarnt.
    »Suko!«
    Mein Ruf hatte ihn keine Sekunde zu früh erreicht, denn auf der Fensterbank materialisierte sich der Schatten und wurde zu einer großen Eule…
    ***
    Der Hausmeister schaute dumm aus der Wäsche. Die beiden Frauen waren zusammengezuckt, und mein Freund starrte auf das Fenster, auf das ich zeigte.
    Die Eule fand gerade noch Platz, um sich auf der Fensterbank halten zu können. Sie wirkte auf mich künstlich, weil sie sich selbst nicht bewegte und auch der heranstreichende Wind das Gefieder nicht zittern ließ. Dennoch hatte ich sie anfliegen sehen. Jetzt drehte sie ihren Kopf und plusterte sich dabei auf. Der scharfe Blick durchmaß den Raum, um sich dann auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren.
    Das Bett der Bettina Constanza!
    Ich wusste das Verhalten der Eule nicht zu deuten. Allerdings durfte ich nicht daran denken, dass es sich mit diesem Tier möglicherweise um den Tengu handelte, dann wurde mir ganz anders. Wenn die Eule durch die Scheibe brach, konnte sie ein Chaos aus Blut und Tod anrichten, falls es sich tatsächlich um den Tengu handelte. Aber sie flog weg!
    Damit überraschte sie uns beide. Selbst der Hausmeister gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen Lachen und Weinen lag. Er konnte es ebenfalls nicht fassen.
    Ich rannte hin und öffnete das Fenster. Der Wind schlug mir die kalte Luft ins Gesicht, vor meinen Lippen stand sichtbar der Atem, aber die Eule war längst verschwunden. In dem nahen Wald fand sie genügend Verstecke.
    Langsam schloss ich das Fenster und drehte mich um. Bis auf Suko schauten mich erstaunte Augenpaare an. Der Hausmeister

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