0637 - Die Corr und der Träumer
heimtückisch versteckt hatte und das Gespräch belauschte. T'Carra wußte nicht, ob sie Vali weiter vertrauen konnte. Hatten die Druidin und die Echse sich abgesprochen? Sollte Vali T'Carra so lange in Sicherheit wiegen, bis der Echsenmann zupacken konnte?
Oder war Vali selbst getäuscht worden?
Sie hatte ja ihren Lebensweg erzählt. Aber es bestand auch die Möglichkeit, daß sie mit çlen Echsen kooperierte, um überhaupt geduldet zu werden. Die Sauroiden, wie Vali sie nannte, waren in der Überzahl. Wenn sie beschlossen, Vali zu verjagen, konnte die Druidin sich nicht dagegen wehren. Deshalb mußte es doch für sie ratsam sein, zu tun, was die Echsen wollten.
Also doch eine Falle?
Vorsichtshalber war T'Carra geflohen. Sie mußte Zeit gewinnen und nachdenken.
Es dauerte nicht lange, bis Vali in ihrer Nähe erschien.
Die Druidin sah den Schmetterling nicht. T'Carra hockte hoch oben in den Ästen eines großen Baumes, vom Laub gegen die Sicht von unten geschützt. Sie selbst hatte dagegen eine gute Übersicht auf ihre Umgebung.
Vali war ihr wohl blind gefolgt, nur einer Ahnung nachgehend. Natürlich hatte sie gesehen, in welche Richtung T'Carra davongeflogen war, aber sie konnte nicht absolut sicher sein, ob T'Carra nicht außerhalb ihrer Sichtweite die Richtung geändert hatte.
Hatte sie nicht getan. Sie wollte schließlich wissen, wie Vali reagierte.
Die Druidin beherrschte eine eigenartige Form der Fortbewegung. Sie konnte plötzlich an irgendeinem Ort erscheinen.
Jetzt stand sie da und sah sich um. Fühlte sie T'Carras Nähe?
T'Carra wartete auf den telepathischen Tastversuch.
Aber er erfolgte nicht.
Vali sah zum Baum hinauf.
»T'Carra?« rief sie. »Bist du hier? Versteckst du dich da oben?«
Die Corr reagierte nicht. Sie bemühte sich auch, ihre Emotionen zu kontrollieren. Vorhin, als sie mit Vali sprach, hatte sie einmal gemerkt, wie ein Sturm von Gefühlen aus ihr hervorbrach. Den mußte die Druidin einfach wahrgenommen haben. Wenn jetzt wieder ähnliche Emotionen spürbar wurden, war das für Vali der beste Hinweis auf T'Carras Aufenthaltsort.
Deshalb versuchte die Schmetterlingselfe, nichts aus sich herauszulassen, selbst ihre Aura auf die Abmessungen ihres Körpers einzugrenzen. Es hatte sie viel hartes, zähes mentales Training gekostet, das zu erreichen. Aber Zorak hatte Wert darauf gelegt, daß sie diese Fähigkeit erlernte. Viele Dämonen konnten es, und es war wichtig, wenn man sich verstecken wollte.
Besonders für ein Wesen, das seines Aussehens wegen verstoßen und gejagt wurde. T'Carra wußte, daß die anderen Corr sie höchstwahrscheinlich töten würden, wenn sie ihnen über den Weg lief.
»T'Carra?« hörte sie Vali wieder rufen. »Bist du hier? Ich muß mit dir reden! Es war keine Falle! Ich bin selbst hereingelegt worden!«
Die Schmetterlingselfe antwortete nicht.
Nach einer Weile wandte Vali sich schulterzuckend ab - und verschwand einfach. War fort, von einer Sekunde zur anderen.
T'Carra wartete weiter ab.
Doch kein weiterer Verfolger zeigte sich.
***
Noch ehe Reek Norr Zamorra zu informieren versuchte, traf der Agent ein, der Vali beschattet hatte. Norr empfing ihn in seinem Organhaus. Die Sauroidin, die bei Merlins und Julians Eintreffen hier gewesen war, zeigte sich nicht mehr. Entweder hatte sie unendliche Geduld, oder sie hatte das Organhaus durch einen auf Gedankenbefehl geschaffenen anderen Ausgang längst verlassen.
Norr störte sich nicht daran, daß die beiden Gäste von der Erde sich immer noch in seinem Haus aufhielten. Er fragte Takkon nach seinen unmittelbaren Eindrücken.
»Ich halte diese Corr für äußerst gefährlich«, sagte er. »Sie macht zwar einen harmlosen Eindruck, aber gerade das könnte Täuschung sein. Sie versucht andere durch ihr Auftreten in Sicherheit zu wiegen.«
»Was führt Sie zu dieser Ansicht?« wollte Norr wissen.
»Dämonen sind eben so«, sagte der Sauroide. Er warf einen kurzen Blick auf Merlin und Julian, zeigte seine Neugierde aber kaum. Er schien durchaus warten zu können, bis man ihn auch ohne Nachfrage über den Grund des Hierseins dieser beiden für den Silbermond bedeutenden Persönlichkeiten aufklärte.
»Eine erschöpfende Auskunft«, brummte Norr sarkastisch. »Dämonen sind eben so… nun gut. Bitte schildern Sie den Vorfall so ausführlich wie eben möglich.«
Takkon ging ins Detail. Schließlich fügte er hinzu: »Ich halte es durchaus für möglich, daß die Kälte-Priester hinter der Angelegenheit
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