0637 - Die Corr und der Träumer
Die Aufnahmeoptik des Bildsprechgerätes erfaßte auch die beiden Besucher.
»Sie können ruhig sprechen, Tackon«, sagte Norr. »Meine Besucher befassen sich ebenfalls mit dieser Sache. Sie kommen von Gaia.«
Damit war die Erde gemeint.
Der Agent räusperte sich. Dann fuhr er fort: »Ich bin dem Sender gefolgt, wie immer. Als ich sie erreichte, unterhielt sie sich mit einem Insekt, das sich selbst als Corr bezeichnete. Meines Wissens sind Corr gaianische Dämonen. Ich konnte auch eine dämonische Aura spüren.«
»Ihr Wissen ist richtig, Takkon, nur in einem Punkt nicht: Die Corr sind keine Insekten.«
»Es war auch kein richtiges Insekt«, führte Takkon weiter aus. »Es war ein säugerähnliches Wesen, vermutlich weibliche Unterart, mit bunten Insektenflügeln und Fühlern.«
»T'Carra«, sagte Merlin.
»Was geschah?« fragte Norr.
»Ich wurde entdeckt. Es muß die Corr gewesen sein. Sie floh. Die Druidin wurde anschließend auf mich aufmerksam. ›Fahrt doch zur Hölle, alle!‹ schrie sie. Sie hat festgestellt, daß ihr Kleid präpariert war, ließ es zurück und teleportierte. Mangels Sender ist es mir nicht möglich, ihren neuen Aufenthaltsort herauszufinden. Es wäre ein Zufallsergebnis nach längerer Suche.«
»Kehren Sie zurück«, sagte Norr.
»Vorausgesetzt, Ihr Gleiter befindet sich noch dort, wo Sie ihn geparkt haben. Rechnen Sie damit, daß die Druidin ihn gefunden und entwendet oder zerstört hat, um Sie an einer Verfolgung oder Rückkehr in die Stadt zu hindern. Sollten Sie nicht mehr mobil sein, senden Sie ein Peilsignal; man holt Sie dann ab.«
Der Agent gab eine Verwünschung von sich, bestätigte dann und schaltete ab.
Norr wandte sich wieder seinen Besuchern zu.
»Corr sind, wie ich von unserem Freund Zamorra weiß, äußerst gefährliche Dämonen. Sie verfügen über unglaublich starke magische Kräfte -relativ betrachtet«, schränkte er ein, sehr wohl um die unterschiedlichen magischen Potentiale wissend. »Ich darf das Auftauchen eines Corr nicht unterschätzen. Vor allem, wenn diese Corr sogar den Träumer austricksen konnte.«
Julian knurrte wie ein wütender Wolf.
»Ich werde entsprechende Maßnahmen einleiten«, fuhr Norr fort. »Und wir sollten auch Zamorra informieren. Es ist sicher besser, dieses Übel von mehreren Seiten an der Wurzel zu packen.«
»Ich regel das schon allein«, sagte Julian.
Aber Reek Norr schüttelte den Kopf.
»Das Risiko ist mir zu groß«, sagte er. »Es kommt nämlich hinzu, daß die Corr scheinbar Unterstützung durch die Druidin findet. ›Fahrt doch zur Hölle, alle!‹ Das gibt mir zu denken. Sie ist eine rechtmäßige Bewohnerin dieser Welt, im Gegensatz zu uns. Sie könnte sich mit der Corr verbünden, um uns vom Silbermond zu vertreiben.«
»Hätte sie denn einen Grund, euch von hier verjagen zu wollen?« fragte Merlin.
»Nein. Aber wer kann schon wirklich tief genug in die Gedanken, Wünsche und Träume eines anderen Wesens schauen? Ich möchte das Risiko nicht eingehen, deshalb rufe ich Zamorra an. Auch wenn du das nicht für nötig hältst, Säuger«, fügte er an Julian gewandt hinzu.
In Julians Augen blitzte es wütend auf. Der Träumer ertrug es nicht, wenn jemand sein Können anzweifelte. In diesem Punkt war er immer noch ein Junge, noch längst kein gereifter Erwachsener.
Merlin erhob sich und legte dem Träumer die Hand auf die Schulter.
»Du kannst ja versuchen, schneller und besser zu sein als Zamorra und wir«, schlug er gelassen vor.
***
T'Carra war nicht sicher, was sie von dieser Druidin halten sollte. Sie machte einen freundlichen, positiven Eindruck. Aber sie besaß magische Fähigkeiten und Kräfte wie die Echsenwesen, die diese kleine Welt ansonsten bevölkerten.
T'Carra war äußerst überrascht. Sie hatte bis zu diesem Moment nicht gewußt, daß es außer den Echsen noch andere Wesen hier gab. Gut, sie hatte die Welt, in die sie geraten war, auch nicht weiter untersucht. Sie war nur froh, endlich in Ruhe gelassen zu werden. Das war schon sehr viel wert.
Sie hielt sich von den Echsen fern. Die mußten nicht unbedingt wissen, daß ein anderes Wesen in ihren Lebensraum vorgedrungen war. Denn T’Carra war nicht sicher, ob sie bis ans Ende ihrer Tage hierbleiben wollte. Und solange sie nicht einschätzen konnte, wie die Echsen auf ein Wesen wie sie reagierten, wollte sie unerkannt bleiben.
Nun war sie entdeckt worden.
Die Druidin schien harmlos, aber da war der Echsenmann in ihrer Nähe, der sich
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