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0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich über sein fleischiges Gesicht aus. Der Kopf war rund, und die wenigen dunklen Haare, die sich darauf verteilten, waren sorgfältig gekämmt.
    Er schob die Lippen vor, als wollte er uns küssen. Zudem standen wir tiefer, er schaute auf uns herab, und unter seinem Overall wölbte sich der Bauch wie eine mächtige Kugel.
    »Sie ist nicht zu sprechen.«
    Die Antwort hatte ich verstanden. »Wer sagt das?«
    »Ich!«
    Dieser Mensch gehörte zu den Typen, die man als miesen Deutschen bezeichnen konnte. Aber es gab sie überall, auch in England oder Frankreich. Aber hier fiel er mir besonders auf, und ich schüttelte den Kopf. Auch über seinen Dialekt, der leicht sächsisch klang. Diesen Menschen konnte ich mir gut als Aufpasser in einem ehemaligen Stasi-Knast vorstellen.
    »Sind Sie hier der liebe Gott?«, fragte ich.
    »So ähnlich.«
    »Und wer hat Ihnen die Legitimation ausgestellt?«
    »Das Land Bayern.«
    »Wie schön.« Ich holte meinen Ausweis hervor. »Können Sie das lesen?« Jetzt hoffte ich nur, dass er kein Englisch sprach, der Ausweis musste auch so Eindruck auf ihn machen.
    »Was ist das?«
    »Wir gehören einer internationalen Kontrollkommission an, die sich um politische Flüchtlinge kümmert und darum, wie sie untergebracht sind. Alles klar?«
    »Die Leute haben es bei uns gut.«
    »Das wollen wir auch nicht bestreiten. Nur müssen wir uns leider selbst davon überzeugen.« Ich seufzte. »Sie kennen das ja bestimmt, wenn man Vorschriften hat.«
    »Natürlich.«
    »Lassen Sie uns bitte vorbei?«
    Er wiegte den Kopf. »Wenn das so ist - okay. Aber ich sage Ihnen gleich, das Früchtchen ist abgehauen.«
    »Von wem reden Sie?«
    »Von dieser Bettina Constanza. Ich habe sie am heutigen Abend noch nicht gesehen. Die ist bestimmt verschwunden. Und so etwas verstößt gegen unsere Ordnung.«
    »Schweinerei«, sagte ich. »Dann haben wir ja gleich etwas. Wir werden schon mit ihr reden.«
    Er machte plötzlich einen Rückzieher. »So schlimm ist es auch nicht. Sie können sie ja ermahnen.«
    »Werden wir machen.«
    Endlich gab er den Weg frei, sodass wir die restlichen Stufen hochsteigen konnten. Dahinter lag die Tür, danach gelangten wir in einen kahlen Gang und sahen an dessen rechter Seite ein großes Brett hängen, auf dem zahlreiche Zettel mit irgendwelchen Nachrichten klebten.
    Davor standen Menschen mit grauen Gesichtern und illusionslosen Augen. Sie lasen die Informationen, wahrscheinlich waren die meisten von ihnen für sie negativ.
    Sie schauten uns an. Ein Mann trat vor. Er trug ein graues Unterhemd und eine fleckige Hose, die von Hosenträgern aus Gummi gehalten wurde.
    In einem sehr harten Deutsch fragte er uns nach einer Arbeit. »Ich mache alles.«
    »Tut mir leid.«
    »Ach, Mist.« Er winkte ab, drehte sich um und schlurfte davon.
    Suko sprach mit dem Hausmeister, den wir als Otto kannten. »Sagen Sie, gibt es hier einen Raum, wo wir uns ungestört unterhalten können?«
    »Ja, bei mir.«
    »Wo?«
    »Kommen Sie mit.« Er scheuchte einen älteren Mann weg, der ihn etwas fragen wollte, und ging mit zügigen Schritten und breitbeinig vor. Die typische Haltung eines Menschen, der sich selbst überschätzte.
    Die Bude passte zu Otto. Sie war grau, quadratisch, angeschmutzt und roch so wie er - nach Schweiß. Wir sahen einen Aktenschrank mit Fallrollo, vier Stühle und einen Sessel für Otto. Der stand so, dass jemand, der darin Platz genommen hatte, auf eine Glotze schaute, neben dem Video-Recorder das Prunkstück des Raumes.
    Über den Bildschirm flimmerte ein Soft-Porno, was Otto peinlich zu sein schien, denn unecht grinsend schaltete er den Apparat ab. Die Lampe an der Decke war eine gelbe Kugel. Die Tür zeigte Kratzer, hielt aber den Lärm ab.
    »Sie können sich setzen«, sagte der Hausmeister.
    Nickend nahmen wir Platz. Er wollte uns etwas zu trinken anbieten, wir lehnten ab und schauten zu, wie er aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier holte. Auf ein Glas verzichtete er, pflanzte sich in den Sessel, nahm einen Schluck und leerte die Flasche im ersten Zug zu einem Drittel. Dann schaute er uns auffordernd an. »So, worum geht es genau?«
    Suko redete. »Um Bettina Constanza.«
    Otto nickte. »Klar, was ist mit ihr?«
    »Wir wollen alles wissen.«
    Er lachte. »Kann ich Ihnen nicht viel erzählen. Ich kenne sie zu wenig, ehrlich.«
    »Wie lange ist sie hier bei Ihnen?«
    Otto hob die Schultern. »Einige Wochen. Ich kann mal in der Kartei nachsehen.«
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Ist Ihnen

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