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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erinnert, mir ist nur der Gedanke an meine Kindheit gekommen. Wir haben als Kinder oft auf einem bestimmten Platz gespielt, der ein Druidenfriedhof sein soll.«
    »Auf der Insel?«
    »Ja.«
    »Was ist dort geschehen?«
    »Ich hörte mal Stimmen. Sie wisperten, sie flüsterten, aber es war niemand zu sehen.«
    »Dann haben die toten Druiden gesprochen?«
    »Geht das?«
    »Hast du es nicht erlebt?«
    »Natürlich - sorry.«
    »Kannst du dich an den ungefähren Wortlaut erinnern, auch wenn es so lange her ist?«
    »Kaum.«
    »Versuche es!«, drängte ich. »Das kann ungemein wichtig für die Lösung des Falls sein. Ich habe das Gefühl, dass du der Stein des Anstoßes bist.«
    »Dann glaubst du auch, dass ich mit dem Tod meines Großvaters…«
    »Nein, ich glaube gar nichts, Colette. Ich habe dich nur gebeten, dich zu erinnern.«
    »Na ja.« Sie hob die Schultern. »Es ist so, weißt du, sie sprachen von einer Begegnung, glaube ich. Man will mich irgendwann holen oder so. Das jedenfalls ist mir in Erinnerung geblieben. Ich war damals zehn oder elf Jahre alt.«
    Schnaufend holte ich Luft. »Das wird es sein, Colette, das wird es sein. Sie haben sich deiner wieder erinnert. Jetzt bist du alt genug geworden.«
    »Für was?«
    Ich hob die Schultern. »Das weiß ich noch nicht, Kind. Wir werden es herausfinden.«
    Colette schwieg, senkte den Kopf und hing ihren Gedanken nach. Nach einer Weile holte sie seufzend Atem. »Ja, du hast Recht, ich will dir ehrlich sagen, dass ich jetzt Angst davor habe, die Insel zu betreten. Am liebsten möchte ich wieder zurückfahren und…«
    »Wir stehen das durch, Colette. Wir müssen es durchstehen, sonst wirst du niemals Ruhe haben.«
    Sehr nachdenklich schaute sie auf die Tischplatte. »Wenn ich nur schon wüsste, was da auf mich zukommt. Ich weiß gar nichts, und es ist einfach die Ungewissheit, die an mir nagt. Kannst du das nachvollziehen?«
    »Ich glaube es dir.«
    Sie schaute aus dem Fenster, wobei ich den Eindruck hatte, als würde sie das Meer mit seinen weiten Wellen und der hohen Dünung überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen. Colette redete von ihrer Kindheit, sie sprach von ihren Großeltern, ihrer Jugend und davon, wie sie dann weggegangen war, um auf dem Festland ihre Chancen zu suchen. Mich wunderte nur, dass sie nie von den Eltern redete.
    »Davon bin ich weg. Sie sind nicht mehr zusammen. Ich rechne damit, dass sie tot sind.«
    Die Insel erschien in meinem Sichtfeld. Eine hohe steile Küste, deren Felsen weiß schimmerten.
    »Was immer auch passieren mag, Colette, wir beide stehen zusammen. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Danke.« Sie schaffte ein zartes Lächeln, wurde schnell wieder ernst und sagte: »Ich weiß nicht einmal, wo wir wohnen werden, wenn wir auf der Insel sind.«
    »Bei deiner Großmutter, denke ich.«
    »Wenn die ebenfalls der Meinung ist wie die anderen Leute hier, wird sie es nicht zulassen.«
    »Ich bitte dich, Colette. Sie wird doch nicht ihre eigene Enkelin hinauswerfen.«
    »Wer kann das sagen?«
    »Warten wir es ab. Ich möchte jedenfalls nach dem ersten Schritt an Land das Gebiet aufsuchen, wo du als Kind so oft umhergelaufen bist.«
    »Den alten Druidenfriedhof?«
    »Ja.«
    »Da gibt es nichts zu sehen, John, wirklich nicht. Dort steht nichts, was auf einen Friedhof hindeuten würde. Du siehst nicht einmal einen Grabstein.«
    »Warten wir es ab.«
    Die Ile de Sein rückte immer näher. Sie war grün oberhalb der Felsen, wie wir schon jetzt erkennen konnten. Der Wind trieb die mächtigen Wellen gegen die Steilküste, wo sich lange Gischtstreifen bildeten, die am weißen Gestein in die Höhe kletterten.
    Dieser Flecken Erde hätte sicherlich auch Maler und Schriftsteller zu kreativer Arbeit beflügelt.
    Ein kleiner Hafen war ebenfalls vorhanden. Er lag in einer Bucht und wurde zusätzlich durch eine mächtige Mauer geschützt, die als Wellenbrecher diente.
    Ich konnte mir gut vorstellen, dass bei einem der großen Stürme die Mauern nicht viel abhielten.
    »Können wir als Letzte das Schiff verlassen?«, bat mich Colette. »Ich habe nichts dagegen.«
    »Danke.« Sie stand auf und nahm ihre Reisetasche, die sie über die Schulter hängte.
    Die See war ruhiger geworden, als wir in den Hafen einliefen. Meine Gedanken drehten sich bereits um die nahe Zukunft, und ich fragte mich, welch gefährliche Druidenmagie uns auf diesem kleinen Eiland erwarten würde…
    ***
    Der Wind spielte mit unseren Haaren. Er wehte zwar ständig, hin und wieder jedoch

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