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0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schon eine Menge erlebt haben«, sagte Vali. »Du bist noch sehr jung, nicht wahr? Fast noch ein Kind.«
    »Ich bin schon längst kein Kind mehr«, erwiderte T'Carra. »Wesen meiner Art reifen schneller heran. Und wir leben auch länger als die Menschen.«
    Ein seltsamer Unterton schwang mit, als sie Menschen erwähnte. Vali ahnte, daß das mit ihrem Dasein als Wechselbalg in frühester Kindheit zu tun hatte. Aufgezogen von menschlichen Pflegeeltern, die durch Magie daran gehindert wurden, das zu sehen, was T'Carra wirklich war. Die Corr mußte Zuneigung zu ihren unfreiwilligen Pflegeeltern empfunden haben.
    Auch ein Hinweis darauf, daß sie alles andere als ein Dämon war.
    »Warum willst du den Kontakt mit mir?« fragte T’Carra. »Ich brauche dich nicht. Und du brauchst mich nicht. Wenn du Artgenossen suchst, findest du sie auf der Erde. Ich weiß, daß es dort noch Silbermond-Druiden gibt.«
    »Ich will dir nur helfen. Niemand darf einsam sein«, sagte Vali. »Es ist schlimm, niemanden zu haben, mit dem man sich aussprechen kann. Ich könnte es jederzeit. Aber du nicht.«
    »Ich brauche niemanden«, wiederholte T'Carra. »Du würdest mir einen Gefallen tun, indem du mich einfach vergißt.«
    »Ich kann dich nicht vergessen.«
    »Höre mir zu«, sagte T’Carra. »So viele haben immer wieder versucht, mich einzusperren unter dem Vorwand, mir helfen zu wollen. Die Menschen, die mich in den ersten Jahren aufgezogen haben. Dann Zorak, mein Elter - Zorak wollte nur das Beste für mich, aber es lief darauf hinaus, daß ich gefangengehalten wurde. Niemand durfte mich sehen, man hätte mich getötet. Wenn ich Zorak hin und wieder davonlief, um die Welt mit meinen eigenen Augen und Sinnen zu erleben, wurde ich sehr bald wieder eingefangen. Zorak bestrafte mich zwar nie, machte mir aber Vorwürfe. Und geistige Gewalt kann genauso schlimm sein oder schlimmer, als es körperliche Gewalt ist. Dann kamen Lucifuge Rofocale und Zarkahr. Auch sie behaupteten, nur das Beste für mich zu wollen. Aber auch bei ihnen war ich nur eine Gefangene. Sie wollten mich ausnutzen. Sage mir also nicht, du wüßtest, was gut für mich ist, und daß du mir dieses Gute angedeihen lassen willst. Ich bin T’Carra. Ich weiß selbst, was gut für mich ist, und ich kann inzwischen auch sehr gut auf mich selbst aufpassen. Ich bin aus Zarkahrs Gefängnis entflohen! Und wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, in der Nähe zu sein, hätte ich auch Zorak beschützen können. Aber ich war nicht dort, ich wußte nichts… und jetzt…«
    Sie verstummte, wandte sich ab und ging ein paar Schritte fort.
    Vali erhob sich und folgte ihr. Sie streckte die Hände aus, um T'Carras Schultern zu berühren - aber da waren die Flügel zwischen. So mußte Vali um die Schmetterlingselfe herumgehen.
    Sie sah das feuchte Schimmern von Tränen in T’Carras Augen.
    »Warte«, sagte sie leise. »Denke nach. Jeder braucht einmal Hilfe. Zorak hätte deine Hilfe gebrauchen können. Aber Zorak war allein, als sie starb. Nun bist du allein. Willst auch du sterben? Vielleicht brauchst auch du Hilfe. Nicht jetzt, sondern morgen oder in tausend Jahren. Ich will dir helfen.«
    Wieder wandte sich T'Carra von ihr ab.
    »Ich will dich nicht einsperren«, fuhr Vali fort. »Du kannst kommen und gehen, wie und wann du willst. Aber ich sage dir, wo du eine Zuflucht findest.«
    Blitzschnell faßte sie zu, zog T’Carra wieder zu sich herum. Rasch hob sie die andere Hand. Sie berührte die Stirn der Schmetterlingselfe mit den Fingerspitzen. Das vereinfachte den Kontakt. Zugleich projizierte sie telepathisch ein Abbild, eine Art Wegbeschreibung, zu ihrem eigenen Organhaus in T'Carras Gedächtnis. Von diesem Moment an wußte T’Carra, in welcher Organstadt und in welchem Haus sie Vali finden konnte.
    Die Druidin trat ein paar Schritte zurück und lächelte T'Carra freundlich an.
    »Was - was hast du getan?« stieß die Corr entsetzt hervor. »Was hast du mit mir angestellt?«
    »Ich habe dir den Weg gezeigt. Ob du ihn beschreitest, liegt an dir. Ich zwinge dich nicht. Ich bitte dich nur, mich zu besuchen. Du weißt jetzt, wohin du fliegen mußt.«
    »Fliegen?« murmelte T'Carra.
    »Oder besitzt du noch die Fähigkeit der Dämonen, dich durch Magie von einem Ort zum anderen zu teleportieren?«
    T'Carra antwortete nicht. Vielleicht wußte sie es selbst nicht.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Vali. »Denke nach, kleine Freundin.«
    Jetzt war sie es, die sich abwandte und aus der Bewegung heraus den

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