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0639 - So freundlich wie der Teufel

0639 - So freundlich wie der Teufel

Titel: 0639 - So freundlich wie der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn?«
    »Vorhin.«
    »Stimmt nicht, ich…«
    »Yves, ich bitte dich.« Sie sprach wieder sanft und auch vorwurfsvoll mit ihm. »Weshalb lügst du denn, Yves? Da bin ich aber von dir enttäuscht, mein Junge.«
    »Wieso, ich lüge nicht.«
    »Doch, ich kann mich auf meine Ohren verlassen. Noch etwas Yves, es tut mir nicht einmal leid.«
    Jamie Steel lächelte böse, sie zielte dabei auf das rote Tuch.
    Sie schoss!
    Diesmal war kaum Blut zu sehen, denn das Tuch saugte es auf, als es aus der Wunde quoll.
    Yves Klein wankte zurück. Er gab Laute von sich, die nichts Menschliches mehr an sich hatten.
    Röchelnd brach er in die Knie, drehte sich zur Seite und kippte um.
    Einfach so…
    Tot blieb er liegen, und beide Leichen rahmten den Wagen ein wie eine makabre Performance. Passend zu diesem Gebiet, das schon seit Jahren zu den Schlimmsten in New York zählte.
    South Bronx…
    Jamie Steel ging nicht hin, um sich vom Tod der Männer zu überzeugen. Sie wusste, dass sie tot waren. Denn andere so zu erledigen gehörte zu ihren Stärken.
    Dann ging sie weg.
    Lässig, nicht mehr so steif, in der Hüfte schwingend. Es war der Schritt einer Siegerin.
    Wieder einmal…
    Sie lachte leise, als sie daran dachte, dass sie den vielen Rätseln noch ein weiteres hinzugefügt hatte, an dem sich ihre »Kollegen« abermals die Zähne ausbeißen konnten.
    Wenig später war sie weg, als hätte es sie nie gegeben…
    ***
    Wer in der South Bronx sein Leben fristete, stank eigentlich immer. Dieser Stadtteil verbreitete einen bestimmten Geruch, das jedenfalls behaupteten die, die nicht dort lebten. Die Bewohner hoben darüber nur die Schultern, aber es stimmte, daran gab es nichts zu rütteln. Das wusste auch der sechzehnjährige Moses, der im Schatten eines Abfallbergs aus Blech, Steinen und verfaulten Pflanzen sowie verdorbenen Essen hockte und nicht wagte, sich zu rühren.
    Er war vor Angst wie eingefroren, denn er hatte den zweifachen Mord hautnah miterlebt.
    Ein weiblicher Bulle tötete.
    Das wollte Moses nicht in den Kopf. Nicht dass er die Bullen gemocht hätte, nein, in diesem Getto mochte keiner die Blauhemden, aber dass sie so abgebrüht waren, hätte er nicht gedacht. Hinzu kam, dass es sich um eine Frau gehandelt hatte.
    Sechzehn Jahre alt war Moses. Einige Zeit hatte er in Erziehungsanstalten verbracht, war wieder entlassen und auf die Straße zurückgeschickt worden, hineingesetzt in eine Gegend, in der es nur Elend und Verbrechen, aber keine Hoffnung gab.
    Andere in seinem Alter hatten schon ihren ersten Totschlag oder Mord auf dem Gewissen.
    Nicht Moses. Okay, er hatte gestohlen, sich auch geprügelt, mal mit dem Messer gedroht und zugestochen, aber nicht gemordet. Möglicherweise hatten die Worte seiner Mutter, einer gläubigen Baptistin, doch etwas bei ihm bewirkt. Sehr lange und sehr intensiv hatte sie auf ihren Sohn eingeredet, sich nicht dem Bösen hinzugeben und den Verlockungen des Teufels zu verfallen.
    Nun war sie den Verlockungen verfallen, denn man hatte sie beim Ladendiebstahl erwischt. Es war leider ein superteurer Pelzmantel gewesen, bei einem geringeren Wert hätten sich die Bullen kaum darum gekümmert.
    Jetzt hockte sie vier Wochen in einem Lager, und ihr Zuhause war zu einem Chaos geworden.
    Moses fühlte sich so verflucht allein. Er hatte an seiner Mutter gehangen und alles versucht, sie nicht in dieses Lager kommen zu lassen. Es war vergeblich gewesen, doch durch die Hilfe eines im Dienst ergrauten Cops war es ihm gelungen, seine Mutter besuchen zu können.
    Dieser Cop war für ihn der Strohhalm. Er arbeitete in einem der gefährlichsten Reviere der Welt, in der Festung, wie man das in der South Bronx nannte. Und er hatte es geschafft, zwischen Moses und sich eine Basis des Vertrauens aufzubauen.
    An ihn musste der Junge denken, als er sich endlich aus seinem Versteck erhob und mit vorsichtigen Schritten über die Fahrbahn lief. Er dachte daran, dass ihn andere einen Feigling genannt hatten, weil er nicht mit nach Manhattan zu den Demos gegangen war, um Randale zu machen. Jetzt wünschte er sich, er wäre mitgegangen, doch er hatte dem Cop versprochen, nicht zu gehen.
    Irgendwo war Moses auch stolz darauf, das Versprechen eingehalten zu haben.
    Bewusst hatte er sich gedanklich abgelenkt, als er auf den Toten starrte. Yves Klein war in der Bronx ein Begriff gewesen, eine Macht. Kaum jemand hatte sich an ihn herangetraut, und jetzt lag er auf dem schmutzigen Boden, eingepackt in seinen teuren Anzug und mit

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