0637 - Nackt in die Hölle
Gestalten. Das musst du wissen.«
»Und welche Gestalt hat er jetzt angenommen?«, erkundigte ich mich.
»Die des Dämons. Er ist in der anderen Welt und wartet auf die blonde Frau.«
Das konnte ich mir verdammt gut vorstellen, und mir war nicht wohl bei dem Gedanken.
»Auf was wartest du denn?«, höhnte Elfriede mich an. »Los, rede schon! Doch nicht auf ihre Befreiung?«
»In der Tat.«
»Nein, du wartest auf deinen Tod. Ich halte die Waffe nicht grundlos in der Hand. Ich bin bereit, sie zu benutzen.«
»Das könnte ein Fehler sein!«
»Welcher denn?«
»Erstens Polizistenmord…«
»Hach!«, schrie sie. »Der Tod eines Bullen. Wen kümmert das schon? Die Hölle bestimmt nicht.«
»Das ist möglich, aber ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
Sie nickte. »Du musst dich nur beeilen, bevor die Kugel den Lauf verlässt.«
»Keine Sorge, es nimmt nicht viel Zeit in Anspruch.« Ich streckte die rechte Hand vor, die ich noch zur Faust geschlossen hielt. Zwischen den Fingern der Linken befand sich die schmale Leuchte.
»Was ist denn?«
»Sehen Sie genau her!« Ich öffnete die Faust sehr langsam, damit sie sah, was auf meiner Handfläche lag.
»Ein Kreuz!«, keuchte sie. »Na und?«
»Es leuchtet!«, flüsterte ich. »Es zeigt an, wo sich die Magie verborgen hält. Damit werde ich gewinnen, damit werde ich…«
Mein linker Arm bewegte sich ebenfalls. Der feine Strahl der Leuchte fand sofort sein Ziel. Er blendete die Frau, die jetzt merkte, dass ich sie hereingelegt hatte.
Ich handelte auch sofort, und sie schoss!
***
Ja, es gab ihn zweimal, denn er erschien ebenfalls aus dem Dunkel des Stollens.
Eine schwankende Gestalt, mit beiden Amen winkend, und dieser Ritchie sah so aus, wie Jane ihn im Bus kennen gelernt hatte.
Wer aber war der andere?
Ihn nur als Dämon zu bezeichnen war Jane einfach zu simpel. Dahinter musste mehr stecken, weit mehr. Hier wurde ein sehr gefährliches Spiel getrieben.
Ritchie lief, er wollte die Höhle verlassen. Dagegen hatte das monströse Wesen etwas. Es brauchte nur einen Arm kurz zu bewegen, um den jungen Mann zu stoppen.
Der Schlag erwischte Ritchie voll. Er schleuderte ihn zur Seite, und erst die Stollenwand stoppte ihn. Er sank zu Boden.
Vielleicht wäre ein anderer bewusstlos geworden, bei Ritchie traf es nicht zu. Er richtete sich wieder auf und brüllte seine Not hinaus, obwohl aus einer Platzwunde Blut über sein Gesicht rann.
»Hör nicht auf ihn, Jane! Nimm die Kugel und vernichte ihn! Er hat es nicht anders verdient. Er ist ein Killer, ein Mörder, denn er hat meine Mutter umgebracht!«
Wieder spürte Jane den Schock. Sie duckte sich zusammen, denn mit dieser Neuigkeit hatte sie nicht gerechnet. Wenn es stimmte, was Ritchie da gesagt hatte, dann musste dieses Monstrum sein Vater sein.
»Ist er dein Vater?«, brüllte Jane.
»Ja, er ist es. Er ist mein Vater. Ich heiße Casinius, er heißt ebenfalls so. Er ist mein Vater!«
»Wieso kann jemand, der so aussieht…?«
»Jane, das ist anders. Er sieht nicht immer so aus. Wenn er in unsere Welt geht, nimmt er sein normales Aussehen an. Dann ist er der Chef in diesem Museum. Ich habe dir meinen Nachnamen nicht gesagt, aber ich heiße Casinius. Ich wollte ihn stoppen. Ich suchte verzweifelt, und ich habe dich gefunden. Er hat es nicht gemerkt, erst zum Schluss, aber da war es zu spät, da bist du schon hier gewesen. Ich habe ihn lange täuschen können, jetzt nicht mehr. Jetzt musst du es durchstehen. Töte diesen verdammten Zwitter, töte diesen Freund der Hölle!«
Wahrheit, Lüge? Jane Collins konnte es nicht sagen. Auf keinen der beiden wollte sie sich verlassen, nur noch auf sich selbst, und sie gab sich den inneren Ruck.
»Ich werde jetzt zu euch kommen, um mein Versprechen einzulösen. Und keiner kann mich aufhalten!«
Jane zögerte keine Sekunde. Sie wollte die Entscheidung, und sie wollte auch Ritchie beistehen, der über sich selbst hinausgewachsen war und sich gegen seinen Vater gestellt hatte.
Was musste er gelitten haben, als er erfuhr, mit welchen Dingen sich sein Vater beschäftigte! Jane verstand seine Reaktion jetzt besser. Er hatte lange nach einer Chance gesucht und sie endlich gefunden.
Die unbekleidete Jane Collins ließ den Rauch zurück und setzte ihren Fuß auf die erste Stufe, dessen Gestein eine gewisse Wärme ausströmte.
Der Dämon wartete auf sie. Um seinen Sohn kümmerte er sich nicht. Ritchie stand jammernd im Eingang der Höhle und war damit beschäftigt, sich das Blut aus
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