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0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Manchmal wirkt er durchaus reif und erwachsen, diesmal jedoch habe ich das Gefühl, daß er wieder in seine Trotzphase zurückgefallen ist.«
    »Davon verstehe ich nichts«, sagte Reek Norr. »Unsere Kinder sind anders als eure. Sie wachsen auf andere Weise heran.«
    »Sie werden über einen längeren Zeitraum von den Erwachsenen erzogen«, vermutete Merlin, »wie es in jeder Kultur üblich ist. Bei den Menschen auch, aber Julians Wachstumsphase bot nicht den Zeitrahmen dafür. Vergib ihm seine Arroganz und seinen Stolz.«
    »Ich werde es bei Gelegenheit in Erwägung ziehen«, sagte Reek Norr.
    »Und jetzt unterhalten wir uns mal etwas intensiver mit den Priestern der Kälte.«
    Merlin lächelte.
    »Eben das«, sagte er heiter, »war meine Absicht.«
    ***
    Vali war ziemlich sicher, daß T'Carra in jenem Baum gehockt hatte. Es paßte zu ihr, sich in höhere Gefilde zu flüchten, wenn sie sich bedroht fühlte. Schließlich hatte sie es bei ihrer Begegnung anfangs auch getan.
    Natürlich bestand die Möglichkeit, daß sich T'Carra inzwischen an einem ganz anderen Ort befand. Aber Vali glaubte sie richtig einzuschätzen.
    Als die Schmetterlingselfe auf ihre Rufe nicht antwortete, setzte Vali erst einmal ihren Weg fort.
    Vorsichtshalber rief Vali nach jedem zeitlosen Sprung nach T'Carra. Aber sie glaubte nicht mehr daran, daß die Corr noch weiter geflohen war. Sicher war das Fliegen für sie anstrengend, da sie Magie dafür einsetzen mußte. Die Schmetterlingsflügel waren von Stärke und Spannkraft sowie Ausdehnung bei weitem nicht groß genug, das Gewicht der Corr zu tragen. Sie waren wohl eher ein optischer Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Sicher konnte sie damit fliegen - aber wie weit?
    Nach ihrem letzten Sprung wartete Vali eine Weile. Dann kehrte sie wieder zu jenem großen Baum zurück, in dem sie T'Carra vermutete.
    »T'Carra!« rief sie laut. »Da oben muß es doch ziemlich unbequem sein! Warum zeigst du dich nicht einfach? Inzwischen müßtest du wissen, daß mir diesmal niemand folgt! Warum vertraust du mir nicht? Ich werde hier auf dich warten.«
    Sie setzte sich einfach im Schatten des Baumes auf den Boden.
    Da flatterte die Schmetterlingselfe zu ihr herab.
    ***
    Julian Peters war ein wenig ungehalten über den abrupten Abgang, den sich Merlin und der Sauroide verschafft hatten. Nachdenklich musterte er Takkon, überlegte, ob er ein Gespräch mit ihm anfangen sollte, und entschied sich dann dagegen.
    Es würde nur Ärger geben.
    Er hatte nichts gegen die Echsenleute. Er wollte sie nur ein wenig provozieren, ausloten, wo die Grenzen waren. Merlin hatte ihm das mit seinem Dazwischengehen gründlich versaut. Wieder einmal.
    Seltsamerweise gab es meistens Streit, wenn er auf irgendeine Weise mit dem alten Zauberer zusammenkam.
    Wortlos verließ Julian das Organhaus. Draußen auf der Straße sah er sich um. Es war eine sehr breite Straße, einem Platz nicht unähnlich. Als die Silbermond-Druiden die Stadt wachsen ließen, hatten sie sehr großzügig geplant.
    Sie waren auch nie gezwungen gewesen, in drangvoller Enge leben zu müssen wie die Menschen, die sich in Großstädten zusammenballten, weil es auf dem Land nicht genug Arbeit für sie alle gab. Die Druiden waren immer eine recht kleine Population gewesen, und selbst wenn es Millionen von ihnen gegeben hätte, wäre ihre Entwicklung dennoch ganz anders verlaufen als die der Menschen von der Erde. Was nicht zuletzt daran lag, daß sie mit ihren magischen Fähigkeiten ganz andere Voraussetzungen hatten, sich eine Existenzbasis zu schaffen. Wo Menschen sich in Abhängigkeiten begeben mußten, konnten Druiden zaubern…
    Mit einer Million Sauroiden war der Silbermond zwar auch noch nicht überbevölkert, aber der verfügbare Wohnraum wurde fast völlig ausgereizt. Denn viele der Organhäuser waren einst abgestorben, und Padrig YeCairn konnte sie nur allmählich wieder erwecken. Es brauchte seine Zeit, überall auf dem Silbermond aktiv zu werden und heilende und weckende Kräfte strömen zu lassen. Jedes ›tote‹ Organhaus mußte in einer umständlichen Prozedur einzeln behandelt werden.
    Hier konnte auch der Träumer nichts beschleunigen.
    Hier und da ließ man neue Organhäuser wachsen, in der alten Tradition der Druiden und in ihrer Art, Ansiedlungen zu planen und zu schaffen: Großzügig, weiträumig, hell.
    Es gab Platz genug.
    Julian sah zum Himmel hinauf.
    Die Sonne schien.
    Da der Silbermond sich im gleichen Abstand wie Luna zur Erde bewegte, nur in

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