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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schroff und wandte sich ab, um sich nach ein paar Schritten erneut umzudrehen.
    »Ein Wort zu dritten, und Ihr und die Angesprochenen seid tot«, sagte er. »Verstehen wir uns?«
    »Natürlich, Monsieur!« versicherte Zamorra und lächelte. »Es bedarf dieser Drohung nicht, weil es eine Sache der Vernunft ist.«
    »Ich unterbreche euer trautes Männergespräch ja ungern«, drängte Eva. »Aber wollten wir nicht diesem Tiermenschen auf den Fangzahn fühlen und etwas für Nicole tun?«
    »Ihr jagt den Tiermenschen auch?« stieß deDigue hervor.
    »Er hat mir einen Zauber vermittelt, der uns wahrscheinlich zu ihm führt.«
    »Gut«, sagte deDigue. »Dann zaubert mal. Hoffentlich könnt Ihr's besser als der Schwarze. - Ich bin sicher, daß Ihr es besser könnt«, fügte er fast lautlos hinzu. »Sonst würdet ihr nicht schon etwa anderthalb Jahrhunderte leben - mindestens!«
    »Des Rätsels Lösung ist etwas anders«, raunte Zamorra zurück.
    Dann begann er, mit Don Cristoferos Degen Zeichen in den Boden zu ritzen.
    Es waren die Zeichen, die das Wer-Wesen ihm über Hercule übermittelt hatte.
    In der Beschreibung der einzelnen Zeichen und ihrer Positionierung war es bei weitem nicht so eindrucksvoll wie jetzt, da Zamorra das Gesamtbild schließlich vor sich sah.
    Eine dumpfe Furcht begann ihn zu erfüllen.
    Er kannte diese Zusammenstellung.
    Sie hatte ihn schon einmal fast das Leben gekostet…
    ***
    Diesmal bekam Nicole noch Zeit genug, nach Luft zu schnappen, ehe sie untertauchte. Aber sie fand kein Ziel, auf das sie schießen konnte. Der Fangarm entwickelte eine erschreckende Beweglichkeit, peitschte das Wasser wild auf und schleuderte dabei auch Nicole hin und her. Sie hatte größte Schwierigkeiten, die Waffe nicht zu verlieren.
    Die Orientierung verlor sie schon in den ersten Sekunden.
    Wo war oben, wo unten?
    Es schien, als spiele der Widerstand, den das Wasser bot, für den Fangarm keine Rolle. Für Nicole schon, die mit enormer Kraft hindurchgepreßt und gewirbelt wurde. Der Druck, der durch das rasende Bewegungstempo auf ihr lastete, drohte ihr die Luft aus den Lungen zu pressen.
    Sie schoß einfach um sich, ohne Ziel.
    Natürlich traf sie den Kraken nicht. Und auch nicht den Fangarm, der ihre Füße wie mit einer Stahlspange umschlossen hielt.
    Vielleicht hätte sie mehr Erfolg gehabt, wenn sie den Blaster auf Betäubung umgestellt hätte. Aber selbst wenn es ihr in diesem rasenden Chaos überhaupt gelungen wäre - sie traute sich nicht. Es gab keine Erfahrungswerte, wie die Schockstrahlen unter Wasser wirkten. Vielleicht übte die elektrische Entladung eine Art Stromschlag aus wie ein ins Badewasser fallender Föhn, und Nicole schoß sich damit praktisch selbst ab! Paralysiert im Wasser, würde sie zwangsläufig ertrinken…
    Aber wenn sie diese verdammte Bestie nicht bald töten konnte, würde sie ebenfalls sterben. Lange konnte sie diese Achterbahnfahrt nicht mehr aushalten!
    Doch dann wurde es für einen kurzen Augenblick ruhiger! Nicole wurde hochgeschleudert und sah etwas Licht - sie befand sich wieder in der Nähe des Luftschachts. Dorthin hatte sich das Monstrum inzwischen mit ihr bewegt… und jetzt erkannte sie in dem schwachen Licht etwas, das sie abermals zutiefst erschreckte: Der abgetrennte Fangarm vereinte sich wieder mit dem Krakenkörper!
    Er verwuchs wieder mit ihm, und das rasend schnell! Es war, als würde er nur einfach wieder eingeklinkt…
    Und im nächsten Moment versuchte der Krake auch schon, Nicole seinem gefräßigen Maul zuzuführen…
    ***
    »Nein«, murmelte Zamorra. »Das muß doch wohl nicht so sein…«
    Es war ein Zauber zur unmittelbaren Versetzung an einen anderen Ort!
    Es lag noch gar nicht lange zurück, da hatte Zamorra schon einmal versucht, einen solchen Zauber zu benutzen. Da war es darum gegangen, in das Versteck des Erzdämons Zarkahr einzudringen, um eine dort gefangene Frau zu befreien. Zamorra hatte die Methode in einer der unzähligen Schriften gefunden, die er in seiner umfangreichen Bibliothek gesammelt hatte.
    Aber, in der Beschreibung dieses Zaubers mußte ein Fehler gesteckt haben. Jedenfalls hatte der Versuch Zamorra und Nicole beinahe umgebracht. Irgendwie war ihnen in mörderischem Tempo Lebenskraft und Substanz entzogen worden, und das, obgleich sie nicht einmal wirklich dort materialisiert waren, sondern eher in einer nur halbverstofflichten Form.
    Daraufhin hatte Zamorra sich geschworen, von dieser Magie künftig grundsätzlich die Finger zu lassen.

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