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0636 - Der dunkle Lord

0636 - Der dunkle Lord

Titel: 0636 - Der dunkle Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hilfe anderer abhängig zu sein. Sie war eine sehr aktive Frau, sie haßte Abhängigkeiten jeglicher Art. Bevor sie etwas von anderen tun ließ, tat sie es lieber selbst, und sie wollte selbst über alles entscheiden können, was sie zu tun hatte. Gelähmt oder auch nur blind zu sein, war Horror pur.
    Und jetzt konnte sie nichts mehr sehen!
    Nur noch Schwärze, in der grelle Lichtexplosionen erfolgten und den Blendungseffekt ständig wiederholten!
    Aber gerade als sie hoffen wollte, diese Lichtblitze seien der Beweis dafür, daß ihre Sehkraft nur überlagert, aber nicht zerstört worden war, hörten sie auf. Da war nur noch die Schwärze!
    Und da war die unglaubliche Kraft des Dunklen Lords, die sie immer noch in ihrem Bann hielt! Sie konnte ohne Erlaubnis nicht einmal nach ihren Augen greifen und sich die Tränen aus dem Gesicht wischen, die von den Tränendrüsen permanent produziert wurden!
    Sie spürte seine Aura, merkte daran, daß er es tatsächlich geschafft hatte, den weißmagischen Sperrkreis zu überwinden. Er war ihr jetzt ganz nahe, der Lord, der sich im Körper Lamyrons versteckte!
    Sie war froh, daß sie Zamorra noch hatte paralysieren können. So blieb wenigstens er verschont. Sie hoffte, daß der Lord mit ihr fertig war und verschwand, ehe Zamorra wieder erwachte. Oder daß er Zamorra für nutzlos oder für tot hielt.
    Zumindest konnte der Dunkle Zamorra jetzt nicht ebenso beeinflussen, wie er das mit Nicole tat.
    Was später geschah…
    Sie hatte keinen Einfluß darauf, und sie konnte auch nicht darüber nachdenken. Die Macht des Lords griff zu und verhinderte es.
    Er war jetzt nah, ganz nah. Zum Greifen, und da spürte sie die Berührung seiner Hand.
    Da hörte sie aber auch einen Automotor, ganz nah, zum Greifen.
    Eine Blitzerinnerung durchzuckte sie: sie hatte das Motorgeräusch schon vorher gehört, die Annäherung aber nicht registrieren können, weil die Magie des Lords sie am Denken hinderte.
    Jetzt aber war das Auto da.
    Direkt neben ihr.
    Sie vernahm einen dumpfen Schlag.
    Die Hand, die sie berührte, war fort.
    Dafür streifte sie ein Windzug. Der Wagen raste direkt an ihr vorbei.
    Sie kannte den Motor.
    Das war die gewaltige 8,2-Liter-Maschine ihres Cadillac!
    Unwillkürlich ließ sie sich rückwärts fallen, von dem Windzug weg, fing ihren Sturz mit den Armen ab und schlug einen Purzelbaum rückwärts, um sich noch weiter in Sicherheit zu bringen. Aber das war nicht mehr nötig. Für sie bestand keine Gefahr.
    Jetzt nicht mehr.
    Von einem Moment zum anderen konnte sie wieder klar denken.
    Der Dunkle Lord manipulierte sie nicht mehr!
    Sie konnte wieder denken!
    Und - sie konnte wieder sehen…
    Ganz langsam kehrte das Licht in ihre schmerzenden und tränenden Augen zurück…
    ***
    »Hast du geglaubt, du könntest mir entkommen?« fragte das maskenhaft starre Puppengesicht. Der Dunkle Lord stand dicht vor Teri, so nah, daß sie keine Möglichkeit mehr hatte, davonzulaufen.
    Aber das hatte sie ohnehin nicht vor. Sie wußte um die Erfolglosigkeit dieses Unterfangens.
    Der Lord konnte sie gedankenschnell einholen.
    »Was willst du von Zamorra?« fragte sie. »Was willst du von Merlin?«
    Er griff nach der Kapuze seines Umhangs, zog sie sich wieder über den Kopf. Jetzt lag sein Gesicht im Schatten. Nur noch seine Augen funkelten.
    Wie macht er das? fragte sich Teri. Die Sonne stand so, daß sie ihm trotz der Kapuze noch ins Gesicht scheinen und zumindest einen Teil davon erhellen mußte. Aber das Gesicht war eine dunkle Fläche.
    »Kannst du es dir nicht denken?« fragte der Lord.
    »Was?«
    »Zamorra hat mir eine Niederlage bereitet. Meine Rache wird ihn vernichten.«
    »Aber Merlin? Was hat er dir getan? Ist es, weil er auf der Seite des Lichts steht? Ist er deshalb dein Feind, so wie Zamorra es ist?«
    »Merlin…«, murmelte der Dunkle Lord. »Merlin… auf der Seite des Lichts? Steht er jetzt dort? Oh, dort war er nicht immer, der große Zauberer. Er ist ein Abtrünniger. Ein Verräter. Dafür muß er bestraft werden. Oder was würdest du mit einem Verräter tun?«
    Teri schwieg.
    Sie wußte von dem Gerücht, daß Merlin der Sohn des Teufels sei. Es war in jener Zeit aufgekommen, als die Legenden um König Artus und seinen Berater erstmals niedergeschrieben wurden. In jener Zeit, in welcher die christliche Kirche so stark war wie nie zuvor und nie wieder danach und in der Zauberei grundsätzlich Teufelswerk war. Daß Merlin ein Zauberer war, konnte nie verleugnet werden, aber das paßte

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