0637 - Nackt in die Hölle
noch Reste von Hexenkräften, doch eine magische Abwehrwaffe, von der mit Silberkugeln geladenen Astra-Pistole einmal abgesehen, besaß sie nicht. Wenn sie hier etwas ändern wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als die goldene Kugel zu finden, um damit das Feuer zu löschen.
Wieder blieb sie gedanklich an dem Begriff Feuer hängen. Es konnte durchaus sinnbildlich gemeint sein. Wenn das zutraf, musste die goldene Kugel in der Lage sein, die gesamte Welt zu verändern und das Teuflische zu besiegen.
Jane ärgerte sich über sich selbst, dass sie nur nachdachte und nichts tat. Erholt hatte sie sich schon einigermaßen, und sie drückte sich nun wieder zurück. Automatisch schaute sie dabei auf den Stamm, wo sie ein nächstes magisches Phänomen erlebte.
Der Stamm weinte Blut…
Es rann aus den Kerben, fand seinen Weg entlang der zahlreichen Risse und lief dem weichen Erdboden entgegen, der das Blut sofort aufsaugte.
Für Jane war es nicht erklärbar. Sie sah, wo sich die Quellen befanden.
Genau dort, wo die mit menschlichem Blut geweihten Nägel in die Rinde getrieben worden waren.
Für Jane war dieser Baum so etwas wie eine magische Basis auf dem Gelände. Er enthielt Kräfte, die auch über weite Entfernungen hinweg Kontakt aufnehmen konnten, wie Jane in London erlebt hatte. Eigentlich musste ihr Führer mehr wissen. Sie drehte sich zu Ritchie um, wollte ihn ansprechen, doch der war nicht da.
Wo er eigentlich hätte stehen müssen, sah sie ihn nicht. Sie hatte auch nicht gehört, dass er weggegangen wäre, und wenn, dann musste er sich klammheimlich aus dem Staub gemacht haben.
Warum?
Niemand war da, der ihr die Frage hätte beantworten können, aber sie wollte mit Ritchie reden. Jetzt brauchte sie ihn, zudem hatte sie sich an ihn und seine Eigenheiten gewöhnt.
»Ritchie!«
Zunächst rief sie mit leiser Stimme, dann lauter, aber er gab keine Antwort.
Es war für Jane etwas mühsam, den Stamm zu umkreisen. Sie musste sich an der Rückseite durch Gestrüpp zwängen, doch auch hier fand sie keine Spur des jungen Mannes.
Automatisch fiel ihr Blick auf das Haus!
Die Mauern stießen sie irgendwie ab, gleichzeitig aber luden sie die Detektivin ein, dem Haus einen Besuch abzustatten. Sie musste wieder an die goldene Kugel denken und konnte sich sehr gut vorstellen, dass dieses relativ große Haus zahlreiche Verstecke bot, um die Kugel zu verbergen.
Durch das Gelände führten zahlreiche schmale Wege. An einigen Stellen standen Tafeln, um etwas zu erklären, ein besonders breiter Weg aber führte direkt auf das Haus und dessen breite Eingangstür zu.
Den schlug Jane ein.
Sie schaute des Öfteren zurück, weil sie auch mit anderen Besuchern rechnete, doch sie war allein auf dem Gelände.
Eingerahmt von zwei sich im lichten Wind bewegenden Bambussträuchern, ragte ein gewaltiger Mammutzahn aus dem Boden, dessen Bedeutung auf einer Tafel erklärt war.
Solche Zähne waren früher pulverisiert worden, damit das Pulver eine Medizin ergab, die gegen das Böse schützte.
Jane schüttelte den Kopf. Bisher hatte sie davon auch noch nichts gewusst.
Von Ritchie sah sie nichts. Auch hinter den Fenstern des Hauses brannte kein Licht. Wenn Jane durch die Scheiben sah, blickte sie in ein schummriges Halbdunkel.
»He!«
Sie schrak zusammen, als sie Ritchies Stimme hörte. Urplötzlich tauchte der junge Mann wieder auf. Er hatte hinter einem dornigen Busch gelauert, das Gesicht zu einem breiten Grinsen verzogen.
Er nickte und fragte dann: »Hast du es geschafft?«
»Ja, wie du siehst.«
»Gut.«
»Moment«, sagte Jane, als sie sah, dass sich Ritchie abwenden wollte. »Wo bist du gewesen?«
»Hier.«
»Weshalb…?«
»Okay, okay, ich bin weggelaufen. Ich - ich hatte plötzlich nicht mehr die Traute, verstehst du?«
»War es etwas anderes?«
»Nein, ich wusste, dass du es schaffst. Du bist doch eine Hexe. Die Ausstrahlung ist vorhanden. Ich weiß nur nicht, ob du gut oder böse bist.«
»Vielleicht eine graue.«
Er kicherte. »Wirklich ätzend, dein Humor.« Er schaute sich um. »Wir sollten weitergehen«, schlug er vor. »Schließlich hast du eine Aufgabe zu erfüllen.«
»Welche denn?«
»Die Kugel, du musst die Kugel finden.«
Bevor sich Ritchie abwenden konnte, packte Jane zu. Er schrie unter ihrem Griff auf und beschwerte sich über die Kraft der Detektivin. »Hätte ich dir nicht zugetraut.«
»Ich will wissen, was mit der Kugel ist. Ich glaube dir jetzt, dass es sie gibt.«
Er leckte über
Weitere Kostenlose Bücher