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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie hatten mehr Glück als Verstand gehabt; nur ein paar Sekunden länger in dem halbstofflichen Zustand hätte ihren Tod, ihre Auflösung, bedeutet. [2]
    Und nun sah Zamorra hier die gleichen magischen Symbole vor sich, in der gleichen Anordnung!
    Die sollte er benutzen, um zu Nicole zu gelangen und ihr zu helfen?
    Das konnte er nicht!
    Bei ihrer Aktion gegen Zarkahr hatten sie auch nichts tun können. Halbmateriell, wie sie waren, hätten sie Jeanette Brancard nicht einmal mitnehmen können, wenn sie die Kräfte dazu noch besessen hätten. Und gerade dieser rapide Kräfteschwund hatte sie hilflos gemacht. Sie konnten noch von Glück sagen, daß Zarkahr ihren Zustand nicht begriffen hatte und vor Zamorra floh.
    Diesmal würde es nicht viel anders sein.
    Bis Zamorra etwas für Nicole tun konnte, würde er bereits zu geschwächt sein. Und damit ein weiteres Opfer des Tiermenschen werden! Der ging kein Risiko ein und fiel dann über den geschwächten und wehrlosen Zamorra her - oder er sah einfach nur zu, wie Zamorra starb!
    »Clever ausgedacht, mein Freund«, murmelte Zamorra.
    Um ein Haar wäre er in diese Falle getappt.
    Wenn er nicht erst vor kurzer Zeit jene negative Erfahrung mit eben dieser Art von Magie gemacht hätte…
    »Du zögerst?« fragte Eva leise. »Was ist?«
    Zamorra erklärte es ihr und den anderen.
    »Da ist ja auch ein Fehler drin«, platzte deDigue plötzlich heraus. »Moment mal!« Er nahm Zamorra den Degen aus der Hand, verwischte eines der in den Boden geritzten Zeichen und legte es mit der Klingenspitze neu an - spiegelverkehrt. Dann warf er den Degen mit der Spitze voran Don Cristofero zu: »Fangt auf, Saufnase!«
    Cristofero wich geschickt aus und griff erst zu, als der Degen an ihm vorbeizischte. Er bekam ihn am Korb zu fassen, warf ihn selbst noch einmal in die Luft und fing ihn dann richtig, um ihn in die Scheide zurückzustecken.
    Wölfisch grinste er deDigue an.
    »Ein Fehler? Wie kommt Ihr darauf, Monsieur?« fragte Zamorra.
    »Weil ich diese Art von Magie ziemlich gut kenne. Fragt lieber nicht, woher«, murmelte deDigue. »Hoffentlich ist wenigstens der dazugehörige Zauberspruch der richtige! Darf ich den mal hören?«
    Zamorra atmete tief durch. Er begann ihn zu zitieren.
    Im gleichen Moment packte deDigue den Dämonenjäger am Arm und zog ihn in den Zauberkreis mit den Symbolen.
    Zamorras Amulett begann grell aufzuleuchten. In diesem Moment stimmte Eva in die Beschwörung ein, ebenso wie deDigue.
    Sekunden später befanden Zamorra und deDigue sich an einem anderen Ort…
    ***
    Nicole sah vor sich einen mächtigen Papageienschnabel auftauchen, darüber ein überdimensionales Auge. Das war alles andere als ein normaler Krake. Das war ein Ungeheuer aus der tiefsten Hölle. Vielleicht schlimmer als das; unwillkürlich fühlte sie sich an Lovecrafts Beschreibungen über die unsagbaren Ausgeburten dämonischer Fantasie des Ctulhu-Mythos erinnert.
    Sie versuchte sich gegen das Ungeheuer zu stemmen, das jetzt einen zweiten Fangarm um sie schlang. Ihr rechter Arm war plötzlich blockiert, wurde gegen ihren Körper gepreßt, gerade so, als wisse das verdammte Biest, daß sie ihm damit gerade gefährlich werden wollte.
    Trotzdem versuchte sie zu schießen. Jetzt, da sie endlich nicht mehr wie wahnsinnig herumgewirbelt wurde, sondern auf ein Ziel zugerissen wurde. Ein Ziel, das sie jetzt endlich klar vor sich sehen konnte!
    Irgend wie schaffte sie es, die Hand so anzuwinkeln, daß sie blindlings schießen konnte.
    Ihr Zeigefinger preßte den Strahlkontakt nieder!
    Der blaßrote Laserblitz fuhr aus der Mündung - und abermals hörte Nicole das achtarmige Ungeheuer aufkreischen. Nur eine Sekunde später schlug etwas mit so fürchterlicher Gewalt gegen ihre Hand, daß sie glaubte, das Gelenk würde ihr zertrümmert. Jetzt war sie es, die schrie.
    Der Schmerz drohte ihr die Besinnung zu rauben. Daß sie den Blaster aus den kraftlos gewordenen Fingern verlor, merkte sie schon kaum noch.
    Der riesige Papageienschnabel wurde vor ihr plötzlich riesengroß. Eine schwarze Wolke quoll daraus hervor -dämonisches Blut!
    Sie hatte den Riesenkraken verletzt, aber das half ihr jetzt auch nichts mehr. Sie wurde in die Maulöffnung des Ungeheuers hineingestopft!
    Ihre Kraft reichte nicht mehr aus, sich dagegen zu wehren.
    ***
    Um Zamorra herum war Finsternis. Nicht weit entfernt hörte er Lärm. Gleichzeitig begannen seine Augen sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
    Nein, es war keine Finsternis.

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