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0637 - Nackt in die Hölle

0637 - Nackt in die Hölle

Titel: 0637 - Nackt in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich keine Sekunde länger von dir auf den Arm nehmen, mein Junge. Ich will endlich wissen, was los ist. Weshalb sind keine Besucher in diesem verdammten Museum, weshalb nicht?«
    Er hielt den Mund offen, seine Zunge schlug auf und nieder. »Weil - weil es geschlossen ist.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, verdammt!«
    »Ich habe kein Schild gesehen, das darauf hinwies.«
    »Das hat die alte Elfriede entfernt, verstehst du? Sie wusste, dass ich kommen würde. Sie hat es weggenommen, damit du keinen Verdacht schöpfst.«
    »Das habe ich in der Tat nicht.« Jane ließ ihn los und stieß ihn von sich. »Fein eingefädelt, Ritchie, eine fast perfekte Falle, aber nur fast, mein Lieber.«
    Die Wand hatte ihn aufgehalten. Dort blieb er stehen, tief Luft holend und mit vom Körper gespreizten Armen. »Keine Gewalt, Süße, keine Gewalt. Schone deine Kräfte. Ich bin sicher, dass du sie noch brauchen wirst. Ganz bestimmt sogar.«
    »Die Kugel, Ritchie, wo finde ich sie? Du kennst dich hier aus. Es gibt nicht nur den einen Raum hier - oder?«
    Er deutete nach vorn. »Da ist eine Tür. Wenn du durch sie hindurchgehst, kommst du in einen anderen.«
    »Was finde ich da?«
    »Eine Welt.«
    »Wieso?«
    »Na ja…« Ritchie wand sich. »Das Mittelalter. Eine Szene, weißt du. Drinnen und draußen.«
    Jane nickte ihm zu. »All right, mein Junge, all right, sehen wir uns die Sache mal an. Aber du gehst vor.« Sie eilte auf ihn zu und packte ihn fest im Nacken.
    »He, lass mich doch allein gehen!«
    »Das ist mir sicherer.« Jane kümmerte der Protest nicht. Erst als Ritchie die Tür aufgestoßen hatte, stoppte sie ihn, damit er ebenfalls das Licht einschalten konnte.
    Wieder verteilte es sich punktuell. Weniger als Spot, die normalen Lichtquellen überwogen und strahlten die Szenen an, von denen Ritchie gesprochen hatte.
    Es war eine sehr große Halle, in der sie sich aufhielten. Die breite Holzstiege führte in die Höhe zu einer Galerie hinauf, wo der Besucher ebenfalls durch ein kleines Dorf wandern konnte. Die Menschen wurden durch Puppen dargestellt.
    Einen Scheiterhaufen entdeckte Jane hier nicht. Dafür andere Szenen, die ebenfalls schlimm waren.
    »So haben sie früher die Hexen gejagt«, sagte Ritchie. »Da, schau dir die Häscher an.«
    Er meinte damit die Männer mit den Hellebarden und Lanzen, die ihre Waffen gegen zwei Frauen stießen. Die lagen rücklings nebeneinander auf einem angedeuteten Marktplatz.
    Gaffendes Volk umstand die Szene. Männer, Frauen und Kinder. Selbst die empfundene Schadenfreude spiegelte sich auf den künstlichen Gesichtern der Puppen wider.
    »So fing es früher an. Dann folgte die Folter, danach der Scheiterhaufen, aber das weißt du selbst.«
    Jane Collins ließ den Knaben reden, denn sie interessierte etwas ganz anderes. Es waren die beiden Frauen, die so dicht beieinander lagen. In Jane war ein bestimmter Verdacht aufgekeimt, den sie bestätigt sehen wollte.
    Sie musste sich an den Häschern vorbeidrücken. Die Figuren rochen muffig. Jane hatte das Gefühl, als würde ein Schweißgestank in ihre Nase steigen.
    Irritiert schaute sie in die Gesichter der Puppen. Lebten sie, waren sie tot?
    Plötzlich vermengten sich Schein und Wirklichkeit. Jane brauchte einige Zeit, um sich zu erholen, dann senkte sie den Blick und schaute geradewegs in die Gesichter der Frauen.
    Eines war schon älter, das andere jünger!
    Innerhalb des Baumstamms hatte sie die Gesichter zuletzt gesehen. Da hatte sich das Jüngere über das Ältere geschoben, damit beide Gesichter zu einem werden konnten.
    Hier waren sie getrennt.
    Mutter und Tochter - die Ähnlichkeit war frappierend. Auch trugen sie die gleiche Kleidung, wobei die der Tochter mehr zerfetzt war als die ihrer Mutter.
    Sie lagen auf dem Rücken. In den Augen und auf den Gesichtern zeichnete sich die Angst ab, doch die Häscher hatten noch nicht zugestoßen. Ihre Lanzenspitzen und die Klingen der nach unten zeigenden Schwerter schwebten dicht über den Körpern.
    Jane empfand die Szene trotzdem als schlimm. Sie wusste ja, was folgen würde. Ihr kam der Verdacht, dass sie den Weg der beiden Frauen begleiten musste, um an die geheimnisvolle Kugel zu gelangen, die das Höllenfeuer löschte.
    Langsam verließ sie den Kreis. Ritchie hatte gewartet. Mit schief gelegtem Kopf schaute er sie an.
    »Na, bist du jetzt schlauer?«
    »Ein wenig schon.«
    Ritchie bewegte seine gespreizte Rechte hin und her. »Es ist schon die richtige Richtung, die du eingeschlagen hast, Jane. Ich

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