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0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an der jungen Frau etwas aufgefallen?«
    Der Hausmeister gestattete sich ein sattes Grinsen. »Klar, mir ist etwas aufgefallen. Die hat so einiges in der Bluse. Ein heißer Feger, kann ich Ihnen sagen.«
    »Nein, so meinen wir das nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Wir wollen wissen, mit wem sie zusammen war, wie sie sich verhalten hat. Sprach sie über bestimmte Dinge, die nicht in das Reich des Alltäglichen hineinfallen?«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Gut.« Ich nickte. »Worüber redet man hier im Allgemeinen? Was sind die Themen, die auf der Seele drücken? Worum geht es im Einzelnen?«
    Otto lachte, trank wieder, putzte Schaum von seinen Lippen und hob die Schultern. »Ist doch klar. Die Leute reden davon, wie lange sie noch hier hocken müssen. Wann endlich ihr Antrag durchgeht, wann sie einen Job kriegen und so weiter. Das alles kommt zur Sprache. Die wollen hier verschwinden. Kann ich verstehen. Und je länger es dauert, um so ungeduldiger werden sie. Da wird dann gesoffen, da kommt es zum Streit, oft genug waren die Bullen hier. Da schimpft der eine auf den anderen, verstehen Sie?« Otto lachte. »Sie glauben gar nicht, wie die Leute manchmal miteinander umgehen.«
    »Und was tun Sie?«, fragte Suko.
    »Ich?« Otto gab sich erstaunt und naiv zugleich. »Ich tue gar nichts, weil ich nichts tun kann, wenn Sie verstehen. Ich halte mich da raus. Hinterher bin ich es, der was auf den Schädel bekommt. Dann verbünden sie sich gegen mich, und so etwas habe ich überhaupt nicht gern. Deshalb halte ich mich zurück. Die Leute sollen lernen, miteinander umzugehen. Ich bin mehr für den täglichen Kleinkram da und für die Verwaltung.«
    Wir waren zu weit vom eigentlichen Thema abgeschweift. Ich brachte es wieder auf den Punkt.
    »Uns geht es ja um diese Bettina Constanza. Sie hat sich also völlig normal verhalten?«
    »Ja, es gab wegen ihr keinen Streit. Meine ich wenigstens. Natürlich waren die Kerle hinter ihr her, kein Wunder, wie die aussieht. Aber sonst hielt sie sich zurück bis auf manche Abende, wo sie das Haus einfach verlassen hat.«
    »Ist das denn hier ein Gefängnis?«
    »Nein, aber wir haben eine gewisse Sperrstunde, wo man sich in der Herberge aufzuhalten hat und sie nicht mehr verlassen darf. Ich habe nicht aufgepasst, ich bekenne mich schuldig, aber ich kann meine Augen und Ohren nicht überall haben.«
    »Aber sie kam zurück?«, fragte Suko.
    »Klar, immer.«
    »Wo ist sie dann gewesen, Herr Otto?«
    Der Hausmeister schaute Suko an, als hätte dieser ihn etwas furchtbar Schlimmes gefragt. »Das weiß ich doch nicht! Glauben Sie denn, sie hätte mir was darüber gesagt? Bestimmt nicht. Ich habe sie zwar gefragt, doch keine Antwort bekommen. Vielleicht hat sie sich heimlich mit einem Mann aus einem der Dörfer getroffen, was ich aber auch nicht glaube, denn dann würde sie nicht mehr hier in der Herberge wohnen.« Er trank seine Flasche leer und streckte sich. »Wissen Sie, ich bin ihr nie nachgegangen. Ich habe hier zu tun.«
    »War sie besonders gut zu Tieren?«, wollte ich wissen.
    »Weiß ich nicht.«
    »Es geht um Eulen. Hat Sie mal mit Ihnen über Eulen gesprochen, Herr Otto?«
    Er schaute mich schief an. »Wie kommen Sie denn darauf? Was soll sie von Eulen gesagt haben?«
    »Wir hörten, dass Bettina die Tiere liebt. Sie muss eine besondere Beziehung zu ihnen haben.«
    »Keine Ahnung. Und wenn, dann ist es mir nicht aufgefallen. Nee, meine Herren, Sie stellen vielleicht Fragen. Ich weiß überhaupt nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Auf die Eulen, Herr Otto. Sind Ihnen diese Vögel aufgefallen? Ich kann mir vorstellen, dass es in dieser Gegend noch zahlreiche von ihnen gibt. Oder nicht?«
    »Das schon. Der Bayerische Wald ist ein dichtes Gebiet, fast schon ein Urwald an manchen Stellen. Eulen und Uhus gibt es sicherlich, obwohl ich darauf nicht achtete, muss ich Ihnen ehrlich gestehen. Tut mir leid, mit Eulen habe ich nichts im Sinn. Ob Bettina sie besonders geliebt hat, ist mir nicht aufgefallen.«
    Suko wollte erfahren, wo sie untergebracht war und ob wir ihr Zimmer sehen konnten.
    Der Hausmeister lachte. »Zimmer ist gut. Das ist eine Bude, mehr nicht. Die teilt sie sich mit vier anderen Frauen. Ein Bett ist noch unbelegt. Wir sind hier kein Luxus-Hotel, sondern eine Herberge. Dazu noch eine ziemlich alte.«
    »Ich möchte das Zimmer trotzdem sehen«, bat Suko mit bestimmender Stimme.
    Otto stand auf. »Ist mir egal.« Er ließ die leere Bierflasche in einen hinter der Tür stehenden

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