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0637 - Nackt in die Hölle

0637 - Nackt in die Hölle

Titel: 0637 - Nackt in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich den Kerl und schüttelte ihn durch. »Hör zu, ich will mich nicht von einem wie dir an der Nase herumführen lassen, okay?«
    »Schon gut, Hexe, schon gut.«
    Jane Collins ließ ihn los und spürte im selben Moment die Veränderung, die in ihr vorging.
    Hitzewellen durchströmten ihren Körper, fingen in den Waden an und stiegen hoch bis zum Kopf, wo sie ein Schwindelgefühl verursachten. Jane taumelte, das Geländer gab ihr zum Glück den nötigen Halt. Aus dem Dämmer hörte sie erst Ritchies Lachen, danach seine Stimme. »Ich habe es gewusst, so reagieren nur Hexen. Sie merken, dass hier oben andere Gesetze herrschen. Ja, sie merken es genau.«
    Jane konnte und wollte nicht widersprechen. Sie musste sich einfach den Tatsachen stellen. Die Wärme in ihrem Innern blieb, allerdings schwächte sie sich ab.
    Für Ritchie hatte sie den Hexentest bestanden. Er lachte hart. »Ja, du bist es! Ich habe es gesehen. Keine normale Frau hätte so reagiert wie du. Das tun nur Hexen.« Er lachte rau. »Von Beginn an wusste ich Bescheid. Ich brauchte nur in deine Augen zu schauen, um die Hexe in dir erkennen zu können.«
    »Hör damit auf, verdammt!«, beschwerte sich Jane. »Das habe ich schon zu oft gehört.«
    »Na und? Ist es nicht wahr? Diese Galerie ist der Hexentest. Den haben auch Mutter und Tochter damals durchmachen müssen.«
    »Schalte endlich das Licht ein!«
    Obwohl sich Ritchie in ihrer Nähe bewegte, hatte Jane Mühe, seinen Standplatz genau zu erkennen, weil es einfach zu düster war. Hier oben herrschte auch eine andere Luft. Sie war viel stickiger, von ungewöhnlichen Gerüchen geschwängert, als würde sich Dampf in schmalen Wolken verteilen und sich beim Atmen auf die Lungen legen.
    Ritchies Schritte klangen dumpf wie eine Botschaft, als er zum Schalter ging. Es schien ein innerlicher Zwang zu sein, dass er sich immer selbst darstellen musste, egal wie. »Gleich wirst du es sehen, Hexe. Mach dich auf etwas gefasst. Und ich habe den Beweis, dass es auch moderne Hexen gibt.«
    Die Schritte verstummten.
    Jane gab es nicht gern zu, aber die Worte und Handlungen des jungen Mannes hatten sie irgendwie nervös gemacht.
    »Jetzt!«, sagte er.
    Gelogen hatte Ritchie nicht. Jane drehte den Kopf sofort nach rechts, weil sich dort etwas tat. Es fiel kein Spot in die Tiefe, das Licht stammte aus verschiedenen Lampen, die in einer bestimmten Formation auf dem Boden angebracht worden waren.
    Aus den blassen Augen der Leuchtkörper stachen die Lichtinseln auf eine bestimmte Szene zu, die in ihrer Grausamkeit die finstersten Zeiten des Mittelalters dokumentierten.
    Den schlimmen Tod von Menschen!
    Jane sah die beiden Henker, die ihre Richtbeile noch umklammert hielten. Sie hatten nach wie vor eine schlagbereite Haltung eingenommen, obwohl der eigentliche Vorgang schon vorbei war.
    Die beiden Körper von Mutter und Tochter hingen noch über den Richtklötzen. Die Hälse lagen in den Mulden, aber die Köpfe waren nicht mehr vorhanden.
    Sie lagen in einem großen ovalen Korb dicht vor den Klötzen. Der Ausdruck auf den Gesichtern war so echt, dass Jane sich nur schütteln konnte. Der Künstler, der diese Szene nachmodelliert hatte, war ein Meister seines Fachs.
    Diesmal umstand die Szene kein neugieriges Volk. Dafür erschien die Gestalt des jungen Mannes.
    Ritchie hatte sich hinter einer Bohlenwand versteckt gehalten.
    »Na? Was sagst du?«
    Jane gab keinen Kommentar ab. Sie ging mit unsicheren Schritten vor, bis sie die Körbe erreicht hatte. Dann schaute sie nach unten, direkt in die beiden Gesichter hinein.
    Mutter und Tochter hatten schwarzes Haar. Beide konnte man als hübsche Frauen bezeichnen, auch nach heutigen Maßstäben. Ihre Mörder wirkten vierschrötig und brutal. Sogar das Blut an den Beilen war von dem Künstler nicht vergessen worden.
    »Nun, Jane, was sagst du?« Ritchie stand ihr gegenüber. Zwischen ihnen befand sich der Korb.
    Sie schluckte und nickte. »Es ist in seiner Echtheit und Perfektion schon beeindruckend.«
    »Ja, das sage ich auch immer wieder. Und erst einmal die Besucher. Du musst erleben, wenn sie plötzlich vor dem Tod stehen und nicht wissen, was sie sagen sollen. Es ist der reine Wahnsinn, glaub mir, aber so war das früher nun mal.«
    »Bist du sicher, dass es Hexen gewesen sind?«, erkundigte sich Jane.
    »Ja und nein. Wenigstens waren es keine Hexen im landläufigen Sinne. Die einen sagen, es wären weiße Hexen gewesen, die dem Teufel die Zähne zeigen wollten. Es ist nicht genau

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