0639 - So freundlich wie der Teufel
Nacht.«
»Einverstanden.« Er schob die Brille zurück. »Sie müssen damit rechnen, auf einen Ihrer Freunde zu treffen. Asmodis. Die Teufelsfratze auf einer Patrone zeugt nicht eben von einem normalen Mord oder Gangsterkrieg.«
»Das stimmt.«
Sir James erhob sich. Er lächelte. »Dann werde ich die Tickets bestellen lassen. Und treiben Sie es nicht zu toll in New York.«
»Keine Bange, wir kommen schon zurecht«, sagte ich grinsend. »Schließlich sind wir nicht zum ersten Mal dort.«
»Das stimmt.«
Ich hatte meine Hände in die Hosentaschen gestemmt, als ich neben Suko zurück zu unserem Büro ging. Bei jedem Schritt schaute ich auf den Fußboden.
»Was hast du?«
»Im Prinzip nichts. Ich komme mir nur allmählich vor wie ein Globetrotter. Heute Venedig, morgen New York, und wo werden wir übermorgen sein?«
»Keine Ahnung, Alter.« Suko lachte. »Das ist das Schöne an unserem Job. Man erlebt immer wieder Überraschungen.«
Glenda, die heute eine leichte Stretchhose in einem tiefen Orange trug, zupfte an den Ärmeln ihres weißen T-Shirts, als wir das Vorzimmer betraten.
»Hallo, Gäste«, sagte sie nur.
»Wieso das?«
»Ich habe die beiden Tickets für New York schon bestellt. Ihr düst doch schon wieder ab.«
»Stimmt.«
Sie bekam den schwärmerischen Glanz in die Augen. »Es ist einfach wunderbar, so in der Welt herumreisen zu können. Euren Job möchte ich wirklich mal haben.«
Ich kniff ein Auge zu. »Aber ohne Dämonen. Oder nimmst du die auch in Kauf?«
»Darauf verzichte ich gern.«
»Wir auch, nur haben wir es nicht so gut. Wir sind für sie wie zwei Magneten.«
»Das ist eben euer Schicksal.«
»Und du hast kein Mitleid?«, fragte Suko augenzwinkernd.
Sie streichelte seine Wange. »Jeden Tag, mein lieber Suko. Das fängt am Morgen schon an, wenn ich ins Büro komme.«
Suko wehrte sich nicht. Bevor Glenda zu mir kommen konnte, war ich schon in mein Büro geflüchtet, schaute in den herrlich blanken Maihimmel und hoffte, dass in New York ähnlich schönes Wetter herrschte…
***
Unter uns lag die Riesenstadt ausgebreitet wie auf einem Tuch, durch das zusätzlich noch das Grünblau des Meeres schimmerte und wir im Westen die Flüsse Hudson und East River sahen, die die Insel Manhattan einrahmten.
Obwohl wir schon oft in den Staaten gelandet waren, waren wir stets aufs Neue beeindruckt. Für die Touristen war es ein Erlebnis, durch die langen Zollkontrollen zu wandern, die uns glücklicherweise erspart blieben, denn das grinsende Gesicht unseres blonden Freundes Abe Douglas konnten wir nicht übersehen.
»Hi, ihr beiden Geisterjäger!« Er stürmte auf uns zu, es begannen die Umarmungen und das Schulterklopfen.
»Wie war es?«
»Gut.«
»Das freut mich.«
»Aber es wird nicht so bleiben, fürchte ich?«, erkundigte sich Suko.
Abes Miene verschloss sich. Er stand vor uns, wühlte sein Haar auf und schüttelte den Kopf. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, welch einen Horror wir hier momentan erleben. Wir jagen ein killendes Teufels-Phantom. Könnt ihr euch das vorstellen?«
»Noch nicht.«
»Aber ihr werdet es erleben.« Er wurde sachlich. »Der Hubschrauber steht bereit, wir brauchen uns nicht durch den Verkehr und in die Tunnel hineinzuquälen.«
»Stark!«, lobte ich ihn.
»Wir wissen schließlich, was wir Freunden schuldig sind. Außerdem zählt jede Minute.«
Suko wollte wissen, wie viele Tote es schon gegeben hatte.
»Genau achtzehn!«
Da schwiegen wir beide. Erst im Hubschrauber kamen wir wieder auf das Thema zu sprechen.
Abe musste laut sprechen. »Es ist immer das Gleiche. Da erscheint eine Frau in der Uniform eines Cops und killt. Sie schießt einfach los, das ist Irrsinn.«
Ich runzelte die Stirn. »Gab es da nicht einen Film, wo eine Polizistin die Hauptrolle spielte?«
»Ja, Blue Steel. Aber die Handlung läuft anders, das könnt ihr mir glauben.«
»Vielleicht ahmt die andere Person die Frau aus dem Film einfach nach«, sagte Suko.
»Das kann möglich sein, muss aber nicht. Wir alle sind der Meinung, dass es an den Kugeln liegt.«
»Die mit der Teufelsfratze.«
»So ist es.«
»Du hast sie untersuchen lassen?«, fragte ich.
Beinahe böse schaute mich Abe Douglas an. »Natürlich, John, was denkst denn du.«
»Kam etwas dabei heraus?«
Der G-man ballte die rechte Hand zur Faust. »Nein!«, knirschte er. »Nein, es kam nichts dabei heraus. Es waren völlig normale Bleimantelgeschosse, nur eben mit diesem verfluchten Zeichen versehen. Sie ist
Weitere Kostenlose Bücher