0636 - Das Blut der Schwarzen Priester
»Keine mehr, Inspektor. Ich habe Ihnen alles gesagt.«
Sie verabschiedeten sich beim Doc voneinander, der ein bedenkliches Gesicht zog, als er sich die Hand des Mannes genauer ansah. Er wollte noch Fragen stellen, doch Suko hatte es eilig und bat den Arzt, sie zu verschieben.
Auf dem Krankenlager hatte es einen Mann wie ihn nicht mehr ausgehalten. Er fühlte sich nicht wie jemand, der liegen bleiben und seine Genesung abwarten muss. Er wollte aktiv sein und seinen Freund John nicht allein lassen.
Sir James würde Augen machen, wenn er plötzlich im Büro saß und von seinen Plänen erzählte. Die Schwarzen Priester oder wer auch immer hatten zugeschlagen. Suko kannte ihre genauen Pläne nicht, aber sie hatten unmittelbar mit dieser Britta Seels zu tun, sonst wäre das Mädchen nicht entführt worden.
Wohin hatte man es geschafft? Auf diese Frage eine Antwort zu finden war verflixt schwer, obwohl es eine Spur gab, wie Suko nach längerem Nachdenken feststellte.
Er wusste von Glenda Perkins, dass John Sinclair nach Hartford gefahren war. Suko hatte keine Ahnung, wen er dort treffen wollte. Er besaß einfach zu wenig Informationen. Sir James wusste vielleicht Näheres.
Glendas Gesicht zeigte Bedauern, als Suko sie nach dem Superintendenten fragte.
»Sorry, er ist unterwegs.«
»Wohin?«
»Ich soll ihn nicht stören, nur in dringenden Fällen, aber er war ziemlich sauer.«
Suko winkte ab. »Ich weiß, worum es geht. Er will sich über die CIA und deren Methoden beschweren.«
»Ist es denn dringend?«
»Ja, sogar noch dringender.«
Glenda gehörte zu den Menschen, die eingeweiht wurden, deshalb hielt sich der Inspektor auch nicht zurück, was gewisse Informationen anging. Er berichtete von den Vorfällen im unteren Trakt, und Glenda flüsterte: »Das ist ja furchtbar.«
»Richtig, aber ebenso furchtbar ist, dass John Sinclair allein auf weiter Flur steht. Ich kenne die Schwarzen Priester. Sie sind verdammt mächtig. Bisher stand uns Kara zur Seite. Wenn sie nicht dabei ist, sieht es böse aus.«
»Dann fahre nach Hartford. John wollte hin oder ist bereits da. Was dort genau passiert, weiß ich auch nicht. Jedenfalls scheinen die Fäden da zusammenzulaufen.«
»Den Eindruck habe ich auch.«
»Und das Mädchen ist wirklich verschwunden? Aus der Untersuchungszelle?«
»Ja, der Schwarze Priester hat es geholt. Dem guten Kollegen muss er vorgekommen sein wie der Teufel persönlich. Dann flammte das Bild auf, dass Britta ihm gemalt hatte, und verbrannte seine Hand. Der Mann hat einiges hinter sich.«
»Vielleicht ist der Schwarze Priester aus dem Bild gestiegen«, vermutete Glenda.
»Rechnen musst du mit allem.« Suko lächelte ihr zu. »So, ich jedenfalls bin weg.«
»Und dein Kopf?«
Der Inspektor lächelte. »Was ist mit ihm?«
»Der Arzt hat dir doch Schonung verordnet.«
Er winkte ab. »Ja, die Quacksalber verordnen vielen Menschen Schonung. Ich meine aber, dass die Betten für die Leute benutzt werden sollten, die es tatsächlich verdient haben, nicht für mich.«
»Hast du denn Schmerzen?«
»Auch nicht.«
Glenda sah Suko an, dass er sie belogen hatte, sagte aber nichts mehr. Es war wirklich besser, wenn er fuhr und John Sinclair in Hartford zur Seite stand.
Mit einem knappen Lächeln verabschiedete sich Suko. Im Gang wurde sein Gesicht wieder starr, und die Augen zeigten einen harten Blick. Als Optimist fühlte er sich in diesem Fall nicht. Er wusste um die Gefährlichkeit und Brutalität der Schwarzen Priester.
Mit der U-Bahn fuhr er zu seiner Wohnung. Der BMW stand in der Tiefgarage.
Die meisten Leute fuhren hinein, Suko gehörte zu den wenigen, die den Komplex verließen. Wo Hartford zu finden war, schaute er sich noch auf der Karte an und schätzte auch die Zeit ab, die er zurücklegen musste. Wenn er einigermaßen gut aus London rauskam, konnte er das Ziel in einer Stunde oder etwas mehr erreicht haben.
Er ahnte, dass es schlimm werden würde, denn die Schwarzen Priester gaben nie auf…
***
Nicht allein die Zeitüberlappung war für mich das große Problem, sondern die beiden Gestalten, wobei ich nicht einmal wusste, wer von ihnen gefährlicher war, der Schwarze Priester oder der veränderte Massenmörder Dutch Myer.
Die neue Welt schien endlos zu sein. Ich konnte einen violetten Himmel erkennen, der sich in der Ferne über dem rötlichen Licht abhob.
Ein dunkelblauer, irgendwo seidig schimmernder Himmel mit Sternchen darauf, die so stark funkelten, dass es aussah, als würden
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