0634 - Duell der Schamanen
Scheiß-Feuer frißt sich immer weiter, und wir können kaum etwas dagegen tun. Nicht mal mit der Technik der Dynastie der Ewigen. Gut, wenn wir sie bis zur letzten Konsequenz mit allen Mitteln einsetzen könnten, vielleicht. Aber dann enttarnen wir ein bißchen zu viel, und die Jungs von der CIA und vor allem der NSA müssen ja auch nicht alles wissen, nicht wahr? Es reicht, wenn wir wissen, was die NSA hat…« Damit spielte er schmunzelnd auf die kürzlich gewonnene Erkenntnis an, daß der Geheimdienst National Security Agency über Technologie der sogenannten Gkirr verfügen sollte… also über außerirdische Technik… [7]
Von Monica und Eva war momentan nichts zu sehen. Die beiden Damen hatten sich in trauter Zweisamkeit zurückgezogen…
»Worum geht’s also?« wollte Tendyke wissen.
Zamorra erzählte es ihm.
Der Abenteurer seufzte. »Cristofero. Sag mal, Zamorra… wie kommst du eigentlich darauf, daß ausgerechnet ich wissen muß, wo der im Sommer 1676 gesteckt hat? Kannst du dich daran erinnern, was du vor über dreihundertzwanzig Jahren erlebt hast?«
»Damals lebte ich bekanntlich noch gar nicht. Im Gegensatz zu dir.«
»Es ist lange her. Und warum sollte ich mich damals unbedingt dafür interessiert haben, was dieses Großmaul machte? Vielleicht haben ihn die Indianer skalpiert oder aufgefressen, vielleicht hat ihm jemand eine Kugel in den Dickschädel gefeuert, vielleicht ist er unter Bären, Wölfe oder Pumas geraten. Es hätte mich sicher nicht besonders gestört, und es würde mich auch heute nicht stören. Ich habe ihm auf Haiti auf die Finger geklopft, er ist nach Louisiana weitergefahren. Wußtet ihr, daß das damals bis an die Rocky Mountains und ins heutige Colorado hinauf reichte? Ein riesiger Landstrich. Nein, wartet, damals - 1676?«
Zamorra nickte.
»Moment, da war es noch gar nicht so groß. La Salle hat es erst ein paar Jahre später annektiert und es auch Louisiana genannt. Aber '76 liefen bereits Vorbereitungen. Die Siedler und Händler und Jäger hatten davon noch gar keine Ahnung. Aber La Salle war schon drauf und dran, kräftig zuzulangen und diesen riesigen Landstrich für Frankreich einzusacken. Der Geheimdienst Seiner Majestät wußte davon… und damit logischerweise auch ich.«
»Geheimdienste sind eine Erfindung des 20. Jahrhunderts«, warf Nicole ein, die sich gemütlich im Sessel räkelte und an einem Glas gekühlten Fruchtweins nippte.
»Glaub das nicht. Im James-Bond-Zeitalter ist das alles nur perfektioniert worden. Aber schon die alten Römer hatten ihre Spitzel und Spione.«
»Und du gehörtest zum Geheimdienst des Sonnenkönigs? Das würde einiges erklären«, sagte Zamorra.
»Falsche Schlußfolgerung«, sagte Tendyke. »Ich war keiner seiner Spitzel.«
»Aber auf Haiti hattest du als Zivilist das Kommando über eine Gruppe von Soldaten.«
»Reden wir jetzt über mich oder über den verdammten Spanier?« wich Tendyke aus.
Zamorra lächelte. Er erinnerte sich, daß sein Freund auch in diesem Jahrhundert Kontakte zu Geheimdiensten hatte. Er hatte selbst einmal eingestanden, in der Zeit des Kalten Krieges eine Aktion gegen den sowjetischen KGB durchgezogen zu haben, mitten in Moskau in der Höhle des Löwen -oder besser des russischen Bären. Auch heute hatte er noch Kontakte zu CIA und NSA und möglicherweise noch anderen Organisationen auch anderer Staaten. Hin und wieder, wußte Zamorra inzwischen, nutzte er sie.
Und seine eben getätigte Formulierung, kein Spitzel gewesen zu sein, war vage genug. Bei Spionage- oder Spionageabwehr-Organisationen gab es genug andere Möglichkeiten der Mitarbeit…
»Du weißt also, wo wir den verdammten Spanier zu einer bestimmten Zeit finden können? Oder ist auch das eine falsche Schlußfolgerung?«
Tendyke zuckte mit den Schultern.
»Wenn es nicht um eure Zeitreise-Misere ginge, sondern nur um den Dicken, würde ich die Auskunft verweigern«, sagte er. »Aber hier geht es wohl um Wichtigeres. Also schön, ich nenne euch den genauen Ort und das genaue Datum, wo ihr ihn treffen könnt. Den Ort könnt ihr übrigens mit Hilfe der Regenbogenblumen erreichen.«
»Hoppla!« entfuhr es Nicole. »Gab es die denn damals auch schon?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich kenne die Gegend. Und heute sind da Regenbogenblumen. Wir haben uns damals dort versteckt gehalten, als Julian geboren worden war und heranwuchs. Nur über die Blumen hatten wir Kontakt zur Außenwelt, während niemand wußte, wo wir steckten. Und ich möchte,
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