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0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stecken. Sie haben möglicherweise die Druidin dazu veranlaßt, die Corr hierher zu holen. Mit dämonischer Hilfe werden sie versuchen wollen, ihre alte Macht von einst zurückzuerlangen.«
    »Unsinn!« warf Julian ein.
    Takkon drehte sich zu ihm um. »Sie kennen die Priester der Kälte nicht«, behauptete er. »Sie sind böse. Der Tempel hat seine Macht verloren, als wir hierher in Sicherheit gebracht wurden. Aber die Priester sind nach wie vor machtsüchtig. Sie können sich nicht damit abfinden, daß sie ihren Status als Retter der Welt verloren haben, und damit auch ihre Privilegien und ihr Ansehen.«
    »Ich habe die Priester der Kälte kennengelernt, wie sie früher waren«, sagte Julian. »Und du kannst mir glauben, Eidechsengesicht, daß…«
    Es klatschte.
    Julian zuckte zurück.
    Merlin betrachtete scheinbar erstaunt seine linke Hand. »Oh, ich glaube, ich werde alt«, sagte er. »Ich beginne unter unkontrollierbaren Zuckungen zu leiden. Habe ich dich dabei getroffen, Träumer? Du wirst mir das hoffentlich verzeihen…«
    Julian tastete nach seiner geröteten Wange.
    »Dinge dieser Art verzeihe ich vielleicht«, sagte er finster. »Aber ich vergesse sie nicht.«
    Merlin neigte den Kopf und wandte sich Takkon zu.
    »Mein impulsiver jugendlicher Begleiter wollte sagen, daß er in den Kälte-Priestern keine sonderlich große Gefahr sieht, denn ansonsten hätte er sich bereits mit ihnen befaßt. Die Sicherheit des Silbermonds ist ihm ein herzliches Anliegen.«
    »Dein impulsiver jugendlicher Begleiter, alter Mann«, knurrte Julian, »will darüber hinaus sagen, daß deine Anwesenheit hier weder länger erforderlich noch von sonderlicher Produktivität ist. Du hast meine Erlaubnis, die Traumwelt zu verlassen.«
    »Oh, ich halte mich aber sehr gern hier auf«, erklärte Merlin. »Ich fühle mich wohl in der Gesellschaft meiner sauroiden Freunde. Ich schlage vor, daß du dich zunächst einmal um Vali und T'Carra kümmerst. Aber bring sie nicht beide gleich um, ja? Unterdessen werde ich mit Reek Norr und Personen seines Vertrauens erörtern, in welcher Form möglicherweise Zamorra in das Geschehen eingebunden werden sollte.«
    »Ich fasse es nicht«, sagte Julian.
    »Du sagst mir, ich solle verschwinden?«
    »Das ist deine Kurzinterpretation dessen, was ich dir begreiflich zu machen bemüht bin«, erklärte Merlin trocken.
    »Du hast den Verstand verloren, alter Mann«, sagte Julian.
    »Oh, diese Zuckungen… es tut mir leid, ich habe sie wirklich nicht mehr unter Kontrolle. Du hast recht, Kind, ich bin schon sehr alt.« Sein erneuter Schlag war abermals völlig überraschend gekommen. »Reek Norr, mein Freund. Sicher kennen eure Mediziner ein hilfreiches Mittel gegen diese Alterserscheinung. Darf ich um eine Behandlung bitten?« Dabei grinste er so unverschämt, wie ihn noch niemand gesehen hatte.
    Julian kochte.
    Aber er steckte zähneknirschend zurück. Er trieb diese Kraftprobe nicht auf die Spitze. Vielleicht wurde ihm klar, daß er sich danebenbenommen hatte. Allerdings war auch Merlin nicht ganz mit sich selbst zufrieden. Er war zwar überzeugt, daß Julian die beiden kräftigen Ohrfeigen verdient hatte, aber Beleidigungen mit Gewalt zu beantworten, war nicht gerade das Lebensziel des alten Magiers.
    »Ich bringe dich persönlich in medizinische Obhut«, versprach Reek Norr sofort. »Die Priester der Kälte werden dich behandeln. Sie sind nicht nur unsere religiösen Führer, sondern auch unsere wissenschaftliche Forscher-Elite und auch unsere Mediziner, wie du sicher weißt, großer Merlin.«
    Natürlich wußte Merlin das.
    Er erhob sich und folgte dem Sauroiden.
    »Willst du diesen unerzogenen Schandbuben wirklich allein in deinem Haus mit deinem Agenten und deiner Gefährtin lassen?« raunte er Norr zu, als sie auf die Straße hinaustraten.
    Der Sauroide verzog sein Reptilgesicht zu einem vergnügten Grinsen.
    »Die Gefährtin hält sich zurück. Und sollte Takkon dem Träumer eine Abreibung verpassen, kann das doch sicher nicht schaden, oder?«
    »Gewalt als Erziehungsmaßnahme ist niemals gut«, sagte Merlin. »Ich würde mich sogar bei Julian für meine Reaktion entschuldigen, aber ich weiß auch, daß er nicht einmal das verstehen würde. Er versteht noch zu wenig von der Welt, und die Welt versteht ihn zu wenig. Er wurde zu schnell groß. Er ist noch ein Kind, Reek. Er ist sieben oder acht Jahre alt mit dem Verstand eines Mittzwanzigers, aber er hat eben zu wenig erlebt, um daran reifen zu können.

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