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0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewesen.
    Sondern das absolute NICHTS!
    Leere wäre vielleicht noch erträglich gewesen. Aber ein unvorstellbares, unbegreifliches Nichts, in dem nicht einmal mehr die Leere existieren konnte - ein Bereich, eine Grenze, hinter der es einfach kein Existieren mehr gab! Das war furchtbar.
    Die Weite des Silbermonds dagegen versetzte so manchen Sauroiden in Panik. Vor allem die jüngste Generation konnte mit diesem weiten, unendlich erscheinenden Land nicht viel anfangen. Sie kannten nur einen eng begrenzten Lebensraum. Diese endlosen Weiten machten ihnen Angst, und sie befürchteten unterbewußt eine Täuschung. Sie fürchteten, hinter dieser Täuschung verberge sich nach wie vor die Nicht-Existenz und verschlinge jeden, der auf sie hereinfalle.
    Takkon gehörte selbst zu denen, die manchmal unruhig wurden angesichts des weiten Horizonts. Aber er konnte damit leben.
    Langsam ging er zu seinem Gleiter zurück, stieg ein und startete. Dann gab er präzise Anweisungen an die anderen.
    Die Maschinen setzten sich in Bewegung, fächerten auseinander und glitten langsam in die ›Fluchtrichtung‹. Auf eine Weite von etwa drei Kilometern schwebten sie über das Land. Die Ortungssysteme arbeiteten. Laserkameras durchforschten Wälder und Wiesen. Takkon hoffte, daß das reichte, um die Corr zu finden. Er ging davon aus, daß sie nicht zwischendurch die Richtung gewechselt hatte.
    Was geschah, wenn sie sie aufspürten, darüber machte er sich vorläufig noch keine Gedanken.
    Aber er hatte den Befehl erteilt, im Zweifelsfall sofort mit Kältenadeln zu schießen.
    ***
    Reek Norr eilte Grak hinterher. Er wollte wissen, was der Kälte-Priester jetzt plante. Schon nach wenigen Schritten im vordersten Organhaus, in dem Grak verschwunden war, wurde er aufgehalten. Zwei Tempelsoldaten traten ihm in den Weg.
    »Dieser Weg ist nur für Priester der Kälte«, hieß es. »Kehre um und nimm den Eingang für die Gläubigen, die nicht dem Tempel verschworen sind.«
    Norr seufzte. »Ihr wißt, wer ich bin?«
    »Dieser Weg ist nur für Priester der Kälte«, wiederholte der erste der beiden Tempelsoldaten. »Kehre um und nimm…«
    »Ich habe mit Grak zu reden!«
    »Dann werden wir deine Bitte um eine Unterredung mit Grak an einen Priester weiterleiten.«
    Geduld war in diesem Moment nicht gerade Norrs Stärke. »Geht mir aus dem Weg«, verlangte er schroff. »Ich…«
    Plötzlich hielten die beiden Soldaten Nadler in den Händen. Die Waffen klickten leicht; Norr sah die Spitzen der Kältenadeln direkt in den Mündungen.
    »Ihr werdet nicht wagen…«
    »Du bist hier im Tempel«, sagte der zweite Soldat. »Niemand hat dich aufgefordert, hierher zu kommen. Du unterstehst hier unserem Gesetz.«
    Norr zögerte.
    Es gab eine Möglichkeit, die beiden Tempelsoldaten blitzartig auszuschalten, noch ehe sie auf ihn schießen konnten. Aber was dann? Eine Gewaltaktion im Tempel zog weitere Gewalt nach sich. War das zu rechtfertigen? Wahrscheinlich nicht. Die Priester würden diese Aktion für sich ausschlachten, mal ganz abgesehen davon, daß er selbst nichts damit gewann. Als einzelner kam er hier mit gewaltsamem Vordringen nicht weit. An Grak kam er so auf keinen Fall heran. Andere würden ihn unschädlich machen und aus dem Tempel schaffen - oder ihn einfach gefangensetzen und im günstigsten Fall öffentlich anklagen. Im ungünstigsten Fall…
    Nun, vielleicht unternahmen sie immer noch Experimente, für die sie die Lebensenergie von Sauroiden benötigten…
    Wortlos wandte Norr sich um und ging.
    Als er wieder ins Freie trat, war von Merlin nichts mehr zu sehen.
    ***
    Unterdessen traf Grak mit den Priestern Rrach und Tshat Zarrek zusammen. Beide gehörten zu jenen, die dem radikalen Feindbild-Kurs kritisch gegenüberstanden. Und beide standen auch Reek Norr neutral bis wohlwollend gegenüber. Als die Druidenseelen und die Schatten der Meeghs um die Macht auf dem Silbermond kämpften, hatten diese beiden Priester Norr geholfen und ihm das Leben bewahrt.
    Auch Grak hielt nichts davon, die alte Feindschaft weiterzuführen. Er war, wie Rrach, Zarrek und viele andere, der Ansicht, man müsse neue Wege gehen, in jeder nur denkbaren Hinsicht. Aber das war nicht die Ansicht derer, die im Tempel die Macht ausübten. Das waren die alten Betonköpfe, die nicht mehr fähig waren, nach so langer Zeit noch umzudenken und die Inhalte ihrer Lehren mit den Veränderungen der modernen Zeit zu vergleichen und eventuell anzupassen. Die alten Priester, die den Kälte-Kult

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