0634 - Ein Höllenjob für Bill
mit der flachen Hand dagegen, vernahm kein Echo, so dick war das Holz.
Er kümmerte sich um die Klinke. Sie war aus schwerem Metall gefertigt worden, und er musste eine gewisse Kraft aufwenden, um sie nach unten zu drücken.
Dabei entstanden knarrende Geräusche, als wäre eine Sperre dabei, sich zu lösen und sich auch von altem Rost zu reinigen, der wie brauner Schnee zu Boden fiel.
Die Tür sperrte, aber sie war nicht verschlossen, denn sie schwang kratzend nach innen, als sich der Reporter gegen sie lehnte und dabei noch zudrückte.
Eine kühle, muffige Luft drang ihm entgegen.
Im Nacken hatte sich eine Gänsehaut festgesetzt, und Bill strich mit einer unsicher wirkenden Handbewegung sein Haar zurück. Er kam sich vor wie ein Einbrecher, der erschienen war, um die Ruhe eines uralten Tempels zu stören.
Der Tote im Boot fiel ihm ein, so dass er noch die Polizei benachrichtigen musste.
Weder Orgelmusik, Gesang oder Klagen von Geisterstimmen empfingen ihn, dafür eine sehr bedrückende Stille und eine gespenstische Mischung aus Schatten und Licht.
Bill drückte die über den Boden kratzende Tür so gut wie zu, ging so weit vor, bis er einen Mittelpunkt erreicht hatte, wo sich das aus den Fenstern fallende Licht sammelte und er deshalb die Taschenlampe steckenlassen konnte.
Genau hier sah er es, und sein erster Verdacht bestätigte sich. Er stand in einer Templerkirche.
Es gab keine Bänke, aber er sah das kreisförmige Fundament und dahinter einen Steinaufbau, der so aussah wie ein Altar. Die alte Kirche musste später zerstört und wieder neu aufgebaut worden sein, denn die anderen Ausmaße besaßen einen herkömmlichen Stil.
Die Templer, die Gräber, die Kirche!
Drei Dinge, die stimmten, die einen Teil der Vergangenheit aufhellten.
Bill ging davon aus, dass er eine alte Enklave des Templerordens gefunden hatte.
Aber wo existierte der Zusammenhang zwischen diesen Tatsachen und dem Grab auf der Insel mit dem Namen Sinclair?
Da fühlte sich der Reporter überfragt. Er konnte nur hoffen, in Kilmartin einige Menschen zu finden, die sich redseliger gaben als der Tankwart.
Weiterhin musste er damit rechnen, dass die Bewohner nicht gern an die Vergangenheit erinnert werden wollten, denn auf dem Kirchhof hatte er nicht nur die Templer- auch die Gräber der Freimaurer entdeckt, und dieser Gruppe standen die meisten Menschen skeptisch und auch feindselig gegenüber, was Bill Conolly ebenso wenig begriff wie seine Freunde, denn Toleranz den andersdenkenden Menschen gegenüber gehörte einfach zum Leben.
Er durchwanderte die alte Kirche und fand auch jetzt keinen Hinweis darauf, dass sie noch benutzt wurde. Die Bewohner mieden diesen Ort, aus welchen Gründen auch immer.
Mittlerweile sickerten kaum noch graue Streifen durch die schmalen Fenster. Die Dunkelheit des Abends hatte sich über das weite, einsame Land mit seinen zahlreichen Seen, Hügeln, Wäldern und weiten Berghängen gelegt. Nur ganz im Westen schimmerte noch ein heller Streifen, der letzte Gruß der verschwindenden Sonne.
Auch Bill wollte die Kirche verlassen. Seine Sohlen hatten Spuren auf dem staubigen Steinboden hinterlassen. Innerhalb der Mauern kam es ihm noch kälter vor als draußen.
Wieder knarrte und schabte die Tür erbärmlich, als er sie aufzog. Mit seinen Gedanken war der Reporter schon in der nahen Zukunft, denn sein Entschluss, hier in Kilmartin zu übernachten, hatte sich nicht geändert. Außerdem musste er telefonieren.
Noch ein Ruck, dann hatte er die Tür so weit aufgezogen, dass er nach draußen schlüpfen konnte.
Er tat nur einen Schritt, der nächste »erstickte« bereits im Ansatz, denn Bill starrte auf einen Gegenstand, der waagerecht in der Luft lag und mit seiner Spitze genau auf seine Brust wies.
Es war das Mordschwert vom Loch Awe!
***
Der Doc hatte nur die Schultern gehoben und zu mir etwas gesagt, dem die anderen Männer der Mordkommission nickend zustimmten. »Es ist tatsächlich ein Selbstmord. Ob erzwungen oder nicht«, er hob die Schultern, »kann ich nicht sagen. Aber ich finde es schon außergewöhnlich, dass Sie uns zu einem Selbstmord rufen. Das ist doch sonst nicht Ihre Art, Mr. Sinclair.«
»Ausnahmen bestätigen eben die Regeln. Zudem wollte ich einen Fachmann zur Seite haben.«
»Und wer war der Tote, als er noch lebte?« fragte mich der Chef aus der Gruppe.
»Tja, das weiß ich auch nicht.«
»Jemand ohne Vergangenheit.«
Ich nickte. »Bis jetzt. Sie können mir glauben, dass ich die
Weitere Kostenlose Bücher