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0636 - Der dunkle Lord

0636 - Der dunkle Lord

Titel: 0636 - Der dunkle Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verursachte, weil sie nur Drucktasten am Lenkrad als Hupenschalter kannte. Daß diese Schalter früher mal im Blinkerhebel oder in einem Chromring innerhalb des Lenkradkranzes untergebracht waren, konnte sie sich im Zeitalter der Airbags nicht mehr vorstellen.
    Bis Raffael ihre Hände vom Lenkrad zurückriß und sie anfuhr: »Würden Sie bitte gefälligst aufhören, diesen unerträglichen und völlig überflüssigen Lärm zu veranstalten?«
    Da endlich stieg sie mit zitternden Knien aus.
    Jetzt erst war ihr bewußt geworden, was sie getan hatte - sie hatte das Auto als Waffe benutzt.
    Um Menschen zu helfen und ein Monstrum unschädlich zu machen.
    Was aber, wenn es kein Monstrum war?
    Zögernd wandte sie sich Lamyron zu. »Was… was ist mit ihm?« fragte sie stockend.
    Bertrand hatte sich dem Geflügelten langsam genähert. Jetzt beugte er sich vorsichtig über ihn.
    »Sieht so aus, als wäre er tot«, stellte er heiser fest.
    »Gut«, murmelte Nicole geisterhaft. »Gut… tot… der Dunkle Lord ist tot…«
    Sie lehnte sich an den Wagen, wischte sich Tränen aus dem Gesicht. »Raffael? Waren Sie das? Ich kann Sie sehen, Raffael, ich kann wieder sehen… Haben Sie den Lord niedergefahren? Es war gut so, es war richtig. Sie hätten es nicht besser machen können.«
    Der alte Diener räusperte sich.
    »Verzeihen Sie, Mademoiselle«, sagte er. »Aber nicht ich saß am Lenkrad, sondern eines der Mädchen. Verstehen Sie es nicht so, daß ich mich der Verantwortung entziehen möchte; im Gegenteil. Ich habe es leider nicht verhindert, daß das Mädchen Lamyron niedergefahren hat.«
    »Lamyron?« murmelte Nicole. »Lamyron?«
    »Ja. Vielleicht war es gut, vielleicht auch nicht. Das kann ich nicht entscheiden. Er bedrohte Sie und den Professor und verließ den Kreis. Ich ahnte nicht, daß das Mädchen…«
    »Lamyron«, sagte Nicole. »Es war nicht Lamyron, den es erwischt hat. Es war der Dunkle Lord!«
    »Aber nein. Sie irren sich, Mademoiselle«, korrigierte Raffael. »Es war Lamyron.«
    Nicole gab sich einen Ruck.
    Sie konnte jetzt wieder richtig sehen. Ihre Augen hatten sich endlich von dem Lichtblitz erholt.
    »Es war sein Körper«, sagte sie. »Aber in ihm steckte der Lord. Was ist mit Zamorra?«
    »Er ist paralysiert.«
    Nicole ging zu ihm hinüber, nahm ihm das Amulett aus der Hand. Dann trat sie zu Lamyron.
    Sie strich mit der Silberscheibe über seinen Kopf und seinen Oberkörper. Es erfolgte keine Reaktion.
    Nicole richtete sich wieder auf, zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin sicher, daß er noch lebt«, sagte sie. »Zumindest Lamyron lebt noch.«
    »Aber er hat keinen Puls, und er atmet nicht«, warf Bertrand ein. »Wie kann er da noch leben?«
    »Er ist nicht menschlich«, sagte Nicole. »Hier ist Magie im Spiel. Ich bin sicher, daß er lebt. Aber der Dunkle Lord lebt auch. Corinnes Aktion war gut und richtig, aber vergeblich. Dieser Satan ist geflohen.«
    Sie sah Bertrand an. Er wirkte alles andere als erleichtert. Corinne lehnte am Wagen. Charlotte streichelte ihr Gesicht und sprach leise auf sie ein.
    Nicole sah wieder den Geflügelten an.
    Sein Puppengesicht zeigte ein höhnisches Grinsen.
    ***
    Der Dunkle Lord grinste höhnisch. Die Wunden, die Teri ihm gerade zugefügt hatte, schlossen sich rasend schnell wieder. Schwarzes Blut, das aus den Augenhöhlen gesickert war, kroch in sie zurück. Das Dämonenblut, das unter Teris Fingernägeln haftengeblieben war, schwebte in winzigen Tröpfchen ins Puppengesicht des Dunklen zurück… dann waren die kalten, funkelnden Augen wieder da.
    »Du kannst mich nicht verletzen«, sagte der Unheimliche. »Du mußt mir gehorchen, ob du willst oder nicht. Du hast keine Wahl. Gehorche oder stirb.«
    »Lieber sterbe ich«, fauchte die Druidin.
    »Oh, das solltest du dir noch einmal gut überlegen«, warnte der Lord. »Es stirbt sich nicht so leicht, wenn man es mit mir zu tun hat. Es wäre sicher sehr schmerzvoll und sehr langsam. Zudem würdest du nicht nur einmal sterben, sondern viele Male hintereinander. Du glaubst es nicht?«
    Sie starrte ihn voller Haß und Wut an.
    Doch, sie glaubte es ihm.
    Sie wartete nicht darauf, daß er noch einmal den Begriff Paradox-Magie benutzte. Sie war auch so sicher, daß er diese ominöse Zauberei meinte. Und sie war nicht daran interessiert, es auszuprobieren.
    Sie hing an ihrem Leben.
    Sie war noch jung, vielleicht die jüngste aller Silbermond-Druiden. Ein langes Leben lag noch vor ihr. Gryf war weit über 8.000 Jahre alt, und warum

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