0631 - Die fliegenden Städte
ebenfalls von der Zeit geschwärzt und von Moosen und Flechten bewachsen war.
„Warum haben Sie eigentlich trotz eineinhalbjähriger Suche die Stadt Nuprel nicht finden können, Zeno?" erkundigte sich Gayt-Coor.
„Aus mehreren Gründen, dem ich jetzt noch einen hinzufügen muß. Ich besaß weder die guten Ortungsgeräte, die Sie haben", er deutete auf den Satz von Instrumenten rund um die Steuerung der Plattform, „ich hatte keine Ahnung, an welcher Stelle des Planeten ich sie zu suchen hatte; schließlich ist mein Fluganzug kein Raumschiff oder Luftgleiter.
Weiterhin wußten die Geschädigten, mit denen ich lange sprach, den 'Kurs' der Stadt nicht. Sie kannten nur eine Menge von Legenden und Märchen. Und endlich habe ich nicht gewußt, daß sich die Stadt im Sprungverfahren fortbewegt."
Hinter ihnen ließen die Erschütterungen einige Mauern einbrechen. Ein Rätsel war es, warum die Felsenplatte, auf der Nuprel ruhte, noch nicht auseinandergebrochen war.
„Das ist einleuchtend!" kommentierte Rhodan.
Sie flogen langsam weiter. Ihr Kurs beschrieb einen Kreis um den Fuß des Berges, der die Stadt um weniger als zweihundert Meter überragte. Jedes einzelne Gebäude untersuchten sie, mehr oder'. weniger flüchtig, auf seinen' ehemaligen Verwendungszweck. Nach einigen Stunden, nachdem ihre Augen von dem grellen Licht der Scheinwerfer zu schmerzen begannen, faßte Zeno die Feststellungen in einer resignierten Bemerkung zusammen: „Diese Gebäude waren zweifellos Wohnungen. Aber ich muß gestehen, daß ich die Philosophie der ausgestorbenen Yulocs nicht begreife. Falls man ihr Verhalten tatsächlich als Philosophie bezeichnen kann. Ein Dunkelschirm, der das Denken und Meditieren fördert, aber den Planeten veröden und verelenden läßt, ist kein Wunderwerk, das auf besonders gute Ergebnisse der Philosophie schließen läßt."
„Ich würde es nicht ganz so hart ausdrücken", sagte Rhodan, „aber grundsätzlich haben Sie recht."
Gedankengänge, die wenigstens Rhodan nahezu unverständlich waren, hatten diese Räume entstehen lassen.
Eine gewisse Ähnlichkeit mit buddhistischen Mediktationszentren war ferner zu erkennen - mit viel Phantasie.
„Was jetzt? Hinauf?" fragte der Pilot.
„Es bleibt nichts anderes übrig. Auf alle Fälle ist dies, schon aus Größe und Lage zu erkennen, ein sehr wichtiges Gebäude.
Außerdem gibt es sicher Stollen und unterirdische Säle."
„Das ist zu erwarten."
Wieder wuchs die Spannung. Zeno und Rhodan - hatten alles zu gewinnen und kaum etwas zu verlieren. Die Plattform glitt in der nächtlichen Dunkelheit den Hang hinauf, schwebte über den Wipfeln der kahlen Bäume aufwärts. Dioe sechs Scheinwerfer der Plattform waren in verschiedenen Richtungen eingestellt, und die Handscheinwerfer Zenos und Rhodans drehten sich, warfen ihre Strahlen auf Gebäudeteile, Wege und Rampen, auf seltsame Öffnungen im Fels und auf die gespenstische Umgebung des gestorbenen Waldes.
„Ich sage euch, wir finden hier etwas. Mein Instinkt als Jäger...", rief der Petraczer leise.
„Etwas finden wir. Aber was wird es sein?" murmelte Zeno.
Rhodan schwieg; er hatte nur wenig Hoffnungen.
Schließlich, nach einigen weiteren Stunden der ergebnislosen Suche, fanden sie einen Eingang. Er lag am Ende einer langen Rampe, in die zahlreiche Brücken und Treppen und Straßen mündeten. Die Rampe führte kühn geschwungen nach oben und endete auf einem runden Platz. Die Plattform landete in der Mitte des Platzes, zwischen Felstrümmern und langen, bartförmigen Flechten, die im Wind flatterten.
„Wenn die Stadt plötzlich landet, dann kommt vermutlich ein ziemlicher Hagel herunter."
„Dort hinüber!"
Rhodan leuchtete eine Stelle aus, die frei von Geröll und Felstrümmern war.
„Dort werden wir die Plattform abstellen. Kaum zu befürchten, daß sie uns gestohlen wird."
Sie sahen die Waffen nach, schalteten die Scheinwerfer der Plattform aus und gingen hinter den Lichtkreisen ihrer Scheinwerfer her. Einige halbzerstörte Säulen blieben hinter ihnen zurück, die flachen Stufen waren voller Sand und Steinen, und vor ihnen war jetzt das Portal.
Rhodan leuchtete die Platten aus und wandte sich an Gayt-Coor.
„Die Symbole, die Anordnung der Aufschrift was sagen Sie dazu? Welche Informationen haben Sie darüber?"
Auch Gayt-Coor strahlte die Türen an und konzentrierte sich auf das, was er gerade noch erkennen konnte. Schließlich sagte er mit einem deutlichen Aufatmen: „Ich glaube, wir sind
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