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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überfiel uns eine der scharfen Böen, sodass wir uns dagegen anstemmen mussten.
    Trotz des Sonnenscheins war es kalt, auch der Fußmarsch von zwanzig Minuten hatte uns nicht erwärmen können. Am Rande des Druidenfriedhofs waren wir stehen geblieben, und ich musste Colette Ingram Recht geben, was ihre Beschreibung anging.
    Von einem Friedhof im herkömmlichen Sinne war hier nichts zu sehen. Vor uns lag ein sehr flaches Stück Gelände mit noch jungem Baumbestand und Büschen, die sich gegen den immerwährenden Wind stemmten.
    Das Gras wuchs hoch, es gab kaum kahle Flecken, aber einer fiel mir doch auf.
    Als ich näher kam, entdeckte ich die Aschereste, die sich in den Boden regelrecht eingefressen hatten und deshalb nicht mehr davongeweht werden konnten.
    Auch Colette schaute hin. »Was kann das gewesen sein? Oder was ist das überhaupt?«
    »Schwer zu sagen. Hier hat jemand ein Feuer angezündet. Ich denke da an eine Opferstätte.«
    Die junge Französin beugte sich vor. Ihre Handflächen legte sie auf die Oberschenkel. »Eine Opferstätte?«, wiederholte sie mit leiser Stimme. »Bist du sicher?«
    »Fast.« Ich zeichnete mit der Hand den Kreis nach. »Ungewöhnlich ist es nicht. Den Druiden wurden Opfer dargebracht. Sie waren die Mächtigen, die Wissenden, die Eichenkundigen. Sie sind von den Menschen verehrt, geliebt und auch gehasst worden. Man brachte ihnen gewisse Opfer dar.«
    »Menschen?«, hauchte sie.
    »Weiß ich nicht genau. Oft waren es die Früchte des Feldes und auch Tiere. Darauf deutet die Opferstätte hin. Wenn hier Druiden zur letzten Ruhestätte gebettet worden sind, muss dieses Gelände eine magische Bedeutung haben.«
    »Das sagen auch die Bewohner.« Colette ging einige Schritte zur Seite. Sie hatte einen sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck bekommen und hielt ihren Kopf gegen den Wind, um ihn sich in das Gesicht und durch die Haare fahren zu lassen.
    Ich umrundete derweil die Opferstätte. Möglicherweise fand ich Spuren, wo ich einhaken konnte.
    Nichts war zu sehen, nur diese grauschwarze verbrannte Erde. Ich dachte schon darüber nach, ob ich es mit der Aktivierung meines Kreuzes versuchen sollte, als mich Colettes Ruf aus den Gedanken riss.
    »John, bitte…«
    Sie stand da, hatte die Arme ausgestreckt, als wollte sie mit ihren Händen gegen den Wind fassen.
    Ihr Gesicht wirkte so blass, als wäre es gekalkt worden.
    »Es ist wie früher, John, wie früher.«
    »Wie meinst du das?«
    »Der Wind lockt die Stimmen der Toten herbei…«
    ***
    So wie sie die Worte ausgesprochen hatte, waren sie dazu angetan, bei mir einen leichten Schauer zu erzeugen.
    Ich hatte von der Veränderung nichts bemerkt, was im Prinzip nichts besagte, denn Colette stand auch woanders und möglicherweise günstiger als ich. Ihre Haltung war die Gleiche geblieben, die Arme ausgestreckt, die Hände gespreizt, als wollte sie den Wind einfangen. Einige Male schüttelte sie den Kopf, dabei konnte sie sogar lächeln, als wäre ihr ein besonderes Stück Erinnerung aus der Kindheit zurückgegeben worden.
    Ich ging langsam auf sie zu, so gedreht, dass mich der Wind ebenfalls von vorn erwischen und ich seinem ›Gesang‹ lauschen konnte. Hatte er sich wirklich verändert, oder bildete sich Colette dies nur ein?
    Noch spürte ich nichts. Er fuhr weiterhin durch meine Haare, war trotz des Sonnenscheins ziemlich kalt und brachte den frischen, klaren Geruch mit, der meine Lungen kräftig durchspülte.
    Wenn er tatsächlich andere Laute mit sich führte, dann musste ich es hören, oder ich war nicht sensibel genug, um diese Stimmungen wahrnehmen zu können.
    Auf gleicher Höhe mit Colette Ingram blieb ich stehen. Sie kümmerte sich nicht um mich. Ich forschte in ihrem Gesicht nach, wo sich der Ausdruck ebenfalls verändert hatte. Er kam mir verklärter vor, mehr in der Erinnerung lebend, allerdings auch von einem Wissen überlagert, dass sich zu früher hin nichts verändert hatte.
    Es wäre unklug gewesen, sie jetzt zu stören. So ließ ich sie in Ruhe forschen, damit sie mir später mehr sagen konnte.
    Wie viel Zeit verstrich, bis sich Colette wieder normal bewegte, konnte ich nicht sagen, jedenfalls holte sie tief Luft, bevor sie sich zu mir umdrehte.
    »Nun?«
    Colette gab mir keine Antwort, strich durch ihr Haar, danach über das Gesicht und hob die Schultern. »Hast du die Botschaft nicht gehört?«
    »So ist es.«
    Sie hob die Schultern. »Vielleicht gilt sie auch nur den Menschen, die hier einmal gelebt haben und mit dem

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